Missbrauch in katholischer Kirche: Mehr Geld für die Opfer!
Seit Jahren versichert die katholische Kirche, die Missbrauchsopfer entschädigen zu wollen. Doch davon ist bis heute wenig zu sehen.
V ermutlich versprechen sich nicht wenige Katholikinnen und Katholiken von der alljährlichen Herbstvollversammlung der katholischen Kirche, die gerade in Fulda stattfindet, einen Aufbruch ihrer Glaubenseinrichtung. Schon lange fordern Gläubige eine Modernisierung ihrer Kirche – Stichworte sind da unter anderem die Weihe für Frauen und ein moderner Umgang mit Geschiedenen – sowie Anstand gegenüber Betroffenen sexueller Gewalt in katholischen Einrichtungen. Aber all jene, die mit der aktuellen Synode darauf gehofft hatten, dürften – wieder einmal – enttäuscht werden.
Der Druck aus dem Vatikan gegen eine Modernisierung der Kirche scheint zu groß zu sein. Die deutschen Bischöfe beugen sich offenbar lieber der höheren Macht, als den Mitgliedern im eigenen Land entgegenzukommen. Vor allem unglaubwürdig machen sie sich beim Umgang mit Betroffenen sexueller Gewalt.
Seit Jahren versichert die katholische Kirche, den strukturellen Missbrauch aufarbeiten und Opfer entschädigen zu wollen. Doch davon ist nicht viel zu spüren. Akten werden nicht vollständig geöffnet, Täter erhalten keine Berufsverbote, Entschädigungszahlungen fallen gering aus. All das muss den Betroffenen – um es einmal sehr zugespitzt zu formulieren – wie ein erneuter Missbrauch erscheinen.
Im Durchschnitt zahlt die katholische Kirche 5.000 Euro an Geschädigte; bei sehr harten Fällen schon mal mehr. Eine von der Bischofskonferenz eingesetzte ExpertInnengruppe spricht hingegen von bis zu 400.000 Euro, die Opfern teilweise zustünden. Solche Summen wird die Kirche sicher niemals zahlen.
Zugegeben, es wäre viel Geld, das die Kirche bereitstellen müsste. Angesichts des Leids, das katholische OrdensträgerInnen verursacht haben, wären höhere Zahlungen hingegen ein deutliches Signal: Wir meinen es ernst mit Aufarbeitung und Entschädigung.
Und falls die Kirche sich mit dem Argument herausreden möchte, so viel Geld sei nicht da, könnte sie – Achtung, unorthodoxer Vorschlag – einige ihrer teuren Immobilien verkaufen. Angesichts des Mitgliederschwunds braucht sie die bald ohnehin nicht mehr.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Wahlkampf-Kampagne der FDP
Liberale sind nicht zu bremsen