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Abfallreform der UmweltministerinEin Plan für die Tonne

Rieke Wiemann
Kommentar von Rieke Wiemann

Weniger Mikroplastik in der Natur will Umweltministerin Schulze. Und setzt bei der Entsorgung an. Nur: Besser wäre es, von vornherein fein zu trennen.

Eigentliche Wurzel des Problems: Bürger*innen, die auch Plastikpackungen in die Biotonne werfen Foto: Karsten Schmalz/imago

D ie Idee von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD), die Verbreitung von Mikroplastik in der Natur einzudämmen, ist zwar löblich: Sie will die Qualität von Biomüll verbessern, der letztlich als Dünger oder Kompost in Böden und Gewässer gelangt. Doch an der Umsetzung hapert es gewaltig, denn Schulze setzt an der falschen Stelle der Entsorgungskette an – bei den Kompostier- und Vergärungsanlagen.

Sofern der Bioabfall mehr als 0,5 Prozent Fremdstoffe wie Plastik enthält, müssen sie ihn künftig erst bereinigen, bevor sie ihn verarbeiten. Statt an der Ursache anzusetzen – nämlich bei den Bürger*innen, die neben Kartoffelschalen und hartem Brot auch wahllos Plastikpackungen in die Biotonne werfen –, will die Regierung nur die Symptome lindern. Das ist ungefähr genauso sinnlos, wie einen Schimmelfleck im Badezimmer einfach nur zu überpinseln.

Viel effektiver wäre es, zu verhindern, dass überhaupt erst Plastik in den Biomüll gelangt. Umweltverbände rufen zu Recht nach schärferen Kontrollen der Tonnen und Konsequenzen bei Fehlwürfen. Gleichzeitig muss die Regierung dafür sorgen, dass alle Haushalte eine Biotonne haben, damit es die Küchen- und Gartenabfälle auch in die Kompostieranlagen schaffen.

Obwohl die Kommunen seit sechs Jahren dazu verpflichtet sind, das Trennen von Biomüll anzubieten, besitzt laut Naturschutzbund nur jeder zweite Haushalt eine solche Tonne. Das ist fatal, denn viele Kon­su­men­t*in­nen ohne Biotonne und ohne Komposthaufen schmeißen die Abfälle in den Restmüll – und der wird verbrannt. Nach Schätzungen des Umweltbundesamts besteht der deutsche Restmüll zu fast 40 Prozent aus Biomüll.

Dabei ist Biomüll das Mittel gegen Naturzerstörung schlechthin. Aus den Abfällen kann sowohl klimafreundliches Biogas entstehen als auch umweltfreundlicher Kompost und Dünger, der Torfe und chemische Stickstoffdünger ersetzt. Um das Potenzial von Biomüll voll auszuschöpfen, muss nicht nur der Anteil an Plastik und anderen Fremdstoffen radikal minimiert, sondern auch die Biotonne zur Pflicht gemacht werden.

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Rieke Wiemann
Korrespondentin
Jahrgang 1994, ist Korrespondentin in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, hat ihr Volontariat bei der taz absolviert.
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1 Kommentar

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  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    "Besser wäre es, von vornherein fein zu trennen."

    Es tut mir leid, aber in meinem Wohnblock scheinen die Mieter mit Mülltrennung völlig überfordert zu sein.



    Aufklärung tut not - was gehört in welche Tonne!!



    Da sehe ich auch die Vermieter in der Pflicht!

    Auch werden ab und an Müllbeutel neben die Tonnen gestellt. Die Öffnung der Mülltonne scheint zu schwierig zu sein. Auch ganze Kartons, nicht zerkleinert, lagern öfters dort.



    Wer sowas tut, hat "die die Kontrolle über sein Leben verloren.“



    ―frei nach Karl Lagerfeld