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Maskenpflicht im ZugBahn lehnt Strafen ab

In den Zügen der Deutschen Bahn gilt die Maskenpflicht. Hart eingreifen will die Bahn jedoch nicht, sie weist die Verantwortung von sich.

In allen Zügen git die Maskenpflicht: Schaffner eines ICE in Berlin bei der Abfahrt Foto: Jochen Eckel/imago

Die Bahn will Passagiere, die in ihren Zügen keine Mund-Nasen-Bedeckung tragen, nicht bestrafen. „Die Pflicht, eine Maske zu tragen, ist eine Vorgabe der Behörden – nur diese können sie letztendlich auch durchsetzen“, teilte ein Bahnsprecher auf Anfrage der taz mit.

Übersetzt heißt das: Die Bahn setzt auf das Verständnis ihrer Kunden. Falls ein Mitarbeiter auf einen Fahrgast aufmerksam wird, der keine entsprechende Schutzmaske trägt, werde dieser „freundlich darauf hingewiesen“ – dabei bleibt es aber auch. Bei Konflikten werde notfalls die Bundespolizei hinzugerufen, so der Sprecher.

Auf ihrer Internetseite weist die Bahn hingegen ausdrücklich darauf hin, dass sowohl in Regionalzügen als auch in Fernverkehrszügen eine Maskenpflicht gelte. Davon ausgenommen seien lediglich Kinder unter sechs Jahren und Reisende, die aus medizinischen Gründen keine Maske tragen können. Außerdem dürften Passagiere ihre Maske abnehmen, wenn sie essen oder trinken wollen.

Warum also greift die Bahn bei Verstößen gegen die Maskenpflicht nicht härter durch? Schließlich hat sie in ihren Zügen ein Hausrecht – das heißt, sie kann Passagiere vor die Tür setzen, wenn diese sich nicht an die Regeln halten und zum Beispiel ohne Fahrschein fahren. Die Bahn jedenfalls beruft sich darauf, dass das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung nicht Bestandteil ihrer Beförderungsbedingungen sei – weil dies staatlich verordnet ist. Das Hausrecht greife also in diesem Fall nicht.

Grundsätzlich herrsche bei den Reisenden ohnehin „große Besonnenheit“, was die Maskenpflicht angeht, so der Bahnsprecher. Ähnliches berichtet auch der Fahrgastverband Pro Bahn – wobei es immer wieder Ausnahmen und Verstöße gebe, sagt der Vorsitzende Karl-Peter Naumann.

Er sieht die Probleme bei der Umsetzung der Maskenpflicht ohnehin woanders: Denn diese gilt nicht nur in den Zügen, sondern auch im Bahnhof und an den Bahnsteigen. „Vielen Menschen ist das nicht bewusst“, sagt Naumann. Gerade an Knotenpunkten und auf großen Bahnhöfen, an denen Abstand halten schwierig ist, sollte die Bahn deshalb vermehrt kontrollieren und die Menschen auf die Maskenpflicht hinweisen, fordert er.

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8 Kommentare

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  • 0G
    03823 (Profil gelöscht)

    Bahn und Bus(fahrer) ducken sich feige weg, das erlebe ich auch. Aber gesellschaftliche Normen müssen auch von der Gesellschaft durchgesetzt werden. Und wenn ich jemanden auf die fehlende Maske anspreche, habe ich noch nie erlebt, dass sich andere solidarisiert hätten. Hinter ihren Masken ducken sich leider auch die Fahrgäste feige weg. Erinnert sich jemand an den Kurzfilm, wo die Leute gemeinsam den Rassisten aus dem Bus drängen? Wnn ich das mal erlebe. mache ich drei rote Kreuze im Kalender!

  • Da kann nichts auf sinnvolle Weise gemacht werden. Jede(r) kann ja eine Packung Erdnüsse oder eine Trinkflasche neben sich stellen und behaupten, dass gegessen oder getrunken wird.



    Besser man gibt die "Pflicht" ganz auf und ersetzt sie durch eine Bitte oder Empfehlung.

  • RS
    Ria Sauter

    Das wird nicht kontrolliert und ist den Betreibern auch völlig Wurscht. in Bus und Bahn.



