piwik no script img

Die Wochenvorschau für BerlinGanz nüchtern aufstehen

Endlich Herbstferien! Und weil man nicht verreisen kann, träumt man von besseren Zeiten. Oder steht auf: gegen Zwangsräumungen, und für Geflüchtete.

Von der Sperrstunde überrascht worden? Halbvolles (oder halbleeres?) Glas Bier Foto: picture alliance/Annette Riedl/dpa

Das Gute ist ja, dass alle jetzt mal so richtig ausschlafen können. Nicht nur die Eltern, weil seit Montag Herbstferien sind, sondern auch alle anderen, weil Corona uns die Sperrstunde eingebrockt hat. Und wem Trinken zwischen 23 Uhr und 6 Uhr zu Hause aus Prinzip zu blöd ist, kann es also auch einfach ganz lassen. Einfach mal früh schlafen gehen und träumen von besseren Zeiten und meinetwegen auch von Whiskey, wenn das real life schon nicht dazu einlädt.

Ernüchternd genug ist der Blick auf die auch am Wochenende wieder unbeeindruckt gestiegenen Neuinfektionszahlen ja ohnehin. Am Samstag gab es etwa 3.500 aktive Fälle in Berlin, laut Gesundheitsverwaltung, im Vergleich zu Freitag kamen wieder 273 Neuinfizierte dazu – vermutlich mehr, weil die Gesundheitsämter am Wochenende nicht zuverlässig melden.

Mal ganz nüchtern betrachtet könnte man diese Woche natürlich auch einfach gut im eigenen Bett liegen bleiben, schließlich gilt man als BerlinerIn den meisten anderen Bundesländern nun qua Personalausweis als öffentliches Gesundheitsrisiko. Wozu also noch aufstehen im hoffentlich wohlverdienten Urlaub?

Vielleicht treibt Sie ja das Thema Zwangsräumungen aus der Waagerechten: Am Montag findet am Berliner Verwaltungsgericht in der Kirchstraße 7 in Moabit eine öffentliche Anhörung statt, es geht um die Landsberger Allee 54, viele Jahre lang Heimat für das KünstlerInnenkollektiv LA54.

Dort hatte es im Sommer 2019 einen umstrittenen Polizeieinsatz gegeben; Ateliers von KünstlerInnen wurden geräumt – widerrechtlich, ohne Gerichtsvollzieher, sagt zumindest die Initiative LA54. Um 10 Uhr am Montag trifft man sich nun vor Gericht. Es ist nicht alles Liebig34, was da noch kämpft.

Kämpfen, und zwar nicht etwa für die Freigabe des Hanfs, sondern für die Rechte von Geflüchteten will auch die Initiative „Legalisierung jetzt!“ Am Montag stellt man sich im Aquarium in Neukölln, Skalitzer Straße 6, der Öffentlichkeit vor.

Das Initiativen-Bündnis schätzt, dass zwischen 60.000 und 100.000 Geflüchtete illegal ohne Papiere in der Stadt leben, die keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung oder zum Schulsystem haben. Darüber will man nun eine möglichst breite öffentliche Debatte anstoßen. Vielleicht reden Sie einfach mit.

Und sonst so? Am Donnerstag endet in Schönefeld der Probebetriebs für den neuen Hauptstadtflughafen BER. Seit Juni haben etwa 9.000 Freiwillige die Abläufe im Terminal getestet. Offenbar funktionierte das alles ganz passabel (und wenn nicht, ist es vermutlich auch nicht schlimm, bei den paar Fluggästen derzeit). Jedenfalls geht’s am 31. Oktober los: Dann sollen die ersten Fluggäste am brandneuen Terminal 1 ankommen. Einen Tag später gibt's dann auch die ersten Starts. Wohin man dann am besten so fliegt in Pandemiezeiten? Vielleicht träumen Sie einfach weiter.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!