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Schulen im NormalbetriebKeine Panik, bitte

Anna Lehmann
Kommentar von Anna Lehmann

Schulen sind zwar keine Infektionstreiber. Doch jetzt müssen endlich Pläne für kleinere Klassen her. Das ist gesünder für alle – auch ohne Corona.

Ständiges Lüften von Klassenzimmern und Frieren sind im Winter keine Alternative Foto: Wolfgang Rattay/reuters

D ie Zahlen sehen dramatisch aus: Über 300.000 Schüler:innen sind derzeit in Quarantäne. Das sind sechsmal so viel wie noch Ende September. Doch dieser Anstieg ist weder überraschend noch überproportio­nal. Zum Vergleich: Ende September meldete das Robert-Koch-Institut gerade mal zwei Hotspot-Regionen in Deutschland. Die Zahl der Neuinfek­tionen lag damals bei rund 1.800. An diesem Mittwoch sieht die deutsche Coronakarte überwiegend rot aus, und das RKI meldet weit über 18.000 Neuinfektionen. Ein Anstieg um den Faktor 10. Die Zahl der Schüler:innen in Quarantäne wächst also langsamer als das Infektionsgeschehen insgesamt.

Hinzu kommt: Längst nicht alle Schü­ler:in­nen, die in Quarantäne sind, sind infiziert. Viele werden vorsorglich nach Hause geschickt, etwa weil Mitschüler:innen positiv getestet wurden. Es besteht also kein Grund zur Panik! Schulen sind nach wie vor keine Infektionstreiber.

Natürlich ist Vorsicht geboten. Wer jedoch, wie Lehrerverbände und besorgte Eltern, jetzt nach geteilten Klassen und Unterricht im Wechselmodell für alle ruft, negiert die Risiken und Nebenwirkungen dieser Maßnahme. Denn wenn eine Lehrer:in nur die Hälfte der Klasse unterrichtet, dann haben die anderen zur gleichen Zeit eben keinen Unterricht. Und dieser Ausfall lässt sich auch nicht einfach mit Online-Tutorials oder Arbeitsblättern kompensieren. Die Folge: Wissenslücken werden größer, die Unterschiede zwischen Schüler:innen aus privilegierten und wenig privilegierten Haushalten wachsen.

Um den Präsenzunterricht in den – zugegeben auch ohne Pandemie überfüllten – Klassen aufrechtzuerhalten, muss jede Schule die nötigen Luftreinigungsgeräte bekommen. Geiz ist ungesund. Ständiges Lüften und Frieren sind im Winter keine Alternative. Leh­rer:in­nen müssen zu den Ersten gehören, die geimpft werden. Und mittelfristig sollten die Kultusministerien Pläne für kleinere Klassen vorlegen. Das ist gesünder für alle – auch ohne Corona.

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Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.
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5 Kommentare

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  • am besten sind ffp2 masken weil diese 95% der viren abhalten im gegensatz zu den blauen- oder stoffmasken die an den ränder nicht dicht sind und jede menge luft/viren reinlassen.auch sollte man masken nicht unterm kinn tragen oder nur den mund abdecken.auch gib es eine einfache und billige selbstbau entlüftung von der komischerweise niemand redet.



    www.mdr.de/wissen/...t-schulen-100.html .



    diese entlüftung entfernt 90% der aerosole aus den klassenzimmern und könnte unter anleitung von den schülern selber gebaut werden.

  • Damals, während der "Flüchtlingskrise" 2015, da hätte ich es gut gefunden, wenn man versucht hätte, Schul- und Kitapersonal so aufzustocken, dass die Gruppengrößen konstant bleiben. Sodass zunächst niemand Grund zur Klage über diese "Zuwanderungswelle" gehabt hätte, und, wenn diese Krise vorbei wäre, es automatisch zu etwas kleineren Gruppen und Klassen gekommen wäre, die dann also die Größe hätten, die eigentlich wünschenswert wäre.



    Hätte, hätte, könnte, wäre. Was hätte man da nun von profitieren können.

    Aber - wenn Corona vorbei ist, braucht man das bestimmt nie wieder! Es lohnt sich also nicht, jetzt noch in bessere Personalschlüssel zu investieren. *Groll*

    • @Annette Thomas:

      Für Bildung und Forschung werden in diesem Jahr 20,31 Mrd. € an Bundesmitteln ausgegeben, für Verteidigung 45,65 Mrd. €, da muss man auch mal kleinere Brötchen backen.

  • Aktuell hier in Nds haben wir die merkwürdige Situation, das an weiterführenden Schule Maskenpflicht im Unterricht besteht, Sport in der Halle jedoch wären der Übungen ohne Maske stattfindet.



    Ganz so als ob der Verbreitungsweg über Aerosole nicht bekannt sei.



    Ich stehe auch dahinter alles zu versuchen, den Unterricht aufrecht zu erhalten, aber eine derartige Inkonsistenz bei der Maskenhandhabung, führt gleich die gesamte Maskenpflicht ad absurdum.



    Anstatt Lösungen zu finden die Situtaion zu managen, werden die Schutzbestimmungen immer ein Stück weiter aufgeweicht, um nicht den Unterricht abbrechen zu müssen.



    rote Linien, die noch vor einer Woche kommuniziert wurden, werden beim Überschreiten einfach vergessen und spielen keine Rolle mehr.



    Es ist ja verständlich, das Schulen dem Infektionsgeschehen auch ausgeliefert sind, nur stellt sich mir die Frage, wieso erst derartige rote Linien gezogen werden, da ja absehbar war, das sie nicht zu halten sein werden.



    Immer neue Ausnahmeregelungen einzuführen oder einfach die Meßlatte höher zu hängen, mag zwar in der Außendarstellung ganz gut funktionieren, führt jedoch, falls das Infektionsgeschehen nicht abflaut irgendwann zum Kollaps.



    Wenn die Infektionszahlen nicht sinken, werden irgendwann die Schulen nicht mehr offen sein können.



    Schüler in Winterjacke, Lüften und Maske ab wenns anstrengend wird, sind keine Lösungsansätze, mit denen der Unterricht aufrecht erhalten werden kann.



    Es bedarf dringend durchdachter Konzepte. Und die Schulen sollten nicht mit den Entscheidungen allein gelassen werden.

  • Ich bin mir sicher, dass es genauso Pläne für die Mondbesiedelung wie für kleinere Klassen gibt. Zum Thema Klassen: Sollte man nicht einen Schritt nach dem anderen machen? Wo sollen die Lehrer dafür herkommen? Stehen die schon irgendwo in der Warteschlange?