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Tesla kritisiert deutsche BehördenGenehmigungen dauern zu lange

Der US-Autobauer Tesla sieht die Verkehrswende durch die deutsche Bürokratie gefährdet. Behörden sollen nachhaltige Projekte bevorzugen.

Baustelle von Tesla in Grünheide: Hier sollen ab Juli 2021 E-Autos vom Band rollen Foto: Patrick Pleul/dpa

Berlin taz | Der US-Autobauer Tesla übt scharfe Kritik an der deutschen Bürokratie. Nach Auffassung des Konzerns, der im brandenburgischen Grünheide eine Autofabrik baut, dauern Genehmigungsverfahren zu lange. „Basierend auf den Erfahrungen, die Tesla Brandenburg in den letzten Jahren mit dem Genehmigungsverfahren gemacht hat, ist Tesla der Meinung, dass es einen besseren Weg gibt“, kritisiert der Konzern in einer der taz vorliegenden Stellungnahme für ein Verfahren vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg.

Mit dem Verfahren versucht die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die Bundesrepublik Deutschland dazu zu zwingen, ein Klimaschutzprogramm aufzustellen, mit dem das gesetzlich festgelegte Ziel erreicht werde. Danach muss die Bundesrepublik Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um 55 Prozent gegenüber 1990 senken.

„Wir möchten die Chance nutzen, den Diskurs anzuregen“, sagte ein Tesla-Sprecher der taz. Dabei gehe es nicht darum, Einfluss auf die Genehmigungen für die Fabrik in Grünheide zu nehmen, sondern um grundsätzliche Fragen. Tesla will ab Juli in Grünheide bis zu 500.000 E-Autos im Jahr produzieren. Die Fabrik steht fast, obwohl es bislang nur vorläufige Genehmigungen gibt. Bei der geplanten Produktionskapazität würden jedes Jahr etwa 15 Millionen Tonnen CO2-Emissionen auf Europas Straßen vermieden werden, behauptet Tesla in der Stellungnahme. Eine Verzögerung der Genehmigung für die Produktion um nur einen Monat werde zu „über 1 Million Tonnen zusätzlicher CO2-Emissionen führen“.

Dabei geht Tesla davon aus, dass Elektroautos Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb ersetzen – was nicht unbedingt der Fall ist. „Tesla Brandenburg hat hautnah erfahren, dass Hindernisse im deutschen Genehmigungsrecht die notwendige industrielle Transformation und damit die Verkehrs- und Energiewende verlangsamen“, schreibt der US-Konzern.

Die Landesregierung reagiert nervös

Die DUH hat die Stellungnahme von Tesla zu dem Verfahren überrascht. „Vor ein paar Wochen hat jemand nach dem Aktenzeichen des Verfahrens gefragt, dann haben wir nichts mehr gehört“, sagte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch der taz. Tesla hat sich als „Amicus Curiae“ („Freund des Gerichts“) zu dem Verfahren geäußert. In den USA ist das die Bezeichnung für Unternehmen oder Verbände, die sich als nicht Beteiligte zu einem Verfahren äußern. Resch begrüßt die Einmischung des US-Konzerns. „Ich würde mich freuen, wenn auch deutsche Unternehmen den Mut hätten, an Gerichte zu schreiben“, sagte er. Anlässe dafür gäbe es.

Im Bereich der erneuerbaren Energien etwa würden die bürokratischen Verfahren bei Genehmigungen langwieriger werden, sagte er. Schon der Kontakt mit Ämtern sei schwierig. „Warum kann die Korrespondenz mit Behörden nicht per E-Mail erfolgen?“, kritisierte er. In Deutschland müssten Genehmigungsverfahren beschleunigt werden, damit es zum Beispiel nicht Jahre dauere, bis neue Radwege gebaut werden können.

In der Stellungnahme listet Tesla Maßnahmen auf, durch die Genehmigungsverfahren aus Sicht des Konzerns verbessert werden könnten. Dazu gehört die Forderung nach vereinfachten Verfahren für klimaschützende Projekte. „Mir fehlt die Phantasie, wie man das rechtssicher klassifizieren kann“, sagte Resch. Tesla kritisiert in dem Papier, dass die Beteiligung der Öffentlichkeit „missbraucht“ werde. Auch diese Ansicht teilt Resch nicht. „Die DUH lehnt jede Einschränkung von Beteiligungsrechten ab“, betonte Resch. Einsprüche von Umweltschützern hätte im Fall von Tesla nicht zu Verzögerungen geführt, etwa beim Schutz von Zauneidechsen. Ein Gericht hat den Konzern verpflichtet, zum Schutz der Reptilien ein Waldareal stehen zu lassen. „Das zeigt, dass es funktioniert“, sagte er. Resch hat allerdings Verständnis für den Unmut von Tesla, dass es etwa Monate dauert, bis die Wortprotokolle von Anhörungsverfahren abgetippt sind.

In Brandenburg sorgte die Stellungnahme von Tesla offenbar für Nervosität. Die Staatskanzlei zog die Angelegenheit an sich, wollte sie aber nicht kommentieren. „Unabhängig davon halten wir Verfahrensbeschleunigungen an geeigneter Stelle für durchaus sinnvoll“, sagte eine Sprecherin. „Rechtlich kann es jedoch keine Unterscheidung zwischen scheinbar klimafreundlichen und eher klimabelastenden Investitionen geben, denn das Recht ist nicht teilbar.“ Die Staatskanzlei hat eine Task Force eingerichtet, die sich um Probleme im Zusammenhang mit der Tesla-Fabrik kümmert.

