: Bahnhofswald ist geräumt
Baumbesetzung in Flensburg ist beendet, die Rodung beginnt
Am Ende hat die Polizei die Räumung des Flensburger Bahnhofswaldes selbst durchgezogen. Nachdem sie am Freitag vor einer Woche noch dagegen eingeschritten war, dass die Investoren das Gehölz durch einen privaten Sicherheitsdienst räumen ließen, holte die Polizei am Dienstag die beiden letzten Besetzer von den Bäumen, nachdem sie zuvor deren Baumhäuser zerstört hatte.
Der Konflikt dreht sich um einen paar sehr alte Alleebäume neben dem Parkplatz der Hauptpost und ein Wäldchen, das sich dort auf einer Brachfläche über Jahrzehnte entwickelt hat. Zwei Flensburger wollen auf dem Parkplatz ein Hotel nebst Parkhaus errichten.
„Kein Mensch braucht dieses Hotel“, finden die Besetzer. Eine Anwohnerinitiative sorgt sich um die Stabilität des Hangs und der Umweltverband BUND um die Funktion des Wäldchens im Biotopverbund. Die Stadt wiederum, die den nötigen Bebauungsplan mit einer breiten Mehrheit beschlossen hat, hofft, dass das Hotel den Bahnhof attraktiver macht und das Parkhaus Pendler anzieht.
Der BUND hat gegen die Entwidmung des Waldes Widerspruch eingelegt und auch gegen die Baugenehmigung, weil ein darin vorgesehenes hydrogeologisches Gutachten noch nicht vorliegt. Der Verband zeigte sich entsetzt: „Damit die Bäume im Flensburger Bahnhofswald fallen, sind dem Investor des Hotelkomplexes offensichtlich alle Mittel recht gewesen“, kommentiert er.
Die Räumung geschah, nachdem die Stadt diese zunächst aus Gründen des Coronaschutzes abgesagt hatte. „Wir können in dieser Phase keine Maßnahmen in Gang setzen, die das Ziel gefährden, die Ausbreitung des Virus zurückzudrängen“, sagte ein Sprecher. Als dann ab Sonntagmittag doch geräumt wurde, sprachen die Besetzer von Wortbruch. Am Sonntagabend brannte ein Auto der Investoren. Den Montag über wurde in der Stadt protestiert. Es nützte alles nichts. Nur um des Geldes willen sei ein Lebensraum zerstört und Menschenleben in Gefahr gebracht worden, erklärten die Besetzer und setzten hinzu: „Sie werden das bereuen.“ Gernot Knödler
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