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Offenbach gegen die RechtenAlbtraum der AfD

Maxie Römhild
Kommentar von Maxie Römhild

Das schlechte Image Offenbachs hält sich nur noch außerhalb der Stadtgrenze. Innerhalb positioniert sich eine vielfältige Gesellschaft gegen rechts.

Ja, auch das ist Offenbach: Protest gegen den Auftritt von AfD-Rechtsaußen Björn Höcke Foto: Boris Roessler/dpa

B eton, Multikulti, Rap – das klingt nach Offenbach. Auf Rechte scheint die Stadt in Hessen mit ihrem hohen Anteil an Menschen mit wenig Geld eine starke Anziehungskraft zu haben. Gern kriechen sie aus ihren Löchern, um mit dem Finger auf die Stadt zu zeigen und zu sagen: Schaut euch dieses Ghetto an!

Dabei will die AfD hier niemand haben. Eine Wählerschaft hat sie zwar durchaus: Bei den letzten Landtagswahlen in Hessen erreichte sie in Offenbach 13,4 Prozent. Kundgebungen in der Stadt selbst gehen für die Partei aber eher nicht so gut aus: Den Fraktionsvorsitzenden Alexander Gauland verschlug es 2017 nach Offenbach – er wurde ausgebuht.

Jetzt wollte AfD-Rechtsaußen Björn Höcke wohl auch mal ein Offenbacher Pfeifkonzert erleben. Laut Polizei kamen am Donnerstag etwa 50 Leute, um ihm zuzuhören, viele von ihnen waren wohl Jour­na­lis­t:in­nen und Ordner:innen. Bei Letzteren handelte es sich laut der Frankfurter Rundschau ironischerweise auch um Geflüchtete, die für die von der AfD engagierte Sicherheitsfirma arbeiten.

Zum Gegenprotest samt Kundgebung und Antifademo hatte sich mindestens das Zehnfache der AfD-Zuhörerschaft zusammengefunden. Auch die Initiative 19. Februar war da und hielt Bilder der Opfer des rassistischen Terroranschlags in Hanau in die Höhe. „Offenbach ist der Albtraum der AfD“, schallte es Höcke entgegen. Richtig so. Das schlechte Image von Offenbach hält sich sowieso nur noch außerhalb der Stadtgrenze. Innerhalb weht ein anderer Wind. Dafür haben Migrant:innen, Künst­le­r:in­nen und Ak­ti­vis­t:in­nen hier schon längst gesorgt.

Letztes Jahr gab es eine Petition, die die Umbenennung der Offenbacher Bismarckstraße in Haftbefehlstraße forderte. Antifaschistischer Protest hat in Offenbach Tradition: Im Jahr 1932 sollte Hitler im hiesigen Stadion eine Rede halten. Der jüdische Anwalt Manfred Weinberg erreichte, dass den Nationalsozialisten der Mietvertrag gekündigt wurde.

Im selben Stadion kickte in den Siebzigern dann Erwin Kostedde, der erste Schwarze deutsche Nationalspieler. Der war übrigens auch im Rennen um die Neubenennung der Bismarckstraße. Die heißt bisher immer noch so. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden. Offenbach ist es zuzutrauen.

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Maxie Römhild
Social-Media-Redakteurin
Studierte Europäische Ethnologie und Amerikanistik in Berlin, danach Journalismus am Journalistischen Seminar Mainz und an der University of Memphis. Interessiert sich für alles – außer Sport. Arbeitet immer im Rechercheteam mit Hund Zsa Zsa.
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1 Kommentar

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  • "Letztes Jahr gab es eine Petition, die die Umbenennung der Offenbacher Bismarckstraße in Haftbefehlstraße"

    Ich zitiere:



    "Was kann ich dafür, dass jeder deine Schwester nehmen will? Fahr' in den Saunaclub und ficke circa sechs Rumäninnen"

    Klarer Fortschritt, zu Bismark!