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Vorwurf „schlicht irrsinnig“

Wirbel um Aussage des Antisemitismusbeauftragten Klein

Von Stefan Reinecke

Eine Aussage von Felix Klein, dem Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, sorgt für Wirbel: „Der Antisemitismus aus dem linksliberalen Milieu hat auch mir persönlich das Leben durchaus etwas schwerer gemacht hat. Aber auch wenn rechte Erzählungen zurzeit höheres Gewaltpotential haben, dürfen wir diesen Bereich nicht unterschätzen“, hatte Klein am Dienstag bei der Vorstellung eines neuen Kompetenznetzwerks Antisemitismus gesagt.

Die Kritik folgte postwendend. Der Publizist Micha Brumlik hält Kleins neuerliche rhetorische Verschärfung „für empörend. Eine Position in der Debatte über das Verhältnis von Postkolonalismus und Antisemitismus als antisemitisch zu denunzieren, erinnert an McCarthyismus“, sagt Brumlik. Als Repräsentant der deutschen Regierung jüdischen Intellektuellen Antisemitismus zu unterstellen, sei „schlicht irrsinnig“.

Es ist nicht die erste Äußerung Kleins, die Unmut auslöst. In der Debatte um Achille Mbembe hatte Klein den Philosophen scharf angegriffen und ihm antisemitische Muster attestiert. Linksliberale, mehrheitlich jüdische Intellektuelle, darunter Brumlik, die Soziologin Eva Illouz und der Historiker Moshe Zimmermann, hatten daraufhin Kleins Rücktritt gefordert. Dessen Versuch, Mbembe „als Antisemiten hinzustellen, sei unbegründet und schädlich.“ 700 afrikanische Intellektuelle forderten ebenfalls Kleins Entlassung. Unterstützung bekam der deutsche Diplomat und Jurist hingegen vom Zentralrat der Juden und der Amadeu Antonio Stiftung. Klein ist seit 2018 Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland.

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