Die Wochenvorschau für Berlin: Gegen das (Kneipen-)Sterben
Die Umweltaktivisten von Extinction Rebellion gehen wieder demonstrieren. Den coronagebeutelten Gastwirten geht derweil die Geduld aus.
Wem da schon der Kopf brummt: Diese Woche gibt’s absehbar mal keine neuen Lockerungen, also kann man in Ruhe noch ein Bier trinken gehen.
Die Gastwirte werden es Ihnen danken: Nicht wenige von ihnen finden, die staatlichen Hilfen in der Coronakrise reichten nicht. „Das versprochene Schmettern der Bazooka haben wir Gastronomen bisher nur verhallt vernommen“, schreibt Simon Bühler, Mitbetreiber von drei Bars, in einem offenen Brief. Der gesetzliche Kündigungsschutz gegenüber den Vermietern reiche zum Beispiel hinten und vorne nicht – auch die Miete müsse bezuschusst werden, sonst schiebe man bald einen riesigen Schuldenberg vor sich her, sagt er.
Denn, klar: Die TouristInnen werden sich nicht in den gewohnten Scharen mit Mojito und Aperol volllaufen lassen, die BerlinerInnen werden das nicht alleine schaffen (wobei...), und die Soforthilfen vom Senat und die anderen Hilfen wie Kurzarbeitergeld, die es bisher gab, kompensieren nicht unvermindert weiter laufende Fixkosten plus Umsatzeinbrüche. Man kann sich vorstellen: Der Druck auf dem (Bier-)Kessel wird da noch steigen.
Endlich wieder: Gegen das Aussterben!
Auch die UmweltaktivistInnen von Extinction Rebellion lassen Kritik wieder lauter werden. Unter dem Motto „Gegen klimafeindliche Wirtschaftspolitik“ sind ab Freitag und noch bis zum 21. Juni dezentrale und digitale Aktionen des zivilen Ungehorsams an die Adresse von Bundesregierung, Ministerien, Lobbybüros und Unternehmen angekündigt. Eigentlich waren die Aktionen schon für Anfang Mai geplant.
Immerhin: Mit der Kaufprämie für Autos müssen sie sich nicht mehr aufhalten, die ist im Corona-Konjunkturpaket der Bundesregierung bekanntlich nicht mit drin, dafür wird jetzt einfach für fast alles die Mehrwertsteuer gesenkt (nicht für Getränke in Bars und Kneipen übrigens...)
Auch nicht zu vergessen: Beinahe sind schon große Homeschooling-Ferien, dieses Jahr muss man aufpassen, dass man dieses traditionelle Jubeldatum nicht einfach verpasst, über französischen Verben, schriftlicher Division und den preußischen Reformen. Wenn nur alle naselang mal Schule ist, Sommerfeste sowieso ins Wasser fallen und Zeugnisse möglichst ohne viel Brimborium und mit spitzen Fingern im Klassenzimmer überreicht werden, dann fehlt natürlich ein bisschen was von dieser kribbeligen Vorfreude, die sonst die beinahe letzte volle Schulwoche (genau genommen beginnt ab Montag die vorletzte!) sonst ausmacht.
Aber sei’s drum, Ferien sind Ferien und wenn die Corona-Ampel in Berlin grün bleibt, wird man die auch genießen können. Nur fix noch den Slot fürs Schwimmbad buchen. Und wenn’s geklappt hat, darauf einen Soli-Mojito in der Bar Ihres Vertrauens.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kritik an der taz
Wer ist mal links gestartet und heute bürgerlich?
Bilanz der Ampel-Regierung
Das war die Ampel
Die Regierungskrise der Ampel
Schnelle Neuwahlen sind besser für alle
Die Grünen nach dem Ampel-Aus
Grün und gerecht?
Regierungskrise in Deutschland
Ampel kaputt!
Angriffe auf israelische Fans
Sie dachten, sie führen zum Fußball