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Feministisches Vorbild Clara ZetkinEmanzipation muss alle meinen

Clara Zetkin dachte Feminismus stets ganzheitlich. Sechs Dinge, die Feminist*in­nen im Women’s History Month von ihr lernen können.

Frauen mussten 16 Stunden lang schuften und zugleich den Haushalt schmeißen: Ar­bei­te­r*innen um 1917 Foto: imago stock&people

1) Feminismus muss antikapitalistisch sein

Im Jahr 1889 betonte Clara Zetkin in ihrer Rede vor dem Internationalen Arbeiterkongress in Paris, wie wichtig es für die Emanzipation der Frau ist, wirtschaftlich unabhängig von einem männlichen Partner zu sein. Zetkin verdiente zeit ihres Lebens ihr eigenes Geld. Als junge Frau im Pariser Exil hielt sie mit Wäsche waschen und gelegentlichen Zeitungsartikeln ihre Familie über Wasser, als ihr Partner Ossip Zetkin tödlich erkrankte.

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Mit 39 Jahren kam sie in Stuttgart mit einem 21-jährigen Kunststudenten zusammen, den sie zunächst mit ihrem Redakteurinnengehalt aushielt. In ihrer Rede in Paris sagte sie jedoch auch: „Aus einer Sklavin des Mannes ward [die Frau] die des Arbeitgebers: Sie hatte nur den Herrn gewechselt.“ Mit anderen Worten: Eine Frau, die ihr eigenes Geld verdient, ist zwar wirtschaftlich unabhängig von ihrem männlichen Partner und ihm gleichgestellt – jedoch ist sie immer noch wirtschaftlich abhängig von ihrem Arbeitgeber.

Zetkin analysierte eine doppelte Unterdrückung der Arbeiterin: Durch das Patriarchat und durch kapitalistische Ausbeutung Auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie machte Zetkin damals schon zum Thema: „Die kapitalistische Gesellschaftsordnung macht aber in den meisten Fällen einen Konflikt zwischen Berufspflichten und Familienpflichten unvermeidlich.“

Für sie stand fest: Echte Frauenbefreiung konnte es deshalb nur im Sozialismus geben. Gleichzeitig konnte die Revolution nicht einfach auf die Hälfte der Bevölkerung verzichten, und um wirksam kämpfen zu können, brauchten die Frauen im Hier und Jetzt Freiheit und Rechte.

2) Feminismus kämpft für alle Frauen

Keine Toleranz für Kompromisse, die nur bürgerlichen Frauen zugute kommen. Clara Zetkin verteidigte stets den Standpunkt der Arbeiterinnen. Das Wahlrecht nur für alleinstehende besitzende Frauen zu gewähren, sich aber nicht für die Arbeitsbedingungen von Fabrikarbeiterinnen zu interessieren, kam für sie nicht infrage.

Zetkin selbst war Tochter eines Dorflehrers und einer Frauenrechtlerin und hatte immerhin eine höhere Schule besuchen können. Gleichzeitig wusste sie aus ihrer Zeit im Exil genau, wie es war, hart zu arbeiten, sich um die Kinder zu kümmern und trotzdem aus der Wohnung geschmissen zu werden, weil man die Miete nicht zahlen konnte.

3) Wer mit Arbeiterinnen kämpft, muss ihre Realität kennen

Clara Zetkins Hauptanliegen war es, eine proletarische Frauenbewegung aufzubauen. Das war nicht einfach. Nicht nur die Polizei und ihre eigenen Parteikollegen legten ihr dabei Steine in den Weg. Viele Arbeiterinnen konnten nicht lesen und schreiben, die herkömmliche gedruckte Parteipropaganda erreichte sie also kaum. Frauen arbeiteten damals 14 bis 16 Stunden in den Fabriken und Werkstätten und mussten sich danach noch um den Haushalt kümmern. Für lange Versammlungen am Abend blieb keine Zeit und Energie. Selbst wenn Frauen kamen, trauten sie sich selten, sich vor einem Saal voller Männer zu Wort zu melden.

