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Fußball-Bundesliga in leeren StadienAuf die Knie, Profifußball!

Die Bundesliga darf ihr Spiel weiterspielen. Die Klubs sollten dankbar dafür sein und nicht über die verordnete Geisteratmosphäre jammern.

Borussia Dortmund – Zenit St. Petersburg: Die Plätze auf der Südtribüne sind abgesperrt Foto: Bernd Thissen/dpa

E s sind zwei Sätze, wie sie gnadenloser nicht sein könnten. Sie stehen im Beschluss, den die Bundeskanzlerin und die Regierungschefs der Bundesländer am Mittwoch gefasst haben. Unter Punkt 6 heißt es da: „Veranstaltungen, die der Unterhaltung dienen, werden untersagt. Profisportveranstaltungen können nur ohne Zuschauer stattfinden.“ Man könnte glatt meinen, dass es die zahlreichen, traurigen Vorstellungen im ideenlosen Verschiebefußball der Bundesliga waren, welche die Regierungschefs dazu gebracht haben, festzustellen, dass der Profifußball keiner Unterhaltung dient und deshalb weiterlaufen darf. In Wahrheit ist in diesem Punkt sechs eine Ausnahme von der Regel formuliert, wegen der man in den von den Fernsehgeldern so abhängigen Fußballklubs auf die Knie gehen sollte.

Die Videorunde hat dem Milliardenbusiness Profifußball den Roten Teppich ausgerollt. Während Wirte und Konzertveranstalter sich überlegen, wie sie ihr Geschäft abwickeln können, ohne dass sie und ihre Angestellten zu Sozialfällen werden, darf der Profifußball weiter über den ganzen Kontinent reisen, auf dass die Werbebortschaften der Trikots bei den Leuten zu Hause ankommen, die einen Bezahlsender oder einen Streamingdienst abonniert haben.

Die ganz Großen unter ihnen dürfen weiter an ihren Plänen für eine Superduperliga in Europa arbeiten, für die schon ein Investor bereitstehen soll, der 5 Milliarden Euro in den Wettbewerb pumpen soll. Derweil überlegen Klubs wie Werder Bremen wegen der nun ausbleibenden Zuschauereinnahmen, wie viele Mitarbeiter sie in Kurzarbeit schicken müssen, damit die Spitzenverdiener dieses mittelständischen Unternehmens weiter ihre Löhne erhalten können.

Währenddessen schließt der FC Bayern München einen neuen Superdupersponsorendeal mit einem namhaften Haushaltsgerätehersteller und bastelt weiter an einer Vertragsverlängerung mit dem Abwehrspieler David Alaba, dem die angebotenen 11 Millionen Euro Grundgehalt nicht genug sein sollen. Ja, die Liga sollte dankbar sein, dass ihr Betrieb weitgehend so weiterlaufen kann wie gehabt, während der Unterbau des deutschen Fußballs schlicht zugesperrt wird.

Peinliches Schreiben

Doch statt demütig einfach weiterzuarbeiten, sendet etwa Borussia Dortmund einen „offenen Brief an die Fans“, in dem der Klub, die Entscheidung, Zuschauer künftig außen vor zu lassen, heftig kritisiert. Der BVB verweist auf sein tolles Hygienekonzept und hat gewiss recht, wenn er sagt, dass man sich da einiges hat einfallen lassen. „Es hat sich an der frischen Luft niemand angesteckt. Der Profifußball ist nachweislich kein Treiber der Pandemie. Und ehrlich gesagt sieht das auch niemand anders. Gerade vor diesem Hintergrund ist es schwierig zu akzeptieren, dass Fakten nicht zählen“, heißt es in der Jammerarie des BVB, als sei es ausgerechnet der Profifußball, der unter dem Lockdown am meisten zu leiden hat.

Dabei haben die Klubs und die Liga selbst entschieden, sich bei der Frage der Zulassung von Zuschauern ins Stadion an den 7-Tage-Inzidenzwerten von 35 beziehungsweise 50 Infizierten pro 100.000 Einwohnern zu orientieren. Zahlen, die an jedem Bundesligastandort heute weit überschritten sind. Die Bundesliga hätte sich das Zuschauerverbot eigentlich selbst verordnen müssen. Den offenen Brief an die Fans kann man vor diesem Hintergrund nur als peinlich bezeichnen.

Als die erste Welle der Coronapandemie über das Land schwappte und die Bundesliga den Spielbetrieb kurzzeitig ganz einstellen musste, war von Ligamanagern viel von Demut zu hören. Von einer neuen Bescheidenheit war da bisweilen gar die Rede. Gut möglich, dass dies nur Gerede war. Schade eigentlich.

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Andreas Rüttenauer
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5 Kommentare

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  • Demut und Bescheidenheit lernt der Profifußball nur, wenn die nächsten 4 Monate die Spiele in die Nacht verlegt und das Flutlicht ausbleiben würde.

    • @APO Pluto:

      Ich befürchte, nicht mal das würde helfen...

  • „Es hat sich an der frischen Luft niemand angesteckt. Der Profifußball ist nachweislich kein Treiber der Pandemie. Und ehrlich gesagt sieht das auch niemand anders. Gerade vor diesem Hintergrund ist es schwierig zu akzeptieren, dass Fakten nicht zählen“



    Hm. Wart mal eben. Ich erinere mich, dass es irgendwann in der Steinzeit Coronas ein Champions League Spiel in - wo war das noch, ach ja - Bergamo gab mit über 40.000 Zuschauern. Kurz darauf entwickelte sich Bergamo zum Hotspot in Norditalien, und die Bilder der Leichen sollten sich jedem eingeprägt haben (ausser jenen, die querdenkenderweise alles aus ihrer Wahrnehmung ausgefiltert haben, was den eigenen Thesen nicht dient).



    Aber weil sich das nie 100% wird klären lassen, ob die Austragung des Fussballspiels nun wirklich die Ursache der Covid-Katastrophe war, kann man ja mal eben behaupten, der Profifussball sein kein Treiber der Pandemie.

    • @Stechpalme:

      Der Vergleich mit dem Bergamo Spiel hinkt gewaltig, da es dort kein Hygienekonzept bestehend aus Maßnahmen wie Maske, Abstand, geregelte Ein- und Ausgänge gab (Anfangszeit der Pandemie...). Das sollten Sie eigentlich wissen.

      Die Hygienekonzepte der Bundesligisten werden von diversen unabhängigen Experten für effektiv gehalten und das Ansteckungsrisiko ist unter den umgesetzten Maßnahmen gering bis kaum vorhanden.

      Auf einem anderen Blatt steht, dass ebendiese Hygienekonzepte ohnehin einen Ausschluss der Fans vorsehen, wenn die Inzidenzzahlen 50/100.000 überschreiten. Da das mittlerweile an jedem Bundesligastandort so sein sollte, kann ich das "Gejammer" von Watzke & Co. auch nicht verstehen...

  • Der Artikel gefällt mir. Dass Dortmund jetzt noch von ihrem tollen Hygienekonzept faselt..., mit Verlaub, die haben den Schuss nicht gehört. Es geht um Leben und Tod, Herr Watzke und Co. Demut und Bescheidenheit..., nur ein Traum! Den findet man vielleicht bei den ärmeren Menschen, nicht bei den richboys der großen Vereine.