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Plakataktionen Hamburger MusikclubsDie ganz große Freiheit

Mit angeblich unterdrückter Meinung zur Coronapolitik plakatieren Docks und Große Freiheit 36 ihre Fassaden. Kritik daran stößt auf wenig Einsicht.

Unterdrückte Aussagen? Plakatwand am „Docks“ an der Hamburger Reeperbahn Foto: Jonas Walzberg/dpa

Hamburg taz | Dass die Be­trei­be­r*in­nen eines Konzertschuppens, durch Pandemie und Shutdown ihrer Einnahmen beraubt, Trost darin suchen, die Existenz des Problems zu leugnen: Menschlich ist das nachvollziehbar. Das stand sinngemäß im vergangenen Juni an dieser Stelle.

Da hatte sich zum ersten Mal Streit entzündet an der Fassadengestaltung des traditionsreichen Docks am Spielbudenplatz: Wer das Bedürfnis hatte, „eine Alternative Meinung“ (sic!) zu äußern, erhielt dazu Gelegenheit – in Gestalt eines Plakats, Format A1, „für einen Unkostenbeitrag von 20 Euro für einen Zeitraum von vier Wochen“.

Zu lesen gab es auf den Plakaten Erwartbares: Die angeblich gleichgeschalteten Medien wurden bemängelt, allerlei Panikmache beklagt, und immer wieder die Behauptung: Was da nun stehe, werde überall sonst unterdrückt. Das stimmte damals so wenig, wie es das heute tut, aber davon ganz unbeirrt finden sich solche Plakate inzwischen auch an der Großen Freiheit 36.

Dieser Tage gibt es wieder Streit, insofern brisanter, als sich teils langjährige Ge­schäfts­part­ne­r*in­nen distanziert haben von den Auftrittsorten: Mehrere Konzertveranstalter und Labels – „für weit über 90 Prozent eures Programms verantwortlich“ – kündigten am 17. März per offenem Brief an, ihre Künst­le­r*in­nen dort nicht mehr auftreten zu lassen.

Künftig Pluralismus auch an der Fassade

Aber sie reichten den Emp­fän­ge­r*in­nen auch die Hand: „Da wir aber im Gegensatz zu euch nicht der Meinung sind, dass es in diesem Land keine Meinungsfreiheit gibt, möchten wir euch zumindest die Gelegenheit geben, zu dieser Sache Stellung zu beziehen.“

Am Donnerstag nun kam Antwort – der mäßig einsichtigen Art. Docks und Große Freiheit 36 wollen die Plakate nicht abhängen, aber künftig auch „Meinungen von Maßnahmenbefürwortern“ Platz gewähren. Bezeichnenderweise stellen die Ver­fas­se­r*in­nen ihrem langen Statement ein angebliches Voltaire-Zitat voran: „Ich mag verdammen, was Du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass Du es sagen darfst.“ In diversen Übersetzungen wird das dem Aufklärer zugeschrieben – gesagt oder geschrieben hat er es so nie.

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2 Kommentare

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  • Was ist denn so aufregend dran. Docks & Co. kopieren lediglich Twitters und Facebooks Erfolgsmodell.

    So weit, so widerlich. Schliesslich hat das Geschäftsmodell 2016 in den USA der stinkendsten Gülle den Aufstieg erleichtert oder gar ermöglicht.

    "[...] teils langjährige Ge­schäfts­part­ne­r*in­nen distanziert haben von den Auftrittsorten [...]"

    Das gibt mir meinen Glauben an die Menschheit z.T. wieder zurück.

    Ach ja. Voltaire. Wird immer wieder als Sau verkleidet durchs Dorf getrieben.

    Ob der Spruch von ihm sei oder nicht: ganz falsch ist der nicht.

    Wenn ich aber auf der Strasse einen wildfremden Menschen "Du Arschloch" ins Gesicht schleudere, dann gestehe ich ihm auch das volle Recht zu, eine Partie Mah Jongg mit mir abzulehnen. Ohne, dass ich danach "Cancel! Cancel!" wimmere.

    Wir sind schliesslich alle erwachsen, gell?

  • Ich würde gerne wissen, wer der Urheber der rechtspopulistischen Plakate ist. Es ist ja das eine, dass das Dock's und die Große Freiheit auf Plattformökonomie machen und rechten eine Plakatbühne geben. Ich halte das für die falsche Corona-Coping-Strategie und für verurteilungswürdig. Das andere ist die Frage, wer der Urheber der Plakate ist. Das Dock's müsste das doch wissen!