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8 Kommentare

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  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    "Genehmigungen dauern zu lange"

    Diese Wahrheit kennt jeder Deutsche!



    Ausländische Investoren werden sich künftig überlegen, ob sie hier etwas bauen.



    Nichts gegen die Prüfung aber es dauert viel zu lange, dass weiß doch jeder.

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch schlenztein:

    “ Tesla-Anja



    "Die Corona- und die Klimakrise zeigen, wie wichtig ein Mentalitätswandel ist." Helfen E-Cars jetzt auch gegen Corona? Dann sollte in der nächsten Woche gleich ein entsprechender Passus mit in die "Ergergänzung des Infektionsschutzgesetzes" mit aufgenommen werden. Baugenehmigungen für E-Auto-Fabriken erteilt Frau Merkel dann direkt. Auf Sicht. Ohne GPS und ohne Radar. Alles klar? DDR 2.0?







    Die SPD im Bundestag wird angeblich der Verschärfung des Infektionsschutzgesetzes zustimmen. Dieter Hildebrandt hatte recht: "Die SPD scheißt in jede Hose, die man ihr hinhält." Jetzt schickt sie sich sogar an, in Hosen zu steigen, die andere bereits vollgeschissen haben. Mir stinkt`s.“

    kurz - Schaugnmer mal - was die Fachfrau für Regelwerkgestrüpp geneigt is - davon übrigen zu lassen.



    Krise - hier fehlen Aussitzer Atom-Helmut & ruhige Hand GazPromGerd van de Suboptimal - wa!



    Der autoritär-strukturierte Charakter to the Front!



    Bittesehr - n steark MannWeib muß her!

    & dehre - 🤑 -

    • @Lowandorder:

      Hans Hase an Tesla-Anja:

      Super! - richtig! - weiter machen!

      Und dem unabhängigen Richter wünschen wir mal ne Prise frische Luft zum Denken und einen Hauch Lebensrealität, die ihn mal in die Niederungen des richtigen Lebens zurück wirft, meinetwegen in Schwaben oder wo auch immer.

  • So klingt es, wenn die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit so tut, als sei sie ein Mensch:

    "Basierend auf den Erfahrungen, die Tesla Brandenburg in den letzten Jahren mit dem Genehmigungsverfahren gemacht hat, ist Tesla der Meinung, dass es einen besseren Weg gibt"

    Achso. Tesla hat eine Meinung. Tesla kritisiert scharf. Tesla nutzt die Chance, um einen Diskurs anzuregen.

    Irgendwann kriegt Tesla auch eine Stimme bei den Bundestagswahlen?

    Es ist schon richtig, da die Interessenskonflikte auszuarbeiten, und für Lösungen zu kämpfen. Nicht alles, was Tesla macht ist falsch -- sie haben, durch eine gute Kombination von Marktanalyse und technologischem Wagen und Können sicher die Elektroauto-Technologie stärker angeschoben als die unbeweglichen Riesen Chrysler, VW und wie die alle heissen. Vielleicht kann man Toyota ausnehmen.

    Technologisch sind sie auch relativ transparent -- ein Markenzeichen von Musk, das man auch bei "seinem" anderen Unternehmen beobachten kann.

    Auf der anderen Seite sind sie ein klassisches kapitalistisches Unternehmen der übelsten Machart. Gewerkschaften? Soziale Kollateralschäden?

    Und die oben von mir kritisierten Unternehmenskommunikation richtet Flurschaden an. Was passiert mit den Hirnen der Menschen, wenn sie nicht mehr unterscheiden können, ob ein Unternehmen oder ein Mensch zu ihnen spricht?

    Genau das.

  • Murks von Musk



    >Eine Verzögerung der Genehmigung für die Produktion um nur einen Monat werde zu „über 1 Million Tonnen zusätzlicher CO2-Emissionen führen“.< CO2-Einsparungen durch E-Autos? In unserem Land? Bei dem deutschen Strommix? Unglaublich, dass Herr Musk uns so für dumm verkaufen möchte. Das ist nur zu erreichen, wenn jeder Autokäufer*in in eine neue Solar- oder Windanlage investiert und so den Strommix verschiebt. Wenig wahrscheinlich...

    • @Jan Gäbler:

      Das kann ich nur unterstützen. Nur wenn jemand mehr Beachtung findet, sollte man seinen Worten nicht mehr Beachtung schenken.



      Die knapp 200 Hektar gerodeter Wald anstelle eines weniger ertragreichen Ackergeländes lässt mich bei jedem Kommentar von Seiten Tesla zu CO2 nur verächtlich den Kopf schütteln.

  • Wenn man eine so große Investition in einem Land vorhat, wird man sich in der Regel vorher informieren lassen, wie die Rahmenbedingungen sind.

    Deutschland war noch nie bekannt für dynamische Entscheidungsprozesse wenn es um Projekte dieser Größenordnung ging. Da kann als Info nicht völlig vorbei gegangen sein am Herrn Musk.

    Vielleicht hat er auch die falschen Lobbyisten eingesetzt.

  • Teslas Autofabrik ist nicht gleichzusetzen mit einer Verkehrswende, sondern gehört zum Scenario "Weiter so"