Zetkin suchte die Arbeiterinnen deshalb direkt an ihren Arbeitsplätzen auf, in kleinen, intimeren Runden. Sie hörte zu, egal ob es um Eheprobleme, Erziehungsschwierigkeiten oder die Revolution ging. und half aus, wo sie konnte. So entstanden Verbindungen, und nach und nach wuchs der Anteil der Frauen in den Gewerkschaften, auf den Parteitagen und auf Demos. Zum ersten Internationalen Frauentag im Jahr 1911 gingen in Deutschland, Dänemark, Österreich und der Schweiz Millionen von Menschen auf die Straße. Allein in Berlin gab es 41 Versammlungen.

4) Feminismus muss internationalistisch sein

Politisiert hatte sich Clara Zetkin mit Anfang zwanzig in Leipzig unter politischen Geflüchteten aus Russland und verkehrte in Paris sowohl in der russischen Exilcommunity als auch in der französischen Ar­bei­ter*in­nen­bewe­gung. Internationalismus war also von Anfang an Teil ihrer politischen Linie. Als sie merkte, dass sie in den männlich dominierten Parteistrukturen mit ihren Forderungen nach dem Frauenwahlrecht nicht weiterkam, organisierte sie vor jedem Internationalen Sozialistenkongress eine Internationale Sozialistische Frauenkonferenz.

Die gemeinsamen Beschlüsse hatten im gemischtgeschlechtlichen Plenum mehr Gewicht als die Stimmen einzelner Frauen. So schaffte sie es 1907, dass sich die Internationale dazu verpflichtete, für das Frauenwahlrecht zu kämpfen, und sie rief 1910 zusammen mit der Sozialistin Käte Duncker den Internationalen Frauentag ins Leben. Bis zuletzt versuchte Zetkin gemeinsam mit dem internationalen Frauenbündnis, den Krieg zu verhindern, als die männerdominierte SPD längst den Kriegskrediten zugestimmt hatte. Dafür landete sie zeitweise im Gefängnis.

Im internationalistischen Geiste hielt Zetkin zudem Kundgebungen ab und kritisierte in Artikelserien den deutschen Kolonialismus, den Teile der SPD ebenfalls befürworteten. Als 1932 in den USA neun junge Schwarze Männer fälschlicherweise der Vergewaltigung weißer Frauen beschuldigt und zum Tode verurteilt wurden, rief sie zur Solidarität auf und verurteilte Rassismus und „weißen Terror“.

5) Feminismus muss antifaschistisch sein

Clara Zetkin analysierte früh am Beispiel Italiens, wie der Faschismus allen Bevölkerungsgruppen – auch den Frauen – Versprechungen machte, sich aber letztlich immer gegen sie und die Ar­bei­te­r*in­nen wandte. Sie war sich dessen bewusst, was für eine tödliche Gefahr der Faschismus darstellte. Schließlich war ihre beste Freundin Rosa Luxemburg von einer rechten Bürgerwehr ermordet worden. Im Jahr 1932 wurde ein neuer Reichstag gewählt, die NSDAP wurde stärkste Kraft. Zetkin hatte mit 75 Jahren als älteste Abgeordnete das Recht, den Reichstag zu eröffnen.

Zu dieser Zeit lag sie schwer krank und fast erblindet in einem Erholungsheim in der Nähe von Moskau. Die Faschisten veröffentlichten Hassartikel und Drohungen gegen sie. Dennoch schrieb sie der KPD-Zentrale: „Ich werde kommen – tot oder lebendig.“ Ihre Rede vor einem Plenarsaal voller SS- und SA-Uniformen war ein flammender Aufruf zur Einheitsfront aller Werktätigen gegen den Faschismus.

6) Feminismus muss die ganze ­Gesellschaft befreien

Clara Zetkin wollte nie nur Verbesserungen für Frauen, sondern die freie Entfaltung für alle Geschlechter. Darunter zählte für sie auch die Möglichkeit für Männer, sich mehr an der Kindererziehung zu beteiligen. Sie strebte die Befreiung aller Ausgebeuteten an – das waren für sie alle, die ihre Arbeitskraft verkauften, sowohl Fa­brik­ar­bei­te­r*in­nen als auch die „geistig Schaffenden“, was sie „Bildungsproletariat“ nannte. Sie alle wurden in dem Kampf für eine freiere, gerechtere Gesellschaft gebraucht und würden davon profitieren. Da war sich Zetkin sicher.

