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Kampfdrohnen für die BundeswehrBefremdliche Debatte

Pascal Beucker
Kommentar von Pascal Beucker

Kramp-Karrenbauer will eine „Debatte“ über den Kauf von Kampfdrohnen. Die Union ist dafür – die SPD macht mit.

Kundgebung von Attac gegen die Pläne, die Bundeswehr mit Kampfdrohnen zu bewaffnen Foto: Jörg Carstensen/dpa

W as für ein aberwitziger Zeitpunkt: Mitten in der Coronakrise beginnt das Verteidigungsministerium eine „offene“ Debatte über bewaffnete Drohnen! Will die Bundesregierung damit etwa demonstrieren, dass für sie der Schutz menschlichen Lebens doch nur eingeschränkte Priorität hat? Das wäre wohl eine allzu bösartige Unterstellung. Gleichwohl wirkt es befremdlich, ausgerechnet jetzt über neue Tötungsinstrumente für die Bundeswehr diskutieren zu wollen. Auch in der Militärpolitik scheint Deutschland bemüht zu sein, schnellstmöglich zur „Normalität“ zurückzukehren.

Annegret Kramp-Karrenbauer versucht mit ihrem Vorstoß, dem Koalitionsvertrag Genüge zu tun. Über die Drohnenbewaffnung werde der Bundestag „nach ausführlicher völkerrechtlicher, verfassungsrechtlicher und ethischer Würdigung“ entscheiden, haben darin Union und SPD vereinbart. Das ist allerdings eine Nebelkerze.

Denn was den Eindruck einer ergebnisoffenen Debatte erwecken soll, ist tatsächlich nur die Erfüllung einer koalitionspolitischen Formalie. Da sollte man sich nichts vormachen: Die Union ist schon lange entschlossen, die Bundeswehr mit Kampfdrohnen auszustatten. Es geht nur noch darum, der SPD eine gesichtswahrende Zustimmung zu ermöglichen. Übermäßiger Widerstand ist von ihr jedenfalls nicht zu erwarten, sonst hätte sie nicht bereits in dieser Legislaturperiode der Beschaffung bewaffnungsfähiger Drohnen zugestimmt. Die Frage ist nicht mehr, ob deren Bewaffnung kommt, sondern nur noch, wann.

Das ist höchst bedenklich. Nach wie vor gibt es gewichtige Argumente, die gegen Kampfdrohnen sprechen. Zuallererst: Sie senken die Hemmschwelle zum Krieg, weil das Risiko für die eigenen Soldat:innen verringert wird – und damit auch die politischen Kosten sinken. Und sie führen zu einer Entgrenzung des Kriegs, wie der extensive Drohneneinsatz im Jemen oder in Somalia auf dramatische Weise zeigt. Statt über die Anschaffung zu diskutieren, sollte sich Deutschland lieber für die Ächtung dieses Waffentyps einsetzen.

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Pascal Beucker
Inlandsredakteur
Jahrgang 1966. Arbeitet seit 2014 als Redakteur im Inlandsressort und gehört dem Parlamentsbüro der taz an. Zuvor fünfzehn Jahre taz-Korrespondent in Nordrhein-Westfalen. Seit 2018 im Vorstand der taz-Genossenschaft. Sein neues Buch "Pazifismus - ein Irrweg?" ist gerade im Kohlhammer Verlag erschienen.
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14 Kommentare

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  • Wieso geht Abrüstung nur gemeinsam? Wenn ein Staat sich nicht verteidigt, wird er halt besetzt und so hat's auf beiden Seiten weniger Opfer und Kosten. Man kann aber auch - wie dei BRD - mit vielen Waffen Vasall sein und bleiben.... und beteiligt sich dann an den Agressionen seines Beschützers.

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    Karrierebesoffene Weiber sind nicht weniger gefährlich wie adrenalinstinkende Typen.



    Drohnen sind Angriffswaffen. Fertig.



    Wir haben alle Möglichkeiten uns mit unseren europäischen Freunden so aufzustellen (militärisch), sollte uns jemand mit dem Zeigefinger drohen, er in Gefahr läuft, diesen Finger zu verlieren.



    Maximale Verteidigung.



    Ich gehe einfach davon aus, daß die immer über unseren Köpfen schwebende totale Selbstvernichtung niemandem vorschwebt.



    Satire an ___



    Hoffentlich bescheren die US-amerikanischen Bürger Herrn Trump eine zweite Amtszeit.



