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Interessen bei Hilfe für BeirutWichtig ist, was den Menschen hilft

Julia Neumann
Kommentar von Julia Neumann

Angebote aus Israel, den Menschen in Beirut zu helfen, wurden abgelehnt. Beide Länder sind im Krieg miteinander. Doch an Hilfen mangelt es nicht.

Beiruts Stadtviertel Achrafieh, das durch die Explosionen am 5. August schwer beschädigt wurde Foto: Marwan Naamani/dpa

N ach der Explosion im Hafen von Beirut hat Israel dem Libanon medizinische Hilfslieferungen zugesagt. Eine erstaunliche Geste, die beiden Länder befinden sich offiziell im Kriegszustand.

2006 kamen im Krieg zwischen israelischen Streitkräften und der libanesischen schiitischen Hisbollah mehr als 1.400 Menschen ums Leben. Selbst die ganz Jungen wissen noch, wie sie sich unter Tischen vor Luftangriffen schützen mussten. Die Erinnerungen wurde nicht durch friedensstiftende Maßnahmen aufgearbeitet.

Daher ist das Ziel der Hisbollah, „Widerstand“ gegen Israel zu leisten, nicht nur ein propagandistischer Slogan der proiranischen, ­schiitischen Miliz. Widerstand, vor allem gegen die Siedlungspolitik, ist ein Anliegen, das in weiten Teilen der ­Bevölkerung vielfach Zuspruch genießt.

Hinzu kommt, dass die Regierung im Libanon hauptsächlich von der Hisbollah und ihren Verbündeten erwählt wurde, nachdem die Regierung unter ihrem Opponenten Saad Hariri nach Massendemonstrationen im Oktober 2019 zurückgetreten ist. Für die Regierung wäre die Annahme von Hilfe aus Israel nicht nur ein Gesichtsverlust, sondern politischer Selbstmord. Sie würde das Narrativ der Parteien zerstören, das ihre Existenz im Libanon und finanzielle Einnahmen aus dem Iran sichert: den Staat Israel als Feind zu malen.

Festnahmen und Proteste in Beirut

Festnahmen: Zwei Tage nach der Katastrophe von Beirut sind 16 Hafenmitarbeiter der libanesischen Küstenstadt festgenommen worden. Das teilte der amtierende Militärrichter Fadi Akiki nach einem Bericht der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur NNA am Donnerstagabend mit. Mehr als 18 Menschen seien befragt worden, darunter Mitglieder des Hafenvorstands und der Zollverwaltung. Die Zahl der Toten stieg derweil laut Gesundheitsministerium auf 149.

Proteste: Regierungskritische Demonstranten machten ihrem Unmut in der Nacht zum Freitag Luft. Mehrere Menschen wurden bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften verletzt, wie die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete. Dutzende hätten versucht, die Absperrung zum Parlamentsgebäude in der libanesischen Hauptstadt zu durchbrechen. Die Demonstranten setzten dort Werbetafeln, Bretter und Müllhaufen in Brand und warfen mit Steinen auf Sicherheitskräfte. Diese setzten teilweise Tränengas ein. (dpa)

Das Angebot Israels wiederum kann kaum als Annäherung gesehen werden. Schafft es wirklich Frieden, Verletzte zu behandeln, Geld oder Medizin zu schicken? Um die verhärteten Fronten zu klären, braucht es eher eine gemeinsame diplomatische Ebene. Und erst am 27. Juli war es an der Grenze zwischen den Ländern zu Gefechten gekommen.

Doch es stimmt, der Libanon braucht Hilfe. Bereits vor der Coronapandemie und der Explosion kämpfte die Bevölkerung mit der Wirtschaftskrise: Der Staat ist bankrott, die Inflation ist hoch. Dabei ist der Libanon kein armes Land, der Reichtum ist nur ungleich verteilt.

