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Ökologischer Fußabdruck im InternetNicht alle streamen klimafreundlich

Eine neue Studie zeigt: Die Art der Datenübertragung ist entscheidend für die Umwelt. Schlecht schneiden vor allem alte Mobilfunknetze ab.

Immerhin: vorbildlich per Kabel im Netz, hier auf der Kölner Gamescom Foto: AP / Martin Meissner

Berlin taz | Datenübertragung im Internet verursacht Treibhausgase. Die Coronapandemie bringt zahlreiche Beschäftigte ins Homeoffice, Streamingportale boomen, während gleichzeitig immerhin weniger klimaschädlliche DVDs produziert und Dienstreisen unternommen werden. Die „Datenmenge explodiert“, sagte Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts (UBA), am Donnerstag bei der Vorstellung einer Studie. Von Februar auf März dieses Jahres habe sich die in Deutschland übertragene Datenmenge binnen eines Monats um 30 Prozent erhöht.

Doch Datenübertragung ist aus ökologischer Sicht nicht gleich Datenübertragung. Der größte Teil wird nach wie vor über Kabel übertragen. Dennoch hat sich das verbrauchte Datenvolumen pro Mobilfunkanschluss in Deutschland von 2016 bis 2019 vervierfacht, Datenflatrates für Smartphones werden preislich immer erschwinglicher. Die nun veröffentlichte Studie des UBA in Zusammenarbeit mit Öko-Institut und Fraunhofer-Institut nennt erstmals konkrete Zahlen für den Energieaufwand von Datenübertragungen. Wer unterwegs Videos mit 3G (UMTS) ansieht, sorgt für fast 50-mal so viel CO2-Ausstoß wie per Glasfaserkabel.

Streaming von unterwegs verursacht über 3G 90 Gramm CO2-Äquivalent und über 4G (LTE) 13 Gramm pro Stunde. Stationäre Anschlüsse sind deutlich sparsamer: 2 Gramm fallen bei Glasfaserübertragung an, 4 über High-Speed-DSL mit Kupferkabeln. Zwei Lösungen gibt es für die Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) zur Reduzierung der Emissionen: einerseits der Ausbau der Mobilfrequenz 5G, bei der nur 5 Gramm pro Stunde anfallen sollen. Und andererseits die Verstärkung des WLAN-Angebots an frequentierten Plätzen.

Die Netzanbindung ist das eine, das andere ist, was anbieterseitig passiert. Dafür haben die Studienautor*innen ein Berechnungsmodell entwickelt, mit dem sich die Ökobilanz von Cloud-Angeboten wie Streaming berechnen lässt. Das umfasst den Energiebedarf für das Übertragen und Speichern der Daten, aber nicht die Energie, die Endgeräte wie Router oder Fernseher verbrauchen. Das Fazit: Auch die drei untersuchten Rechnungszentren sind unterschiedlich effizient. Die Bandbreite der Emissionen lag zwischen 105 Kilogramm und 153 Kilogramm CO2-Äquivalenten pro Terabyte Speicherkapazität und Jahr. Ein in der Studie untersuchtes Rechenzentrum emittierte durch zu geringe Auslastung und überdimensionierte Gebäudetechnik 10-mal so viel CO2 wie notwendig, so Schulze bei Vorstellung der Studie.

„Umweltpolitische Digitalagenda“

Die Umweltministerin will deshalb während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, die bis Jahresende andauern wird, einen „verbindlichen Energieausweis“ für Rechenzentren auf den Weg bringen. Eine Grundlage dafür schaffe das UBA gerade mit dem Aufbau eines Katasters für Rechenzentren. Bereits Anfang März hatte Schulze eine „umweltpolitische Digitalagenda“ vorgestellt, um den Umweltschutz langfristig in der Digitalpolitik zu verankern. Vorgesehen sind Effizienzvorschriften mit dem Ziel, dass Rechenzentren mit Ökostrom laufen, möglichst wenig Strom brauchen und sich die entstehende Abwärme zum Heizen nutzen lässt.

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4 Kommentare

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  • wenn ich sowas beurteile, betrachte ich erstmal den Sinn und Zweck und dann die Alternativen.

    Der Sinn beim Computer-Spielen kann im Vergleich zur verbrauchten Umwelt durchaus angezweifelt werden. Diese Art zu Spielen hat zudem Alternativen die normalerweise weniger schädlich sind (direkte reale Interaktion, was auchbandere Vorteile hat).



    Es ist vor allem eine Abkopplung von der Realität.

    Streamen hat vor allem Broadcasting als Alternative. Per (Rund-)Funk ist das vermutlich optimal. Aber es schränkt extrem die Freiheit der Zeitwahl ein, außerdem ist die Vielfalt des (vor allem zu einem Zeitpunkt) wählbaren Programmes um einige Zehnerpotenzen kleiner. Den Vergleich zumKino muss es wohl icht scheuen, wenn man annimmt, dass ein Teil mit Auto/Bus und Co. zum Kino kommen.



    Bücher (digital) als Alternative (die immerhin die Vorstellungskraft trainieren), haben einen sehr geringen Fußabdruck. Mit Verbrauch von Bäumen aber wiederum fraglich, da ein Konsument per Buch.

    Die Fragestellung ist insgesamt komplizierter und im Artikel kaum angerissen.

  • Das Bild zeigt Kölner Gamescom als "Vorbildlich per Kabel" - gleichzeitig ist eine stromschluckende materialschlacht auf dem Bild zu sehen. Die dreizehn Spielenden sind von 18 Bildschirmen mit dazugehörigen Headsets, Mäusen und Tastaturen umgeben.

    Wenn sie dabei wäre die Klimakrise mit allen Mitteln der Informationstechnologie aufzhalten könnte man es ja irgenwie verstehen - Aber zum Spielen? Was genau ist daran Vorbildlich?

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Früher gab's 2015 Tatort und das Volk hatte ein Gemeinschaftserlebnis. Jetzt macht jeder wann er will und das macht sich bemerkbar.

  • "... aber nicht die Energie, die Endgeräte wie Router oder Fernseher verbrauchen."

    Und da liegt m.E. der Hase im Pfeffer. Die meisten Leute werden über Browser streamen ("man muss nix installieren" -- dabei krempelt einem die dystopische Javascript-Jauchegrube sowieso den Rechner um).

    Und das heizt ganz ordentlich, und (vermutlich CO2-relevanter!) zwingt einem, immer wieder mal neuere Hardware zu beschaffen.