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Länder-Ranking bei KlimapolitikNummer eins Schweden

Schweden und Großbritannien machen global die erfolgreichste Politik gegen die Erderhitzung. Deutschland landet im Mittelfeld.

Rentiere in Schweden: Das Land schneidet beim Klimaschutz vergleichsweise gut ab Foto: Malin Moberg/ap

Berlin taz | Schwedens Politiker sind beim Klimaschutz die Besten – im vierten Jahr in Folge. Danach kommen Großbritannien, Dänemark, Marokko und Norwegen. Das ist das Ergebnis des diesjährigen Klimaschutz-Index der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch.

Seit 2005 untersucht Germanwatch in Kooperation mit dem Berliner NewClimate Institute jährlich mit einem Ranking, wie es um die Klimapolitik der 57 weltweit emissionsreichsten Länder sowie der EU steht.

Dabei bezieht die Umweltorganisation nicht nur die politischen Ziele mit ein, sondern vor allem die reale Entwicklung der Treibhausgasemissionen sowie den Ausbau der erneuerbaren Energien und den Energieverbrauch.

Ein Ergebnis ist dabei bislang jedes Mal gleich gewesen: Auch die Vorreiter galoppieren nicht so schnell, wie es das Pariser Weltklimaabkommen erfordern würde. Das ganze Gewinnertreppchen bleibt deshalb symbolisch frei.

Deutschland nur im Mittelfeld

Auch Schweden mit seinen relativ geringen CO2-Emissionen und seinem ambitionierten Ausbau der Erneuerbaren liegt also nur auf Platz vier. Marokko schneidet wegen wenig Treibhausgasen, wenig Energieverbrauch und ehrgeiziger Klimapolitik relativ gut ab.

Um die Bundesrepublik zu finden, muss man im Ranking noch weiter nach unten gucken – auf Platz 19. 2018 hatte Deutschland noch Platz 27 erreicht. Die leichte Verbesserung ist vor allem auf diplomatische Leistungen zurückzuführen – weniger auf Erfolge beim ökologischen Umbau im Land.

Dass es insgesamt nur für die Bewertung „mittelmäßig“ ausreicht, begründen die Autor:innen damit, dass Deutschland den Ausbau der Erneuerbaren nicht genug vorantreibe.

Außerdem geht es ihnen beim Kohleausstieg nicht schnell genug, bei der Gestaltung eines klimafreundlichen Verkehrswesens ebenso wenig. Auch dem im Rahmen des Klimapakets vereinbarten CO2-Preis attestieren sie eine zu geringe Durchschlagskraft.

Die EU liegt als Staatenbund insgesamt auf Platz 16. Die Autor:innen beobachteten zwei Tendenzen: Auf der einen Seite gute Leistungen wie bei Schweden und Dänemark. Auf der anderen Seite gibt es aber Bremser wie Tschechien (Platz 47), Polen (Platz 48), Ungarn (Platz 50) und Slowenien (Platz 51). Auf dem insgesamt letzten Platz landen die USA.

Die Auswirkungen der Coronapandemie bezieht das aktuelle Ranking noch nicht mit ein, da es die offiziellen Daten für alle Länder bisher nur bis 2018 gibt.

Das Ranking umfasst nur die Länder mit den höchsten CO2-Emissionen. Sie sind zusammen für 90 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Es gibt also durchaus Staaten, deren Klimapolitik im Prinzip auf einem besseren Weg ist – was aber im Gesamtbild trotzdem weniger Unterschied macht.

Das Königreich Bhutan im Himalaya etwa gilt als erstes klimaneutrales Land. Die Ausgangslage ist natürlich eine ganz andere als etwa die von Deutschland. Bhutan hat etwas weniger Einwohner:innen als Frankfurt am Main und ist zu zwei Dritteln mit Wald bedeckt. Kohleverstromung oder Autoproduktion hat es dort nie gegeben.

Dass alle Länder unterschiedliche Voraussetzungen haben, berücksichtigt Germanwatch im Klimaschutz-Index nicht. Auch dem Klima ist das schließlich egal.

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11 Kommentare

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  • So eine Studie ist sicher viel Arbeit, aber wenn dann Ergebnisse wie Äpfel und Birnen wenig vergleichbar sind aber trotzdem nebeneinander stehen...wo ist der Mehrwert in dieser Art Darstellung?

  • Norwegen hat einen Überschuss an Wasserkraft; Schweden 60% mit mehr Potential (aus Naturschutzgründen vernünftigerweise aber nicht weiter ausgebaut), sonst Atomkraft.



    Großbritannien setzt auch auf Atomkraft. Weil die aber teuer ist, sogar durch Mindestpreise subventioniert...

  • "Auf dem insgesamt letzten Platz landen die USA."

    bei den ausgaben für waffen und im waffenhandel sind sie die nummer eins



    und beim klimaschutz die letzten

    da gibt es einen zusammenhang



    denn jeder dollar der für militarismus verschwendet wird steht für den klimaschutz und dessen sozialverträgliche realisierung nicht zur verfügung

    ausserdem erschwert das misstrauen dass die aufrüstung schafft die notwendige internationale zusammenarbeit beim klimaschutz

    auch china könnte viel mehr für den klimaschutz tun wenn es nicht von den usa zum aufrüsten gezwungen würde

    nun da Donald Trump -der das problem des menschengemachten klimawandels leugnete weg ist

    sollten die themen abrüstung und klimaschutz miteinander verbunden werden

    das wäre die aufgabe progressiver europäer*innen

  • Zitat: "Großbritannien setzt auf Atomkraft, um bis 2050 klimaneutral zu werden."