Die Situation zeigt, wie sehr das kleine Land in die globale Geopolitik eingebunden ist. So eilen vor allem die politischen Verbündeten herbei und bieten Hilfen an: aus den Golfstaaten, die der Miliardärs- und ehemaligen Ministerpräsidentenfamilie Hariri nahestehen, sowie aus dem Iran, dessen verlängerter Arm die Hisbollah im Libanon ist.

Einen Mangel an Angeboten gibt es also nicht. Bleibt zu hoffen, dass sich die Elite bei den Hilfen und ihrer Verteilung nicht von geopolitischen Interessen leiten lassen, sondern von den Bedürfnissen der Menschen.

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Julia Neumann
Korrespondentin Libanon
Auslandskorrespondentin für Westasien mit Sitz in Beirut. Hat 2013/14 bei der taz volontiert, Journalismus sowie Geschichte und Soziologie des Vorderen Orients studiert. Sie berichtet aus dem Libanon, Syrien, Iran und Irak, vor allem über Kultur und Gesellschaft, Gender und Fragen der sozialen Gerechtigkeit. Für das taz Wasserprojekt recherchiert sie im Libanon, Jordanien und Ägypten zu Entwicklungsgeldern.
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3 Kommentare

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  • 9G
    90564 (Profil gelöscht)

    die "siedlungspolitik" hat mit der libanesischen israel-feindschaft nicht das geringste zu tun, der libanon hat zu den staaten gehört, die 1948 gegen israel in den krieg gezogen sind, um "die juden ins meer zu treiben"!

  • "Wichtig ist, was den Menschen hilft"

    Auf den Punkt.

    Crowdfunding,

    www.justgiving.com...utm_term=PYp7gXzyD

    libanesisches rotes Kreuz,

    www.redcross.org.l...pageid=248&PID=158

    Medico oder

    www.medico.de/hilf...den-libanon-17832/

    eine kleine Liste mit NGO's im Libanon die helfen.

    lebanoncrisis.carrd.co/#donate

  • "Wichtig ist was den Menschen hilft"



    das sehe Ich auch so:europa hat im übrigen auch ein eigeninteresse daran dass staatsversagen auf der anderen seite des mittelmeeres soweit zu begrenzen oder abzumildern dass es nicht zu hungerrevolten von der not erzwungenen sozialen revolutionen oder gar zu bürger und stellvertreterkriegen kommt,zu denen diese wie die erfahrung gezeigt hat sehr schnell werden oder gemacht werden können.



    Ich plädiere daher dafür alle waffenexporte in die staaten auf der anderen seite des mittelmeers zu verbieten und zu beenden und deren bürger*innen zu garantieren dass sie immer genug zu essen haben werden.subventionen die die grundnahrungsmittelpreise auf einem für die armen dieser länder bezahlbaren niveau stabilisieren und erratische schwankungen zu denen es wegen dürren und missernten -die der klimawandel wahrscheinlicher macht kommen könnte begrenzen kosten nicht viel und tragen viel zur politischen stabilität bei-ohne die demokratisierungsversuche normalerweise scheitern und bemühungen um mehr rechtstaatlichkeit in der regel nicht von erfolg gekrönt sind .da wir flüchtlingsströme und tote im mittelmeer vermeiden wollen sollten wir reichen europäer*innen es an der dafür notwendigen solidarität nicht fehlen lassen und nicht an der falschen stelle geizen und sparsam sein ..



    auch die verbesserung der medizinischen grundversorgung und bildung für alle sind politikfelder in denen durch internationale solidarität ermöglichte verstärkte staatliche aktivitäten einen hohen grenznutzen haben.



    was israel angeht so sollten die europäische union und seine amerikanische schutzmacht -die bald von einem zwar nicht besseren aber vernünftigeren präsidenten regiert werden wird ihm unmissverständlich klarmachen dass die siedlungspolitik aufhören muss.



    dann könnte israel dadurch dass es den arabischen ländern bei ihrer entwicklung hilft im laufe der zeit seine unbeliebtheit in der region reduzieren so dass irgendwann ein stabiler frieden möglich wird.