Ökologischer Fußabdruck im Internet: Nicht alle streamen klimafreundlich
Eine neue Studie zeigt: Die Art der Datenübertragung ist entscheidend für die Umwelt. Schlecht schneiden vor allem alte Mobilfunknetze ab.
Doch Datenübertragung ist aus ökologischer Sicht nicht gleich Datenübertragung. Der größte Teil wird nach wie vor über Kabel übertragen. Dennoch hat sich das verbrauchte Datenvolumen pro Mobilfunkanschluss in Deutschland von 2016 bis 2019 vervierfacht, Datenflatrates für Smartphones werden preislich immer erschwinglicher. Die nun veröffentlichte Studie des UBA in Zusammenarbeit mit Öko-Institut und Fraunhofer-Institut nennt erstmals konkrete Zahlen für den Energieaufwand von Datenübertragungen. Wer unterwegs Videos mit 3G (UMTS) ansieht, sorgt für fast 50-mal so viel CO2-Ausstoß wie per Glasfaserkabel.
Streaming von unterwegs verursacht über 3G 90 Gramm CO2-Äquivalent und über 4G (LTE) 13 Gramm pro Stunde. Stationäre Anschlüsse sind deutlich sparsamer: 2 Gramm fallen bei Glasfaserübertragung an, 4 über High-Speed-DSL mit Kupferkabeln. Zwei Lösungen gibt es für die Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) zur Reduzierung der Emissionen: einerseits der Ausbau der Mobilfrequenz 5G, bei der nur 5 Gramm pro Stunde anfallen sollen. Und andererseits die Verstärkung des WLAN-Angebots an frequentierten Plätzen.
Die Netzanbindung ist das eine, das andere ist, was anbieterseitig passiert. Dafür haben die Studienautor*innen ein Berechnungsmodell entwickelt, mit dem sich die Ökobilanz von Cloud-Angeboten wie Streaming berechnen lässt. Das umfasst den Energiebedarf für das Übertragen und Speichern der Daten, aber nicht die Energie, die Endgeräte wie Router oder Fernseher verbrauchen. Das Fazit: Auch die drei untersuchten Rechnungszentren sind unterschiedlich effizient. Die Bandbreite der Emissionen lag zwischen 105 Kilogramm und 153 Kilogramm CO2-Äquivalenten pro Terabyte Speicherkapazität und Jahr. Ein in der Studie untersuchtes Rechenzentrum emittierte durch zu geringe Auslastung und überdimensionierte Gebäudetechnik 10-mal so viel CO2 wie notwendig, so Schulze bei Vorstellung der Studie.
„Umweltpolitische Digitalagenda“
Die Umweltministerin will deshalb während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, die bis Jahresende andauern wird, einen „verbindlichen Energieausweis“ für Rechenzentren auf den Weg bringen. Eine Grundlage dafür schaffe das UBA gerade mit dem Aufbau eines Katasters für Rechenzentren. Bereits Anfang März hatte Schulze eine „umweltpolitische Digitalagenda“ vorgestellt, um den Umweltschutz langfristig in der Digitalpolitik zu verankern. Vorgesehen sind Effizienzvorschriften mit dem Ziel, dass Rechenzentren mit Ökostrom laufen, möglichst wenig Strom brauchen und sich die entstehende Abwärme zum Heizen nutzen lässt.
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Bloß nicht zum Vorbild nehmen