Mexikanische Bauern fürchten Trockenheit: Streit um Wasser für die USA
Die mexikanische Regierung setzt Militär gegen Bauern ein, die gegen Wasserexporte protestieren. Die Lieferungen in die USA sind vertraglich geregelt.
Die Demonstranten wollen verhindern, dass Wasser aus der Anlage Francisco I. Madero in die USA gelangt. „Man lässt uns nicht mal durch, um zu schauen, wie viel Wasser noch da ist“, kritisierte Andrés Valles, einer der Organisatoren der Aktion. „An allen Stauseen von Chihuahua findet eine Militarisierung statt“, erklärte der Landwirt.
Immer wieder demonstrierten Bauern in dem an der Grenze zu den Vereinigten Staaten gelegenen Bundesstaat gegen die Lieferung des kostbaren Guts in das Nachbarland. Anfang Juni blockierten sie die Gleise einer Bahnstrecke sowie eine Brücke, die nach Texas führt. Im Februar besetzten etwa 500 Protestierende eine Staudammanlage. Damals zogen sich die Nationalgardisten zurück. Die Landwirte fürchten, dass ihnen nicht genug Wasser bleibt, um ihre Plantagen zu bewässern. Chihuahua ist extrem trocken. Der Bundesstaat ist einer der wichtigsten landwirtschaftlichen Produzenten des Landes. Großflächig bauen Agrarunternehmer Walnüsse, Zwiebeln, Chili, Melonen, Mais, Alfalfa und andere Lebensmittel an.
Vergangene Woche informierte die Nationale Wasserkommission (Conagua) darüber, dass man 511,9 Millionen Kubikmeter Wasser aus den Staudämmen Chihuahuas entnehme, um eine Schuld mit den USA zu begleichen. Hintergrund ist ein Vertrag zwischen den beiden Staaten aus dem Jahr 1944, der die Durchflussmengen mehrerer Flüsse in beide Richtungen regelt. Mexiko war in den vergangenen Jahren in Verzug gekommen und muss nun bis Oktober nachliefern. Das Wasser werde aber sowohl für die Zahlungen in den Norden als auch für die Bewässerung der Felder reichen, ließ der zuständige Minister Alfonso Durazo wissen. Die Kommission Conagua kündigte an, weiterhin Wasser zu entnehmen.
Staatschef will Vertrag einhalten
Da die Proteste von Politikern der oppositionellen, konservativ-liberalen Partei PAN organisiert wurden, vermutet Mexikos vorsichtig linker Präsident Andrés Manuel López Obrador hinter den Aktionen politische Manöver. In Chihuahua finden im kommenden Jahr Gouverneurs- und Parlamentswahlen statt. Die Landwirte rief er auf, sich nicht manipulieren zu lassen. Es werde keine Wasserknappheit geben. „Wir wollen keinen internationalen Konflikt“, betonte der Staatschef, „wenn wir einen Vertrag unterschrieben haben, halten wir ihn auch ein.“ Zahle Mexiko nicht, könne das dazu führen, dass die USA neue Importzölle einführten. Das wiederum würde den Landwirten der Region schaden, die auch für den Export in den Norden produzieren.
Tatsächlich droht US-Präsident Donald Trump Mexiko regelmäßig mit neuen Zöllen für mexikanische Waren. Das führte etwa dazu, dass López Obrador nun mithilfe der Nationalgarde Migrantinnen, Migranten und Geflüchtete daran hindern lässt, an die US-Grenze zu gelangen. Dass diese militärische Einheit, die der Präsident zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität gegründet hat, nun gewaltsam gegen Bauern im Kampf für Wasser vorging, könnte seinem Ansehen in der Tat schaden. Konfrontationen mit den Landwirten aus Chihuahua gab es jedoch schon zuvor: Im Dezember blockierten Bauer Valles und Mitstreiter eine Eisenbahnlinie, um zu verhindern, dass Nationalgardisten Wasser in anliegende mexikanische Bundesstaaten abtransportieren.
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