    Es werden auch keine Abstandsregeln eingehalten und es werden alle befördert und mitgenommen.



    Warte seit 4 Wochen diesbezüglich auf ein Antwortschreiben des Busbetreibers in meiner Stadt.

  • Leider ist es nach meiner Beobachtung gelogen, dass die BahnmitarbeiterInnen in Fernzügen Menschen ohne Maske ansprechen.



    Ich habe in den letzten 2 Wochen 22 Stunden in insgesamt 8 Fernzügen verbracht (4 IC, 4 ICE). Jedesmal saßen mindestens 4 Personen im Waggon ganz ohne Maske, und dazu noch einige mit Maske nur über dem Mund. Nein, nicht "Alte" mit Asthma, sondern meist Personen, die zu zweit unterwegs waren, aber auch Einzelreisende.



    1. Fahrkartenkontrollen finden nur selten statt, 1- oder 2-mal zwischen Hannover und Dresden.



    2. Die BahnmitarbeiterInnen sagen nichts, wenn jemand keine Maske trägt.



    3. Es gibt nicht einmal regelmäßig Durchsagen. Auf meinen Strecken gab es insgesamt 2 Durchsagen zur Maskenpflicht.



    Als ich einen Bahnmitarbeiter darauf angesprochen habe, warum er die Personen ohne Maske nicht anspricht, sagte er, er könne sowieso nichts machen.



    Mein Eindruck: Die BahnmitarbeiterInnen sind froh, wenn sie ihre Ruhe haben. Und die haben sie jetzt.



    Dass die Verantwortlichen bei der Bahn ein Interesse an dem Thema Maskentragen haben, bezweifle ich. Jede Durchsage könnte dazu führen, dass sich die Fahrgäste fragen, ob sie sich doch anstecken könnten. Dann lieber nicht darüber reden und behaupten, dass die Klimaanlagen das Problem lösen.

  • Die Bahn drückt sich in der Coronakrise bisher komplett vor jeder Übernahme von Verantwortung.

    Das Geld nehmen sie aber weiterhin gerne.

    Maskenpflicht durchsetzen = drakonische Maßnahme? Nicht in einer Pandemie, nicht im Sinne der Fahrgäste, die auf die Bahn angewiesen sind und sich lieber nicht infizieren möchten.

    Aber die Bahn kriegt es ja noch nicht mal hin, ihre Züge gelegentlich grundzureinigen.

    Übrigens: Bei Rauchen auf dem Bahnhof außerhalb der gelben Vierecke kommen mit Sicherheit gleich ein paar dieser seltsamen Privatpolizisten, die DB sich dort leistet. Warum nicht bei Verstoß gegen die Maskenpflicht, welche in Pandemiezeiten sehr viel sinnvoller ist als es das Rauchverbot jemals war?

    Und wer argumentiert, es sei doch jetzt vorbei mit Corona, der sollte sich mal fragen, ob es ihm auch egal ist, wenn beim Nachbarn das Haus brennt - oder ob man sich dann doch etwas Sorgen machen darf wegen Funkenflug.

  • Alle Regeln permanent kontrollieren und alle Verstöße sofort ahnden wird übrigens quasi nie gemacht. Beispiele StVO, Steuererklärung... Es wird auf Einsicht und Vernunft gesetzt. Sonst wärn wir ja ein totaler Überwachungsstaat.

  • "Warum also greift die Bahn bei Verstößen gegen die Maskenpflicht nicht härter durch? Schließlich hat sie in ihren Zügen ein Hausrecht –"

    omG: der Ruf nach härterem Durchgreifen in der TAZ - wo seid Ihr nur hingedriftet?

    • @susonne:

      Naja - sinnvolle Regeln sollten eingehalten werden und irgendjemand müsste dann darauf auch achtgeben.



      Sinnlose Regeln gehören abgeschafft und auch darum müsste sich jemand, in diesem Fall die Bahn, dann eben kümmern.



      Ich kann mich nicht entsinnen, dass die TAZ in letzter Zeit den laissez faire propagiert hätte.