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Missbrauch in der katholischen KircheTransparenz ist nötig

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Auch die Ordensgemeinschaften haben nun eine Missbrauchsstudie vorgelegt. Die Zahlen zeigen: Entschädigung und Transparenz sind angebracht.

Eine Nonne betet den Rosenkranz Foto: Antoine Mekary/UIG/imago

E s hört einfach nicht auf: Die Zahl der bekannt werdenden Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche steigt unaufhörlich. Zu den von der Deutschen Bischofskonferenz bislang ermittelten mehr als tausend Taten, begangen vor allem von Priestern und Dia­ko­nen, kommen jetzt weitere Fälle in Orden und Klöstern hinzu. Die Deutsche Ordensoberenkonferenz spricht nach einer jetzt veröffentlichten Umfrage in den eigenen Reihen allein von 1.412 Opfern und 654 Tä­ter*in­nen. Damit steigt die Zahl der Opfer in katholischen Einrichtungen auf über 5.000, die der Tä­ter*in­nen auf über 2.200.

Die jetzt publik gewordenen Fälle reichen bis weit in die 1950er Jahre zurück, die meisten der beschuldigten Mönche, Nonnen und anderen Ordensleute sind bereits verstorben. Was heißt das für die Opfer? Und was für die Aufarbeitung?

Viele Fälle sind nach geltendem Straf- und Zivilrecht verjährt. Das ist ein Problem, denn sobald etwas juristisch keine Rolle mehr spielt, haben Opfer keine Chance auf Wiedergutmachung – falls es so etwas bei als Kind erlebter sexueller Gewalt überhaupt gibt. Auch für die Aufarbeitung ist das fatal.

Die katholische Kirche hat sich oft genug mit Verjährungen herausgeredet. Angesichts dieses mehr oder weniger laxen Umgangs der katholischen Kirche mit massiver Gewalt an Kindern und Jugendlichen erscheinen entschuldigende Worte, wie sie jetzt auch wieder gefallen sind, etwas wohlfeil.

Wie wäre es stattdessen mit einer „Wiedergutmachung“, die den Opfern mehr hilft: Entschädigungssummen, mit denen sie Therapien, Rollstühle und ihr oft infolge von Arbeitslosigkeit und Einsamkeit prekäres Leben leichter finanzieren könnten? Mit Berufsverboten für Täter*innen? Mit ehrlich gemeinter Transparenz durch vollständige Öffnung der Kirchenarchive?

Und: Wer Kinder heute ernsthaft schützen will, muss dafür sorgen, dass Kindergottesdienste, Ferienfahrten und alle anderen Aktivitäten, bei denen Kinder mit Geistlichen zusammen sind, komplett gewaltfrei sind. Um das zu erreichen, helfen vor allem Transparenz und das vollständige Aufdecken des „Systems Missbrauch“.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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1 Kommentar

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  • "Wer Kinder heute ernsthaft schützen will, muss dafür sorgen, dass Kindergottesdienste, Ferienfahrten und alle anderen Aktivitäten, bei denen Kinder mit Geistlichen zusammen sind, ..." ... garnicht erst stattfinden.

    Punkt um.