Dritte Staffel „Master of None“: Ein Beziehungsdrama in fünf Akten
In ihrer neuen Staffel ist „Master of None“ nicht wiederzuerkennen. Aber diese Neuerfindung ist das Beste, was der Serie passieren konnte.
Ganze 15 Minuten dauert es, bis Dev (Aziz Ansari) seinen ersten Auftritt hat. Bemerkenswert ist das, weil die zwei vorherigen Staffeln von „Master of None“ eigentlich nur aus Ansari bestanden: Er war eben nicht nur Regisseur, Drehbuchautor und Produzent, sondern auch Hauptdarsteller.
Dev, ein indisch-amerikanischer Mittdreißiger, war in Brooklyn immer auf der Suche: nach dem neuen Auftrag als Schauspieler, der großen Liebe oder den besten Tacos der Stadt. Das klappte mal mehr, mal weniger gut, weswegen Dev zeitweise die trashige TV-Show „Clash of the Cupcakes“ moderiert oder viel Zeit auf schlechten Dates verschenkt. Doch Scheitern hin oder her, den Zuschauer:innen blieb immer etwas zum Lachen.
Mit der dritten Staffel ist das Lachen verschwunden. Master of None ist keine Comedyserie mehr, sondern ein Beziehungsdrama in fünf Akten. Und die Serie ist kaum mehr wiederzuerkennen: Körnige Bilder im 4:3-Format, lange Szenen, Minuten verstreichen ohne Dialoge, und die Punchlines sind auch weitestgehend verschwunden, stattdessen ist jedes Detail ästhetisch abgestimmt. Die Serie lässt sich Zeit und zeichnet das Porträt einer queeren Schwarzen Ehe. Und diese Neuerfindung ist das Beste, was der Serie passieren konnte.
Und sie kam nicht ohne Grund. Ein Jahr nachdem die zweite Staffel ausgestrahlt wurde, beschuldigte eine Frau Ansari, sie bei einem Date sexuell bedrängt zu haben. Die Vorwürfe lösten in der #MeToo-Bewegung eine Debatte über Konsens, Nötigung und schlechte Dates aus. Ansari äußerte sich spärlich, sprach die Vorwürfe ein Jahr später in einem Comedy-Special an und war dann erst einmal von der Bildfläche verschwunden. Bis nun vor Kurzem überraschend die dritte Staffel der Erfolgsserie angekündigt wurde, in der Ansari vor allem hinter der Kamera agiert. Gemeinsam mit Alan Yang führt er Regie, das Drehbuch hat er mit Lena Waithe geschrieben.
Scheinbar perfekt
Dass sie als Duo gut funktionieren, haben sie schon in der Thanksgiving-Folge der zweiten Staffel beweisen. Wofür sie 2019 mit einem Emmy ausgezeichnet wurden – Waithe war damit die erste Schwarze Frau, die diese Auszeichnung erhalten hatte. Waithe kann nicht nur gut schreiben (und das hat sie mit „The Chi“ und „Queen & Slim“ zur Genüge bewiesen), sondern auch schauspielern, beweist sie jetzt.
Ihre Figur Denise steht im Zentrum der dritten Staffel. Mittlerweile Bestseller-Autorin, hat sie das Leben in Brooklyn mit dem auf dem Land getauscht. Dort wohnt sie mit ihrer Frau Alicia (Naomie Ackie) in einem liebevoll eingerichteten Cottage. Alles wirkt irgendwie stimmig, doch die scheinbar perfekte Ehe der beiden wird immer wieder auf die Probe gestellt.
„Master of None“, dritte Staffel, fünf Folgen, bei Netflix
(Un)erfüllte Kinderwünsche, Selbstverwirklichung, Vorstellungen von Treue – die Themen nehmen der Serie die Leichtigkeit, für die diese bekannt war. Doch trotz einer von Einsamkeit und Verlust geprägten Geschichte bleiben der Serie trotz allem auch Momente zum Wohlfühlen erhalten.
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