piwik no script img

Fridays for Future campt in HamburgSchlafen erlaubt – aber nur kurz

Beim Camp von Fridays for Future in der Hamburger Innenstadt haben die Aktivist*innen Lockerungen der strengen Beschränkungen erwirkt.

Wenigstens für ein paar Stunden in der Nacht mit Zelt: Klimacamp in Hamburg Foto: Leo Schneider

Hamburg taz | Schlafen dürfen sie mittlerweile, aber nur bis fünf Uhr morgens. Aktivist*innen von Fridays for Future trotzen dem Dauerregen und den Auflagen der Versammlungsbehörde und campieren weiter auf dem Gänsemarkt. Seit zwei Wochen sind sie durchgängig vor Ort, um gegen die unzureichende Klimapolitik des Senats zu protestieren.

In den sozialen Netzwerken hatten sich viele User*innen über die strengen Auflagen der Versammlungsbehörde gegenüber dem Camp aufgeregt. So durften die zum Teil minderjährigen Schüler*innen nicht schlafen, höchstens bis zu 30 Minuten am Stück ruhen, und keine Zelte aufstellen, sondern lediglich einen kleinen und zu allen Seiten offenen Pavillon. Auch das Aufstellen eines Sofas und eines Regals untersagte ihnen die Polizei.

Auf Twitter meldete sich der Satiriker Jan Böhmermann zu Wort: “Das Camp vorm Reichstag in Berlin wird von der Polizei Hamburg aufgelöst? Ist da nicht die Polizei Berlin zuständig? Naja egal, Hauptsache das Camp wird abgebaut!“ Böhmermann bezog sich auf ein geplantes Camp von Verschwörungsideolog*innen und Coronaleugner*innen in Berlin.

Das wohlgesonnene Auftreten der Polizei gegenüber den Coronaleugner*innen bei gleichzeitig hartem Durchgreifen gegenüber linken oder Klimaktivist*innen ist für viele nicht nachzuvollziehen. Am Mittwoch verbot die Berliner Polizei das Camp dann jedoch.

Teilerfolg für die Aktivist*innen

Fridays for Future Hamburg hat mittlerweile beim Verwaltungsgericht Lockerungen der Auflagen erwirkt. Per Eilantrag erlaubte ihnen das Gericht am Freitag, einen etwas größeren Pavillon aufzubauen. Auch schlafen dürfen sie jetzt. Das Regal und das Sofa blieben ihnen aber verwehrt.

Weil sie selbst Kinder hätten, erlaubten die Beamt*innen den Schüler*innen, im Dauerregen Zelte aufzustellen

„Unser Kontakt zur Versammlungsbehörde ist gut“, sagt der Fridays-Sprecher Philipp Wenzel. Wegen des extrem schlechten Wetters hätten die patrouillierenden Polizeibeamt*innen sie in der Nacht zum Mittwoch zum ersten Mal zwei Schlafzelte aufstellen lassen – „weil sie selber Kinder haben“, sagt Wenzel.

Um fünf Uhr morgens hätten sie die Zelte aber wieder abbauen müssen. Wenzel und seine Mitstreiter*innen wollen weiter verhandeln, wenn nötig vor Gericht. Am Wochenende soll das Camp zum Speers­ort umziehen – da gelten dann wieder neue Auflagen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Diese Kinder sind unsere Zukunft - sie werdenerhört werden müssen, oder wir scheitern.