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Somalia-Terrorgruppe gegen AstraZenecaLieber Honig und Schwarzkümmel

Die islamistischen Shabaab-Rebellen in Somalia lehnen AstraZeneca gegen Covid-19 ab. Es gebe wirksame Hausmittel gegen das Virus.

Gesundheitsministerin Fawziya Abikar Nur erhält Somalias erste Corona-Schutzimpfung, 16. März Foto: Feisal Omar/reuters

Berlin taz | Die bewaffneten Shabaab-Islamisten in Somalia, die weite Landesteile kontrollieren, raten vom Einsatz des AstraZeneca-Impfstoffes gegen Covid-19 ab. Der Impfstoff „richtet mehr Schaden als Nutzen an und hat eine Reihe von schädlichen Nebenwirkungen“, erklärte die terroristische Gruppierung in einer am Dienstag verbreiteten Stellungnahme mit dem Titel „Somalias Muslime müssen den unsicheren Coronavirus-Impfstoff (AstraZeneca) ablehnen“.

Zur Begründung verweisen die Shabaab unter anderem auf Deutschland. „Wegen seiner Unwirksamkeit und schädlichen Nebenwirkungen haben mehrere europäische Nationen – darunter Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Irland und andere – ebenfalls die Anwendung des AstraZeneca-Impfstoffes in ihren jeweiligen Ländern aus Sicherheitsgründen suspendiert. Dies sind Länder mit viel besseren medizinischen Ressourcen als das ungläubige somalische Regime, das nicht einmal über qualifiziertes medizinisches Personal oder Labore verfügt, um die Effizienz, Sicherheit oder Wirkung des Impfstoffes zu prüfen.“

In Somalia bekämpfen die Shabaab-Islamisten seit Jahren die wechselnden Regierungen in der Hauptstadt Mogadischu, deren Armee von afrikanischen Eingreiftruppen, der Türkei und EU-Ausbildungshilfe unterstützt wird. Am 15. März hatte die Regierung in Mogadischu ihre ersten Corona-Impfstoffe über das globale Covax-Programm zur kostenlosen Versorgung ärmerer Länder erhalten: 300.000 Dosen AstraZeneca-Impfstoff vom Serum-Institute in Indien.

Als erstes wurde Somalias Gesundheitsministerin sowie die für den Kampf gegen die Pandemie in Somalia wichtigsten Ärzte geimpft. Die Impfstoffe werden seit vergangener Woche in Impfzentren landesweit gebracht – eine Kampfansage an die Autorität der Shabaab in den von diesen kontrollierten oder gefährdeten Regionen.

Muslime sollen „Ungläubige meiden“

„Gläubige“ könnten sich gegen Krankheit mit Honig und Schwarzkümmel schützen, so die Shabaab. Sie machen „Kontakt mit Ungläubigen“ als Infektionsquelle verantwortlich und sagen, davon könne man nicht nur Covid-19 bekommen, sondern auch „Krankheiten, die das Herz schädigen, die Religion korrumpieren und ins Höllenfeuer führen“.

Muslime seien angehalten, sich von allen Nichtmuslimen fernzuhalten. „Die Leute, die in Quarantäne gehören, sind die Ungäubigen. Allah hat die Ungläubigen als dreckige und unreine Menschen bezeichnet, die jederzeit zu meiden sind.“ Die ausländischen Militärbasen in Somalia und ihre Bewohner seien die wichtigste Covid-19-Infektionsquelle.

Offiziell verzeichnet Somalia aktuell 11.292 Covid-19-infektionen und 521 Coronatote, aber die Zahlen gelten nicht als verlässlich. Über die Hälfte der gemeldeten Infektionen und drei Viertel der Todesfälle wurden in den vergangenen zwei Monaten verzeichnet.

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7 Kommentare

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  • Es hat doch auch was Gutes, wenn sich die Terroristen nicht impfen lassen. Ich wünsche ihnen viele Infektionen und schwere Verläufe. Und der Weg ins Höllenfeuer ist dann auch nicht mehr weit ...

