: Ein Date mit dem Shoppingcenter
Bei den Coronaregeln treten Lockerungen in Kraft. Server mit „Click & Meet“- Kundenbuchungen sind überlastet. Möbelhäuser öffnen verbotenerweise
Von Barbara Dribbusch und Manuela Heim
Der Server des Modekonzerns H&M für die Kundenbuchung war zwischenzeitlich nicht erreichbar, im Galeria-Kaufhaus am Berliner Alexanderplatz gibt es den nächsten Shoppingtermin erst wieder ab April, im schleswig-holsteinischen Norderstedt strömten Hamburger in das Herold-Einkaufscenter: In vielen Bundesländern wurden ab Montag die Coronaregeln gelockert und besonders im Einzelhandel bietet sich dadurch ein buntes Bild.
Nach der neuen Coronaverordnung dürfen Geschäfte nur in Städten mit sehr niedriger Inzidenz für Kund:innen ohne Vorbuchung öffnen. Dies war etwa in Norderstedt der Fall oder im baden-württembergischen Sindelfingen. Bei einer höheren örtlichen 7-Tage-Inzidenz, die aber immer noch unter 100 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner liegt, ist es möglich, Einkaufen „mit Termin“ (Click & Meet) anzubieten. Dabei müssen Kund:innen über die Website des Unternehmens per Klick oder telefonisch ein bestimmtes Zeitfenster zum Einkaufen buchen. In Berlin konnte man wegen des Feiertags am 8. März erst ab Dienstag Termine für die nächsten Wochen buchen. Diese waren bei manchen Kaufhäusern aber innerhalb kürzester Zeit belegt. In der Region Hannover boten zwei Möbelhäuser bereits am Montag Terminshopping an und verstießen damit gegen die Coronaverordnung, denn die Inzidenz lag in der Region knapp über 100.
Die kostenlosen Schnelltests auf Corona, von Bund und Ländern angekündigt, waren am Montag nur in sehr wenigen Apotheken verfügbar. Eine Apothekerin in Hagen sagte, sie habe mit dem Testen begonnen, obwohl die Kostenübernahme noch nicht gesichert sei. Bund und Länder hatten vergangene Woche das Angebot vereinbart, jedem Interessenten ab 8. März einen kostenlosen Schnelltest pro Woche zu ermöglichen. Die Tests sollen in Testzentren, Apotheken und Hausarztpraxen möglich sein. Die Infrastrukur dafür ist aber vielerorts noch nicht aufgebaut.
Während der Einzelhandel sich stufenweise öffnet, überlegen viele Firmen, wie es mit dem Homeoffice weitergehen soll. Etwa 70 Prozent der Beschäftigten, die derzeit in großem Maße im Homeoffice arbeiten, wünschen sich für die Zukunft einen flexiblen Umgang oder feste Homeoffice-Anteile an der Arbeitszeit, ergab eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Danach sind drei von vier Beschäftigten, die Homeoffice derzeit stark nutzen, damit zufrieden.
Problematisch wird es, wenn Kinder nebenbei zu betreuen sind. Bei einer Forsa-Befragung von 3.000 Eltern gaben 14 Prozent an, die Doppelbelastung aus Homeschooling und Homeoffice „gar nicht gut“ zu bewältigen. 26 Prozent hielten die Doppelbelastung für „weniger gut“ miteinander vereinbar.
Wer im Homeoffice arbeiten kann, hat Glück gehabt gegenüber Berufsgruppen, die direkt „am Menschen“ arbeiten müssen. Laut Daten des aktuellen Gesundheitsreports der Techniker Krankenkassen fielen Pflegekräfte und Erzieher:innen im vergangenen Jahr am häufigsten aufgrund der Diagnose Covid-19 aus. Am wenigsten betroffen waren Beschäftigte in klassischen Schreibtischjobs. Die Beschäftigten im Verkauf lagen im Mittelfeld. (mit dpa)
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