piwik no script img

1. FC Union Berlin bleibt erstklassigDie Party geht in die Verlängerung

Kommentar von Gunnar Leue

Womit man zu Beginn der Saison nicht unbedingt gerechnet hat: Den Kickern von Union gelingt der vorzeitige Klassenerhalt in der Bundesliga.

Oben bleiben: Marvin Friedrich von Union feiert nach dem Kick gegen Paderborn Foto: picture alliance/Kay Nietfeld/dpa

A ls sich die Spieler des 1. FC Union am frühen Dienstagabend für die Heimpartie gegen den SC Paderborn auf dem Rasen aufwärmten, wurden sie mit amerikanischem Antreiberrock beschallt. Darunter war ein Song der Beastie Boys, dessen Titel programmatisch zum Spiel lautete: „You Gotta Fight for Your Right to Party!“ Party bedeutete Klassenerhalt. Bereits drei Tage vor Saisonschluss hatte Union allen Ernstes die Chance, sich für ein weiteres Jahr eine Bleibe im Oberhaus des deutschen Profifußballs zu sichern. Und das als Neuankömmling, der sich vor einem Jahr doch etwas überraschend Zugang zum elitären Bundesligakreis verschafft hatte.

Bisschen umgucken, die schnieke Atmosphäre genießen und möglichst viele Partys mit der Union-Familie feiern – so ungefähr war der Plan. Wobei das Feiern vor allem den feiergeübtesten Familienangehörigen, sprich den Fans, das Wichtigste war. Erste Bundesliga, eine Pre­miere in der Vereinsgeschichte, als Dauerparty – so hatten sich das die Anhänger der Eisernen gedacht.

Und so wurde es auch, beginnend mit dem Heimspiel im August 2019 gegen RB Leipzig. Torjubel fiel beim 0:4 zwar aus, aber der Tanz in die historische Saison war zünftig eröffnet. Mit dem ersten Heimsieg gegen den ruhmreichen BVB aus Dortmund spielten sich die meritenlosen Köpenicker sogar in einen kleinen Rausch, entfacht durch Willenskraft und Leidenschaft, die Mannschaft und Fans im Austausch zeigten.

So hätte es bis zum grandiosen Ende weitergehen können, denn schon im März lagen die Eisernen mit unerwartet vielen Punkten in der Tabellenkomfortzone, doch dann kam, was in Unions Vereinshistorie schon öfters kam: ein unerwartetes Ding. Gut, diesmal traf es alle, aber zunächst sah es doch wieder so aus, als würde es Union – Fans und Verein – besonders treffen. Erster Gruß von Hiob nach der Coronazwangspause: Start der Geisterspielphase ausgerechnet mit der lang ersehnten Heimpartie gegen den großen FC Bayern und gleich darauf das Derby bei Hertha im leeren Olympiastadion. Passend dazu gab’s Niederlagen, und mancher sah schon das dicke Ende heraufziehen.

Vielleicht kann man am Ende der Saison sogar Lokalrivale Hertha überflügeln

Dass es ausblieb, Union nun sicher die Klasse hielt und vielleicht sogar den Lokalrivalen Hertha überflügeln kann, macht die Leistung des Teams von Trainer Urs Fischer in dieser denkwürdigen Saison noch bemerkenswerter. Das Recht auf Party wegen einer tollen Saison hatte es sich eigentlich schon vor Dienstag verschafft. Mit dem 1:0 gegen Paderborn hat sich die Mannschaft jetzt zudem das Recht auf eine neue Partysaison erkämpft. Wann genau die beginnt, ist unklar. Schön wäre nur, wenn dann auch wieder Mitfeiernde auf den Rängen im Stadion An der Alten Försterei zugelassen wären.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!