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Handball-Szene uneins über LigastartNord-Clubs wollen später starten

Der THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt streiten sich mit den Verbänden über den Ligastart und die WM der Männer. Die Frauen legen derweil los.

Handball vor fast leeren Rängen: Testspiel des Bundesligisten Magdeburg gegen Gudme am 14. August Foto: dpa

Bremen taz | Ab September nehmen die Bundesligen in den Ballsportarten wieder den Betrieb auf. Zuerst die, deren Geschäftsmodelle vorübergehend den Verzicht auf große Zuschauer*innenzahlen verkraften können. Wie im Frauen-Handball, wo der Buxtehuder SV zum Saisonstart statt der üblichen 1.200 immerhin 400 Zuschauer*innen empfangen kann. Oder im Männer- und Frauenfußball, wo bis auf weiteres mit Geisterspielen geplant wird.

Später starten die Handballmänner (1.10.) und Basketballmänner (6.11.), die auf große Zuschauer*innenzahlen angewiesen sind. Der THW Kiel beispielsweise macht laut seinem Aufsichtsratsvorsitzenden Marc Weinstock aufgrund seiner Einnahmestruktur bei jedem Heimspiel ohne Zuschauer*innen einen Verlust von etwa 250.000 Euro.

Entsprechend entsetzt ist man in diesen Ligen über die Ankündigung aus der Politik, dass erst Ende Oktober über die Wiederzulassung von größeren Zuschauermengen entschieden werden soll. „Man spielt hier schon mit der Geschäftsgrundlage eines jeden Clubs“, sagt der Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL) Frank Bohmann.

Bei der Suche nach Lösungen ist es in der Handball-Szene zum offenen Streit gekommen. Die Nord-Konkurrenten THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt waren in seltener Einmütigkeit vorgeprescht und hatten als späteren Liga-Starttermin den 1. Januar vorgeschlagen, „allein schon, um in Ruhe unsere Hygienekonzepte zu testen“, wie Weinstock der Sport-Bild sagte. Da einem Saisonstart im Januar allerdings die Weltmeisterschaft in Ägypten entgegensteht, forderten Weinstock und sein Flensburger Kollege Boy Meesenburg deren Absage.

Späterer Ligastart geordert

„In Ägypten treffen sich 32 Handball-Völker aus aller Welt, teils aus Corona-Krisengebieten.­ Ägypten steht zudem nicht gerade in dem Ruf, die höchsten Hygienezustände der Welt zu haben“, sorgte sich Meesenburg zudem um die Gesundheit der Spieler.

Als „arrogant und respektlos“ bezeichnete Bob Hanning, der Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB) diese Aussagen. Der Verband teilte außerdem mit, dass er am Saisonstart im Oktober festhalte und der gesamte deutsche Handball von einer Weltmeisterschaft der Männer im Januar profitieren werde.

Auch der Handball-Nationaltorwart und frühere HSV-Spieler Johannes Bitter hält die aktuellen Planungen für richtig. „Kurzfristig würde die Absage der WM dem einen oder anderem Verein oder Spieler aufgrund der enormen Belastung im kommenden Jahr vielleicht guttun“, sagt der Mitgründer der Spielergewerkschaft Goal der taz. „Der gesamte Handball ist aber so abhängig von der Nationalmannschaft als Zugpferd, dass eine Absage für die Vereine große Kollateralschäden mit sich bringen würde.“

Angst um seine Gesundheit hätte Bitter in Ägypten auch nicht. „Bei einem Großevent dieser Art, das dazu noch im Heimatland des Weltverbandspräsidenten stattfindet, wird man alles dafür tun, die höchsten Standards zu erfüllen.“

Insider sehen in den Äußerungen von Weinstock und Meesenburg vor allem den Zweck, Druck auf die Politik auszuüben, ihre Zusagen einzuhalten. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel hat Schleswig-Holsteins Minister­präsident Daniel Günther dem THW und der SG mündlich eine Unterstützung in Höhe von jeweils einer Million Euro zugesagt. Auch der Zweitligist VfL Lübeck-Schwartau soll dem Bericht zufolge knapp 200.000 Euro erhalten.

Die schleswig-holsteinische Landesregierung nannte dem Spiegel auf Anfrage keine konkreten Zahlen, hat aber wie sie mitteilt „die durch pandemiebedingte Einnahmeausfälle verursachte schwierige Situation der schleswig-holsteinischen Handball-Bundesligisten im Blick“. Sie könne aber „die Möglichkeit und den Bedarf ergänzender Hilfen durch das Land für die schleswig-holsteinischen Handball-Bundesligisten erst dann bewerten, wenn die konkreten Förderbedingungen sowie die jeweilige Höhe der Bundeshilfen bekannt sein werden.“

Der Bund hat ein Nothilfeprogramm für entgangene Zuschauererlöse im Profisport in Höhe von 200 Millionen Euro beschlossen, das auf 800.000 Euro pro Klub begrenzt ist.

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