Internationaler Kampf gegen Corona: Jens Spahn fordert Reform der WHO
Laut Gesundheitsminister Spahn muss die WHO gestärkt werden. Es sei möglich, „die ganze Welt im nächsten Jahr mit Impfstoff zu versorgen“.
„Die WHO ist immer nur so gut, wie wir Mitgliedstaaten sie sein lassen“, sagte Spahn. „Und das fängt an bei der Frage, welche Informationen die WHO von wem wie frühzeitig zur Verfügung gestellt bekommt und mit welchen finanziellen Ressourcen wir sie ausstatten“, so der Minister.
Der WHO war im Umgang mit der Coronapandemie insbesondere von den USA vorgeworfen worden, eine zu große Nähe zu China zu pflegen und das Regime in Peking nicht engagiert genug zur frühzeitigen Herausgabe wichtiger medizinischer und wissenschaftlicher Erkenntnisse über das Coronavirus gedrängt zu haben. US-Präsident Donald Trump hatte daraufhin angekündigt, die USA würden die WHO im kommenden Jahr verlassen.
Spahn will mehr Geld lockermachen
Spahn erklärte, für ihn sei eine WHO ohne die USA als Partner undenkbar. „Ich bin ausdrücklich nicht der Auffassung, wir sollten die USA einfach gehen lassen“, sagte er. Die USA seien „Gründungsmitglied, sie sind über Jahrzehnte einer der größten Treiber und eine ganz wichtige Stütze der WHO gewesen, auch personell“. Die EU müsse dies bei ihren eigenen Reformüberlegungen für die WHO berücksichtigen. „Wir müssen miteinander zu Reformen kommen, mit denen auch die USA sagen, in so einer WHO wollen wir dabeibleiben.“
Deutschland sei bereit, seinen finanziellen Beitrag an die WHO „in einem europäischen Gesamtakt noch einmal aufzustocken“. Spahn kritisierte, manch andere staatliche Geldgeber seien „da weniger engagiert“. Dabei sei die Unterstützung der WHO insbesondere auch im Interesse solcher Staaten, die sich viele Jahre vor Gesundheitskrisen sicher gefühlt hätten.
„Wir sehen gerade in der Pandemie, wie schnell sich Infektionskrankheiten weltweit ausbreiten können, und das betrifft in Zeiten des Klimawandels und der Globalisierung auch solche Krankheiten, die es früher in unseren Breitengraden nicht gab“, sagte Spahn: „Tuberkulose, das West-Nil-Virus und Ebola sind nicht länger die Krankheiten der anderen.“ Die EU brauche die WHO „genauso wie der Rest der Welt“.
Die Weltgemeinschaft sei dazu aufgerufen, gemeinsam an Konzepten zur Entwicklung und Verteilung von Impfstoffen zu arbeiten. Entsprechende Anstrengungen im Kampf gegen das Coronavirus sollten Schule machen. „Impfstoffe zu entwickeln, ist immer ein schwieriger Prozess“, räumte Spahn ein. Er sei „trotzdem optimistisch, dass wir es hinkriegen können, die ganze Welt im nächsten Jahr mit Impfstoff zu versorgen“. Es gebe bereits jetzt eine Menge vielversprechender Impfstoffentwicklungen. „Wenn nur ein Teil davon zugelassen wird, wäre das schon ein großer Erfolg.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Spardiktat des Berliner Senats
Wer hat uns verraten?
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg