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„Handel tut sich keinen Gefallen“

Das Aus von Kaufhof- und Karstadt-Filialen trifft vor allem Frauen.Sabine Gatz von Ver.di über eher schlechte Zukunftsaussichten

Ver.di

Sabine Gatz

54, ist Landesfachbereichsleiterin Handel für Niedersachsen/Bremen bei der Gewerkschaft Ver.di.

Interview Juliane Preiß

taz: Frau Gatz, weshalb war die Einrichtung einer Transfergesellschaft so wichtig?

Sabine Gatz: Im stationären Einzelhandel stehen wegen der Coronakrise kaum Arbeitsplätze zur Verfügung. Das heißt, die von der Schließung betroffenen Mitarbeiter*innen haben wenig Alternativen. Mit der Transfergesellschaft gewinnen wir Zeit, damit die Branche sich erholt, gerade wenn es Richtung Weihnachtgeschäft geht. Doch was von Unternehmensseite zugesagt wurde, reicht nur für sechs Monate, ab dem 1. November. Das ist zu wenig, deshalb ist es unser Ziel, staatliche Mittel einzuwerben, um die Transfergesellschaft zu verlängern. Bisher haben wir jedoch keine Rückmeldung.

Wer ist betroffen?

Betroffen sind überwiegend weibliche Beschäftigte, viele Teilzeitkräfte und wir haben einen relativ hohen Altersdurchschnitt, am Standort Hannover liegt der zum Beispiel bei 54 Jahren. Viele haben fast ihr ganzes Berufsleben im Unternehmen verbracht und sind es nicht gewohnt, sich auf dem Arbeitsmarkt zu bewegen. Deswegen brauchen sie Unterstützung.

Wie realistisch ist es, dass sie in den verbleibenden Häusern unterkommen?

In dem Tarifvertrag ist vereinbart, dass alle Personalbudgets der Bestandshäuser ausgeschöpft werden müssen. In vielen Häusern, gerade an Mehrfachstandorten wie Hamburg oder Hannover, könnten mehr Leute beschäftigt werden, das passiert aber gerade nicht, um Geld zu sparen. Es ist auch vereinbart, dass Kolleg*innen aus den Schließungshäusern sich in den nächsten zwei Jahren vorrangig bewerben können. Das wird nur einem Teil helfen, aber wir sind froh um jeden, den wir unterbringen.

Im Norden sind rund 1.150 Mitarbeiter*innen betroffen. Könnten es mehr werden?

Nicht mitgezählt werden die sogenannten Fremdkräfte. In den Warenhäusern gibt es viele untervermietete Flächen. Zum Beispiel die Parfümerien. Die Beschäftigten sind bei anderen Firmen angestellt und fallen nicht unter die Sozialplanregelung, haben keine Möglichkeit, in die Transfergesellschaft zu gehen.

Gibt es gute Nachrichten?

Es sind aktuell zwölf Häuser von der Schließung verschont geblieben, dazu gehören die Standorte Goslar und Alstertal-Einkaufszentrum in Hamburg. Leider gibt es auch Situationen wie in Bremerhaven, wo neben Karstadt auch der Saturn schließt. Das finde ich dramatisch für die Beschäftigten, aber auch für die Bevölkerung. Da tut sich der Einzelhandel keinen Gefallen. Und für die Beschäftigten bedeutet das, dass sie vor Ort weniger Alternativen finden.

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