neue experimentelle musik aus berlin: Vielen Dank für die Blumen
Noise-Oper mit Synthies: „A Bunch of Flowers“, das zweite Album des Duos Lavender Hex, ist anarchisch und voll lustiger, queerer Sprachsamples.
U nd schon wieder blüht es in dieser Rubrik, passend zur Jahreszeit. Nachdem zuletzt die Kräuter prächtig gediehen, gibt es diesmal einen bunten Strauß Blumen. „A Bunch of Flowers“ heißt das zweite Album von Lavender Hex, einem Berliner Experimentalduo, das aus den beiden Künstler:innen Lianne und Arndt (Letzterer: Ex-Mülltüte) besteht. Seit 2014 machen sie zusammen Musik, debütierten vor drei Jahren mit einem selbst betitelten Album.
Meist sind befreundete Künstler:innen an ihren Produktionen beteiligt, auch auf „A Bunch of Flowers“ sind jede Menge Gastkünstler:innen mit ihren Ideen, Stimmen (die gesampelt werden) und Texten am Start.
Der Albumtitel passt gut, denn in den 17 Stücken ist ein bunter Genre- und Stilmix zu hören. Viele Tracks sind von pulsierenden und frickeligen Synthesizerklängen durchzogen, oft wird eine Spoken-Word-Tonspur darüber gelegt, was gelegentlich an die Flying Lizards erinnert.
Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.
Lavender Hex: „A Bunch Of Flowers“
Ähnlich anarchisch geht es auch bei Lavender Hex zu, die Texte wirken oft frei assoziiert, sind aber in den entscheidenden Momenten auch sehr eindeutig. In „Beans and Lentils (Right on)“ wird etwa erst zu repetitiven Synthies ein bohnen- und linsenbeeinflusster Bewussteinsstrom heruntergebetet, ehe zum Ende hin benannt wird, was bekämpft gehört: „racist – fucking – bullshit“.
Der Song, der sich am besten für den Berliner Club eignen würde, ist das lustige „Banana Jellyfish“. Für die Sprachsamples des Stücks haben Lavender Hex ihre Bekannten gefragt: „Woran denkst du als Erstes, wenn du das Wort ‚Queer Performance Art‘ hörst?“ Die kurzweiligen Antworten auf die Frage sind hier mit fluffigen, eingängigen Beats unterlegt: „It could have been Judith Butler“, „Do you think the condom was vegan?“.
Es gibt aber auch gänzlich anders gelagerte Songs, zum Beispiel „Cross Toads“, das ein bisschen an die leider aufgelösten Architecture in Helsinki erinnert, „Billionaire“ ist dagegen ein düsterer, treibender New-Wave-Song reinsten Wassers (mit Hitpotenzial), während abschließend das sperrig-schräge Noise-Oper-Stück „Life Is Short“ zu hören ist.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!