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5 Kommentare

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  • "Bis zuletzt versuchte Zetkin gemeinsam mit dem internationalen Frauenbündnis, den Krieg zu verhindern, als die männerdominierte SPD längst den Kriegskrediten zugestimmt hatte. Dafür landete sie zeitweise im Gefängnis."

    auch heute ist es wichtig sich dem wettrüsten,den waffenexporten und der militaristischen und imperialistischen propaganda zu widersetzen

    die linke tut das:auch teile der spd -basis tun es.die grünen tun es nicht.sie sind mitsamt ihrer kanzlerkandidatin ein teil des problems

    wenn der klimawandel ausser kontrolle gerät wird das zu sehr vielen konflikten und zu viel gewalt und höchstwahrscheinlich auch zu kriegen führen



    wer das klima schützt schützt eben damit auch den frieden in der welt

    wer wie die "grünen "es tun ständig propaganda gegen china und russland macht und an der spirale des wettrüstens dreht verhindert damit eine bessere globale kooperation beim klimaschutz und entzieht und verweigert dem klimaschutz knappe öffentliche mittel

    wenn frau Anna-Lena Bärbock eine gute bundeskanzlerin werden will lernt sie von Clara Zetkin

    und beruft nach der bundestagswahl eine internationale abrüstungskonferenz ein um die gelder die heute für aufrüstung verschwendet werden für einen sozialverträglichen klimaschutz freizubekommen

    wie Sahra Wagenknecht-neulich erzählt hat nehmen die grünen in badenwürtenberg mittlerweile sogar spenden von der waffenindustrie an

    wie konnte eine früher antimilitaristische partei soweit verkommen?

    vielleicht sollte man anlässlich von irgendeinem parteitag der grünen einmal öffentlich vorlesen was die grünen zu einer zeit als sie sich noch nicht dem transatlantischen militarismus und imperialismus geöffnet hatten zu waffenexporten und wettrüsten gesagt und geschrieben haben

  • Danke.

    Sie & ihre Freundin Rosa waren schon besondere.



    Als sie beide einem Anschlag knapp entkommen waren.



    Setzte Friedrich Ebert launig zu einer möglichen Grabinschrift an.



    “Nee Fritze - laß man!



    “Hier ruhen die letzten Männer der Sozialdemokratie!“



    Reicht.!“ Ebert war - Not amused.

  • 9G
    91655 (Profil gelöscht)

    Na, das mit der Kapitalismus"kritik" überlegen wir uns noch vielleicht noch mal ... wo doch der real existierende Sozialismus und der furchtbare Stalinismus jetzt so aus meiner Kenntnis heraus nicht so wirklich MENSCHENrechte gebracht hat ...

    Ansonste: Zetkin war - wie wir alle - ein Kind ihrer Zeit ...

    • @91655 (Profil gelöscht):

      Zumal der Kapitalismus kurz davor steht, Gerechtigkeit, Frieden und gleiche Chancen für alle endgültig zu vollenden. Ich würde sagen, nachdem er verzeihliche Startschwierigkeiten hatte, können wir ihn nun sich selbst überlassen, ohne über Alternativen nachdenken zu müssen



      Da bleibt dann auch viel mehr Zeit für Netflix.

      • @Karl Kraus:

        Versenkt. Danke.

        unterm———



        “ Als Clara Zetkin, die Vorkämpferin für Frauenrechte und gläubige Revolutionärin, Ende Juni 1933 an der Kreml-Mauer am Roten Platz in Moskau beigesetzt wurde, trugen die beiden prominentesten lebenden Kommunisten der Welt ihre Urne: Stalin und Molotow - ausgerechnet die beiden Führer jener totalitären Diktatur, die die hochdekorierte Zetkin Ende 1928 als unzuverlässige, abgelebte und also mit dem Virus des "Sozialdemokratismus" infizierte Genossin kaltgestellt hatten.…“



        www.spiegel.de/ges...ldat-a-947119.html



        Holzköpfe sterben nicht aus - wa.