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Protest gegen Werbung in Südafrika„Krauses“ und „normales“ Haar

Südafrikas führende Drogeriekette Clicks veröffentlicht eine rassistische Werbung. Erst folgt ein Shitstorm, dann eine Gewaltkampagne gegen Filialen.

Anhänger der Oppositionspartei EFF protestieren am Montag vor einer Clicks-Filiale in Johannesburg Foto: Shiraaz Mohamed/ap

Johannesburg taz | Spannungen innerhalb der Bevölkerung erschüttern erneut Südafrika, nachdem die führende Drogeriekette Clicks eine Werbung veröffentlicht hat, die sie dann selbst als rassistisch wieder zurückzog. Die Werbung zeigt das Haar von schwarzen und weißen Frauen und beschreibt das der schwarzen als „kraus und langweilig“ und das blonde Haar der Weißen als „normal“ oder „fein und flach“.

Die Werbung für das Haarpflegeprodukt TRESemmé kam von der Herstellerfirma Unilever. Clicks, eine Kette mit Hunderten von Filialen in ganz Südafrika, veröffentlichte das und zog es wieder zurück, als eine Protestwelle hochschlug.

Clicks-Geschäftsführer Vikesh Ramsunder erklärte, er sei „tief enttäuscht“ über die „unsensiblen“ und „beleidigenden“ Werbebilder und sagte: „Ich entschuldige mich vorbehaltlos für den Schmerz und die Wut, die diese Bilder hervorgerufen haben.“

Das sei „bedeutungslos“, schäumte Südafrikas Ministerin für Kleinunternehmen, Khumbudzo Ntshavheni: „Die Zeit für Lippenbekenntnisse gegen Rassismus und Beleidigungen ist vorbei. Auf Entschuldigungen müssen Taten folgen, um eine nichtrassistische und gleiche Gesellschaft aufzubauen.“

Clicks-Filialen wurden Ziele von Plünderungen

Die Taten kamen von anderer Seite. Die linksradikale Oppositionspartei EFF (Economic Freedom Fighters) rief zu landesweiten Protesten auf. Clicks schloss sämtliche Läden am Montag, nachdem EFF-Führer Julius Malema in sozialen Netzwerken seine Anhänger mit der Botschaft „@Clicks_SA, wir sehen uns morgen. Mitstreiter und Bodenstreitkräfte: Angriff!“ ins Feld geschickt hatte.

Malema rief dazu auf, alle 880 Clicks-Läden in Südafrika die gesamte Woche zu schließen, notfalls mit Gewalt: „Niemand darf Schwarze respektlos behandeln, ohne dass das Folgen hat, und wenn das Tod bedeutet, ist das eben so.“

Nach Zeitungsberichten wurden am Montag 37 Clicks-Filialen Ziele von Plünderungen und Benzinbomben. Als die Clicks-Rechtsabteilung EFF zu Gesprächen einlud, antwortete die Partei: „Eure rassistischen Anwälte und euer rassistischer Klient können zur Hölle fahren. Schwarze Würde oder Tod.“ Die EFF-Haltung stößt auf Kritik. Die gemäßigte Oppositionspartei DA (Democratic Alliance) sagte, sie „verurteilt EFFs Anstachelung zu Gewalt und böswilliger Zerstötung von Eigentum scharf“.

Die Regierung versucht die Wogen zu glätten. Südafrikas Präsidialmnister Jackson Mthembu nannte die Werbung „verstörend“ und die Gewalt gegen Clicks „bedauerlich“.

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4 Kommentare

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  • DA und gemaessigt? die sind so zwischem Afd und CSU anzusiedeln da ist nichts gemaessigt dran

  • Und wann gehen die Bürger gegen ihre eigene Regierung mit soviel "Schmackes" vor?



    Die lässt doch auch den Respekt gegenüber viel zu vielen Brüdern und Schwestern vermissen.



    Nur Antirassismus scheint mir nicht der Weisheit letzter Schluss.



    Bitte auch mehr Sozialismus wagen. Gerade an diesem Beispiel kann gut gesehen werden, wie Rassismus und Kapital sich ergänzen.

    • @APO Pluto:

      Mit welcher geistigen Volte kann man denn hier den Bogen zum Kapitalismus schlagen?