GEORG BALTISSEN ÜBER DEN ANTIISRAELISCHEN ANSCHLAG IN BULGARIEN: Tätersuche
Die israelische Regierung hat sofort den Iran als Drahtzieher des Terroranschlags in Bulgarien benannt. Der Anschlag sei über Mittelsmänner der libanesischen Miliz Hisbollah ausgeführt worden. Dabei scheint es reichlich früh für eine so dezidierte Stellungnahme zu sein.
Wenn man allerdings die Region darauf abklopft, wer über die erforderliche Infrastruktur für einen solchen Anschlag verfügt, kommen nur zwei Gruppierungen infrage. Da sind zum einen al-Qaida-nahe terroristische Zellen, die aus eigener Motivation weiche Ziele angreifen, um den verhassten Judenstaat und den Westen zu treffen. Normalerweise läge dann allerdings innerhalb von Stunden eine entsprechende Erklärung oder ein Bekennerschreiben vor, das sich dieser Barbarei rühmt und den blutigen Erfolg mit religiösen Sprüchen garniert. Bislang ist dies nicht der Fall.
Die andere Organisation, die über eine ausreichende Vernetzung in islamische „Widerstandskreise“ verfügt, ist tatsächlich die libanesische Hisbollah. Sie hat viele Gründe, sich an Israel zu rächen. Und sie hat, soweit ist dies jedenfalls aktenkundig geworden, schon mehrfach in anderen Staaten Angriffe auf Israelis geplant und auch durchgeführt. Dass der israelische Fingerzeig dann von der Hisbollah gleich zum mutmaßlichen Mastermind in Teheran weist, ist nicht weiter verwunderlich. Zumal auch Teheran Gründe hat – wie etwa die Ermordung von Atomtechnikern –, sich an Israel zu rächen. Die Feigheit und Gemeinheit dieser Tat könnte dann doch auf staatsnahe Kreise deuten. Da man die dritte islamistische Kraft in der Region, nämlich die palästinensische Hamas, aus den verdächtigen Gruppierungen ausschließen kann – sie hat bislang nie Operationen im Ausland ausgeführt –, ist die Anschuldigung der israelischen Regierung durchaus nicht ohne Substanz.
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