: Nur verteilen, was man auch hat
Die vom Bund angekündigte Aufhebung der Impfpriorisierung stößt im Senat auf wenig Gegenliebe
Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) warnt vor allzu hohen Erwartungen an die vom Bund angekündigte Aufhebung der Impfpriorisierung. Der zum 7. Juni geplante Schritt erfolge „absehbar zu einem Zeitpunkt, zu dem noch immer eine Knappheit an Impfstoff herrscht“, so Leonhard. Die Liefermengen reichten nach wie vor nicht aus. „Wir könnten in eine Situation kommen, in der wir ohne Priorisierung dastehen – und ohne Impfstoff“, sagte sie. Viele Berechtigte, die schnell eine Schutzimpfung erhalten wollten, stünden dann wenigen Terminen gegenüber, sagte die Senatorin. „Das bedeutet, dass wir uns gemeinsam darauf einstellen müssen, dass es noch etliche Wochen dauern wird, bis für alle ein Angebot gemacht werden kann.“
Die Einführung der Priorisierung sei sinnvoll gewesen, um besonders Gefährdete zuerst in Sicherheit zu bringen, sagte Leonhard. „Sie bleibt so lange sinnvoll, wie es nicht genug Impfstoff gibt, um allen ein Angebot machen zu können – denn so lange wird es schwierige Verteilungsfragen geben.“ Wenn es keine verbindlichen Regelungen mehr gebe, „wer im Konfliktfall zuerst eine Schutzimpfung erhalten soll, werden womöglich andere Aspekte als der objektive Bedarf eine größere Rolle spielen“.
Auch Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hatte betont, dass ein Ende der Priorisierung erst Sinn ergebe, wenn genügend Impfstoff verfügbar sei. Ob Hamburg die Priorisierung andernfalls über den 7. Juni hinaus beibehalten wird, ließ er aber vorerst noch offen.
Das Impfzentrum werde auf jeden Fall zunächst weiter betrieben, allein schon „um für alle, die eine Erstimpfung erhalten haben, auch die Zweitimpfung sicherzustellen“, sagte Leonhard. „Die zentrale staatliche Rolle endet jedoch, und damit liegt der größte Teil der Verantwortung für Terminvergabe, Organisation und Durchführung der Impfungen in den Arztpraxen.“ (dpa)
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