    Siehe taz: taz.de/Neues-Atomk...itannien/!5700229/



    Damit ist doch alles gesagt.

  • Ach ja Schweden, also, mit seinen "seinem ambitionierten Ausbau der Erneuerbaren"" - das ist bei 45% Anteil an Wasserkraft relativ einfach. Hier sollten auch die sieben Atomreaktoren die 40% des Stroms CO2 frei erzeugen nicht vergessen werden. Und GB will sogar neue Atomkraftwerke bauen (hat im Moment 17 AKWs). Der Artikel erweckt einen völlig falschen Eindruck der Situation, sorry.

    • @Gerald Müller:

      "Und GB will sogar neue Atomkraftwerke bauen"

      das ist zwar auch nicht gut,aber weniger schlimm als die verzögerung des ausstiegs aus dem fossilismus.

      viele staaten setzen neuerdings wieder auf die atomenergie.atomkraftwerke können kohlekraftwerke ersetzen ohne das alle industriellen strukturen angepasst und neue netze für die verteilung sowie möglichkeiten für die speicherung von elektrischer energie geschaffen werden müssen

      der schnelle ausbau der atomenergie wäre ein geringeres übel als eine verzögerung des ausstiegs aus dem fossilismus

      das problem mit dem radioaktiven sondermüll kann vielleicht in der zukunft gelöst werden.die probleme die der forcierte klimawandel verursacht sind unlösbar.sie kosten die zukunft während die atomenergie diese nur belastet

      www.spiegel.de/wir...-90f2-c063c4868d4f

      www.spiegel.de/wis...-bff4-f49304140753

      wie soll amerika oder auch china den schnellen aussstieg aus dem fossilismus der notwendig ist ohne atomenergie realisieren

      energiesparen kostet wirtschaftswachstum arbeitsplätze und wähler*innenstimmen,



      beziehungsweise im falle von china zustimmung zur fortgesetzten herrschaft der staatspartei.

      weder im westen noch in china ist ein so konsequentes energiesparen wie es für einen schnellen ausstieg aus dem fossilismus ohne einen gleichzeitigen schnellen ausbau der atomenergie notwendig wäre politisch durchsetzbar.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Wow! Jetzt also schon Erderhitzung anstatt Erderwärmung?

    Weder das eine noch das andere stimmt. Die Erde besteht nicht nur aus den obersten 2 Meter Erdkruste und den obersten 10 m Wasser, sondern auch aus Erdmantel und Erdkern. Die gehören definitionsgemäß dazu. Von daher ist es Quatsch von einer Erderhitzung zu sprechen - Journalistenslang.

    Besser man spricht von der Klimaerwärmung oder vom Treibhauseffekt.

    • @17900 (Profil gelöscht):

      §§-🎠🎠...

  • Wären wir nicht überstürzt aus der Atomenergie ausgetreten, dafür aber aus Kohle, würden wir jetzt im vorderen Drittel liegen.

    Die Kernenergie trug 2018 über 40 % zur Gesamtstromerzeugung in Schweden bei. Und damit nicht genug, sie wird ausgebaut. Warum? Um Schwankungen auszugleichen. Die deutschen Experten wussten es selbstverständlich besser. Die Lüge des Vorreiters lebt.

    In Deutschland hingegen kaufen wir Strom aus Belgien, Frankreich und Co zu. Setzen im übrigen auch auf Atomkraft.



    Aber wir haben doch eine Überproduktion. Stimmt, in den Abendstunden hat die Sonne jedoch Pause, Wind bläst nicht konstant. Die Überproduktion wird zu Spitzenzeiten in Wärme umgewandelt und verpufft. Und kostet den Steuerzahler Milliarden.

    [...] Beitrag gekürzt. Bitte beachten Sie die Netiquette. Vielen Dank! Die Moderation

  • Bitte etwas mehr Recherche und Nachdenken. Großbritannien und Norwegen gehören zu den großen Ölproduzenten. Diese Staaten produzieren den Stoff aus dem andere dann CO2 freisetzen. Norwegen finanziert seinen Ökoumbau aus den Gewinnen der Erdölförderung. Und Norwegen hat seine riesigen Überschüsse aus der Erdölgewinnen in einem Staatsfonds angelegt, der weltweit auch in "schmutzige" Industrien investiert. Dieses dadurch produzierte CO2 könnte man auch Norwegen zurechnen. Es war schon immer ein bewährtes Motto: Glaube keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast!

    • @KommentarausdemSüden:

      Was halt immer unzureichend berücksichtigt wird ist, dass Deutschland im Gegensatz zu vielen Vorbildländern ein Industrieland ist aka hier werden Güter produziert, die in den Vorreiterländern konsumiert werden. Das zu respektieren bedeutet ja nicht den nötigen ökologischen Umbau der Wirtschaft in Frage zu stellen, sondern es bedeutet die richtigen Prioritäten zu setzen.