  • @MUSTARDMASTER

    LibreOffice ist schon mal ein guter Anfang: Ich habe das Dashboard genommen, um eine einigermassen aktuelle Abschätzung der verimpften AZ-Dosen zu erhalten. Einfach nach der entsprechenden Spalte (ich glaube, das war die zweite) filtern, zusammenaddieren, fertig: das kann Ihr LO calc bestimmt (ich ziehe Emacs vor, deshalb kann ich Ihnen en detail nicht sagen, wie das geht, aber das kriegen Sie schon hin).

  • @JOSSI BLUM

    Machen Sie sich die Sorgen, die Sie sich machen wollen. Wenn Sie aber hier Desinformation verbreiten, dann müssen Sie es auch aushalten, dass Ihnen widersprochen wird.

    • @tomás zerolo:

      Da verwechseln Sie was : Wenn jemand von seiner Verunsicherung aufgrund der Ereignisse schreibt und deswegen nun eine andere Meinung hat als Sie ,ist das nicht gleich Desinformation.



      Außerdem frage ich mich wie Sie Scherzkeks mit dem Verweis auf

      [1] impfdashboard.de/s..._timeseries_v2.tsv Ihre Aussage "Wenn ich [1] richtig interpretiere, dann hatten wir gerade 36 Fälle von Sinusvenenthrombosen, davon 9 tödlich... bei etwa 3.8 Mio. Dosen AZ." begründen wollen. Mir werden bei Libre Office unter Linux vier Spalten mit date- impfstoff-region-dosen angezeigt. Sonst gibt es keine weiteren Kategorien.Mit der Tabelle alleine können Sie also nicht irgendwelche Aussagen über Komplikationen belegen. Ich würde sagen da bewegen Sie sich selber in der Grau- bzw. Grenzzone zur Desinformation! :-P

  • @JOSSI BLUM

    Haben Sie keine andere Sorgen?

    Wenn ich [1] richtig interpretiere, dann hatten wir gerade 36 Fälle von Sinusvenenthrombosen, davon 9 tödlich... bei etwa 3.8 Mio. Dosen AZ.

    Das ist eine Inzidenz von rd. 1/100000 pro... was auch immer für ein Zeitraum hier zugrundegelegt wird. Höher zwar, als die "natürliche" Inzidenz, aber immer noch an der Grenze dessen, was eine sichere statistische Auswertung erlaubt.

    Die Sterberate bei Covid-19 ist um ein Vielfaches höher, verdammt noch mal!

    Sicher muss mensch dem nachgehen. Aufgrund der Hypothese, dass Frauen zw. 20 und 40 ein höheres Risiko haben könnten ist es sinnvoll, AZ für andere Bevölkerungsgruppen vorzuschlagen.

    Das wird alles bereits gemacht! Wo ist dann das Problem?

    [1] impfdashboard.de/s..._timeseries_v2.tsv

    • @tomás zerolo:

      Überlassen Sie es doch bitte mir und jedem anderen Menschen, ob und welche Sorgen er sich macht. Ich möchte jedenfalls nicht zu denen gehören, die zwar nach einer AZ-Impfung nicht an Covid, dafür aber an einer Thrombose sterben, die durch den Impfstoff hervorgerufen wird. Und dass ein Zusammenhang besteht, kann man wohl nicht mehr von der Hand weisen. Welche anderen Faktoren eine Rolle spielen, weiß niemand. Also gehe ich dieses Risiko nicht ein. Letzten Endes muss das doch jeder selber entscheiden, oder? Und in DE wird AZ nicht mehr an jüngere (unter 60) verimpft.

  • Vor dem Hintergrund der sich mehrenden Thrombose-Fälle nach der Applikation von AZ würde ich den Impfstoff auch nicht haben wollen. Und nachdem er anfangs nur unter 65jährigen gegeben werden sollte und jetzt nur über 60jährigen ist mein Vertrauen in AZ gänzlich hin. Vielleicht haben die Somalia-Rebellen den Hick-Hack um AZ mitbekommen.