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Bremens Anpassung an den KlimawandelHilfe bei Sturmflut

Sich auf die Folgen der Klimakrise einzustellen, ist eine drängende Aufgabe. Im Projekt „BREsilient“ wurde überlegt, was man in Bremen dafür tun muss.

Wenn die Weser ansteigt, sind Erholungsgebiete vor der Deichlinie bedroht Foto: Bes

Bremen taz | Drei Jahre lang haben sich Bremer Bür­ge­r*in­nen sowie Menschen aus Verwaltung, Forschung und Wirtschaft überlegt, wie sich die Stadt besser auf den Klimawandel vorbereiten kann. „BREsilient“ heißt das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 2,2 Millionen Euro geförderte Projekt, ein Wortspiel mit Resilienz: Das bedeutet Widerstandskraft. Entwerfen sollte das Team Pläne für die „klimaresiliente Zukunftsstadt Bremen“. Diese Woche wurde es beendet. Im Sommer soll die Umsetzung der Maßnahmen beginnen.

Angeknüpft haben die Ak­teu­r*in­nen dabei an die Klimaanpassungsstrategie für das Land Bremen, die der Bremer Senat im April 2018 beschlossen hatte, sagt Projektleiterin Lucia Herbeck von der Senatorin für Klimaschutz. „Darin steht, wie man sich vorbereiten kann auf das, was uns erwartet.“ Bei BREsilient sei es nun darum gegangen, in vier Modellbereichen konkretere Maßnahmen zu entwickeln – mit Menschen vor Ort.

Zwei der vier Bereiche sind die Blumenthaler Aue, ein Nebenfluss der Weser, und die Freizeit- und Erholungsgebiete Pauliner Marsch und Im Suhrfelde. Sie befinden sich auf der Werderinsel beziehungsweise direkt an der Weser im Stadtteil Hastedt. Beide sind von Extremwetterereignissen bedroht: Sie liegen vor dem Deich.

Begleitet hat die beiden Workshop-Reihen „Pauliner Marsch“ und „Blumenthaler Aue“ Jens Wunsch. Er ist Referent, unter anderem für Hochwasserrisiko-Management beim Umweltressort. Das Gebiet Pauliner Marsch werde durch einen kleinen Wall bis zu einem gewissen Wasserstand geschützt, sagt er. Danach würde es jedoch überflutet, beispielsweise infolge einer Sturmflut in der Nordsee.

Der Deichschutz in Bremen ist auf absolut hohem Niveau

Jens Wunsch, Umweltressort

Zudem könne Starkregen, der laut Prognosen zunehmen soll, in Gebieten wie der Marsch und besonders der Blumenthaler Aue zu plötzlichen Überschwemmungen führen. „Das ist problematisch.“ Denn auch wenn die Aue, ebenso wie die Marsch, offiziell Überschwemmungsgebiet ist – genutzt wird sie trotzdem. So gibt es dort eine Kita, die betroffen wäre.

Eines der Projekt-Ergebnisse ist deshalb das Ziel, im Gebiet der Aue ein Frühwarnsystem für Starkregen einzurichten. „Die Vorwarnzeit soll im Gegensatz zu Wetter-Apps verlängert werden“, sagt Wunsch, „sodass die Leute Zeit haben, Keller- und Dachfenster zu schließen.“ Zudem soll das Überschwemmungsgebiet beschildert werden. Gleichzeitig will man die benachbarten Gewässer so unterhalten, dass sie einen Abfluss von Starkregen gewährleisten können.

Vereine der Pauliner Marsch „äußerten Bedarf an konkreter Beratung zum hochwasserangepassten baulichen Objektschutz“, heißt es auf der BREsilient-Website. Auch die Kommunikation untereinander solle verbessert und die Entwässerungskapazität mit Hilfe von Gräben gesteigert werden.

Wichtig ist laut Wunsch, ein Risikobewusstsein zu schaffen. „Der Deichschutz in Bremen ist auf absolut hohem Niveau und die Rechnungen sind großzügig.“ Trotzdem sollten die Menschen wissen, was theoretisch passieren kann.

Weil der Klimawandel sich auch auf die maritime Wirtschaft und Logistik sowie die Ernährungswirtschaft auswirkt, haben sich Ver­tre­te­r*in­nen der Branchen auch hier mit Anpassungsmaßnahmen auseinandergesetzt. Extremwetterereignisse und die daraus resultierenden Einschränkungen seien solche Auswirkungen, erklärt Rainer Müller vom Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik.

Durch Interviews und Workshops mit Un­ter­neh­me­r*in­nen der Branche sei deutlich geworden, „dass die Kooperation zwischen den Unternehmen beziehungsweise Unternehmen und Verwaltung zu stärken ist“, sagt er. Auch gehören die gemeinsame Nutzung von Infrastruktur und Lagerflächen, das gegenseitige Ausleihen von Kühlcontainern oder die Zusammenarbeit von Transporteuren, um beim Ausfall eines Verkehrsträgers schnell eine Alternative zu haben, zu den Maßnahmen, die entwickelt wurden.

Das Geld für die Umsetzung ist bereits beim Bund beantragt

Ein Teil von BREsilient war zudem eine Kosten-Nutzen-Analyse von zwei Maßnahmen aus der Klimaanpassungsstrategie: Dach- und Freiflächenbegrünung sowie die Pflanzung von Stadtbäumen. Durchgeführt wurde diese von Wis­sen­schaft­le­r*in­nen des Instituts für ökologische Wirtschaftsförderung, unter ihnen Alexandra Dehnhardt.

Nutzen meine hier die Effekte auf die Luftqualität, das Stadtbild und den Rückhalt von klimaschädlichen Treibhausgasen; bei der Dachbegrünung zusätzlich den Rückhalt von Regenwasser. Und das dargestellt in monetären Werten, erklärt Dehnhardt: 1.400 neue Straßenbäume und rund 280.000 Qua­dratmeter neue Dachbegrünung sowie knapp 600.000 Quadratmeter Freiflächenbegrünung bis 2030 erbrächten einen Nutzen von 76 Millionen Euro netto. In einem ambitionierteren Szenario – also mehr von beidem – könnte dieser Effekt sogar auf 170 Millionen steigen.

Die entwickelten Maßnahmen sollen in den nächsten zwei Jahren umgesetzt werden. Dafür sei bereits Geld beim Bund beantragt, sagt Herbeck: 70 Prozent der Kosten, das sind 1,2 Millionen Euro, wären gedeckt. Das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik plane unter anderem, die Kooperation von Unternehmen der maritimen Logistik bei Extremwettereignissen zu untersuchen, sagt Müller.

Im neuen Antrag nicht inbegriffen seien jedoch die Dachbegrünung sowie die Bäume, sagt Herbeck. Die Herausforderung sei jetzt, wie man Projekte mit immateriellem Nutzen in die Entscheidungsfindung einbinden könne, so Dehnhardt. Denn der Wert beschreibe teils nur hypothetische Geldflüsse, etwa die Wertschätzung durch die Bevölkerung.

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