    ___ ende

    • 8G
      82286 (Profil gelöscht)
      @82286 (Profil gelöscht):

      Testosteron

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Was macht es für einen Unterschied ob das Drohnen oder Kampfflugzeuge sind moralisch? Es ist schlicht spritsparender und für die eigenen Leute ungefährlicher auf Drohnen zu setzen, plus sie sind günstiger. Mittelfristig werden Luftgefechte nur noch von Drohnen ausgefochten.

    Diese Angst das Deutschland dann loszieht und wie die Amerikaner einen Drohnenkrieg losbricht ist völlig unbegründet, letztlich hat der Bundestag da ein Veto.

    • @83379 (Profil gelöscht):

      "Was macht es für einen Unterschied ob das Drohnen oder Kampfflugzeuge sind moralisch?"



      Die Hemmschwelle. Drohnen sind wie Ego-Shooter. Der Pilot sitzt irgendwo weit entfernt vom Geschehen, mit einem Joystick vor einem Monitor.

    • @83379 (Profil gelöscht):

      ;-)

      Wenn bewaffnete Drohnen unbedingt sein müssen (kann man damit auch Corona bekämpfen?), okay, ABER unter der Voraussetzung, daß die CDU/CSU endlich ihren ersten Buchstaben aus der Abkürzung entfernt. Wäre das möglich? Wann beginnt die Debatte?

      • 8G
        83379 (Profil gelöscht)
        @shashikant:

        Nur wenn die Coronazombies kommen, Spaß beiseite, mit christlich ist es wie mit islamisch das beanspruchen Heilige wie Räuber und Mörder wenn es passt. Die Union hat ja inzwischen auch atheistische Vereinigungen, Muslimische etc. Es ist eine konservative Partei gewachsen aus den christlichen Parteien, Ich glaube auch nicht das sich die AFD in Alternative für Großdeutschland umbenennen wird auch wenn das inzwischen passender wäre zu deren Ideologie.

  • Deutsche Kampfdrohnen fördern die Bedrohung der deutschen Bevölkerung :



    Wenn andere sich von den Kampfdrohnen bedroht fühlen, ist es nur wenig befriedigend, sie abzuschießen. Andere werden immer häufiger auf die Idee kommen, sich zu wehren indem sie Terror gegen die deutsche Bevölkerung planen. Oder was würde euch sonst einfallen, gegen ein hochtechnisiertes Land, das euch mit Drohnen bedroht.

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    Geschätzter Herr Beucker,



    wer hat denn wirklich geglaubt, Krauss-Maffay, Rheinmetall oder wer auch immer diese Mord-Teile produzieren kann, die würden jetzt alle Gesichtsmasken, das Stück für 15 Cent produzieren?



    AKK war in der Versenkung.



    Also her mit einem Hammer-Thema.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Ob Atombomben, Biologische oder Chemische Waffen - nun auch Drohnen:

    Das Hauptproblem waren noch nie die Waffen. Es waren und sind jene Menschen, die nicht in der Lage sind, Frieden gewaltfrei zu sichern. Deren Denken und Fühlen solche destruktiven Auswüchse schafft. Und diejenigen, die dies zulassen.

    Ein Freund sagte mal zu mir, Sexualität finde im Kopf statt. Wenn dies zutrifft, lässt sich Gleiches von Kriegen und Töten sagen.

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @76530 (Profil gelöscht):

      Unsere gesamte Wahrnehmung finder im Kopf statt, wir sin komplett von unseren Sinnem abhängig. Wenn sie so wollen sind wir nur ein Gehirn das auf sich gestellt komplett hilflos ist und einen riesigen Roboter steuert.

      Und sie haben Recht das Problem sind Menschen und weil andere Menschen mit bösen Absichten vis-a-vi Deutschland existieren will ich das Deutschland schwer bewaffnet ist.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @83379 (Profil gelöscht):

        Gut, ich will dann so.

        Wo wir schon so offen über Gut und Böse, über Waffen und Waffenfreiheit sinnieren: als Friedensbewegter der 1980er Jahre bin ich lieber auf Seiten des Mottos "Frieden schaffen ohne Waffen".

        Wobei Waffenfreiheit allein noch kein Frieden wäre.

        Wenn Sie sich übrigens in die Gegenseite hineinversetzen (hat das Machiavelli nicht getan?) werden Sie deren Absichten schwerlich als "böse" bewerten können ...

        • 8G
          83379 (Profil gelöscht)
          @76530 (Profil gelöscht):

          Nun ich bin Nach-Kalter-Kriegs geborener, und ich verstehe die Motivation, aber Abrüstung geht nur gemeinsam und solange die andere Seite nicht abrüstet muss man aufrüsten um Waffengleichheit herzustellen, dann ist Abrüsten möglich. Ist zumindest meine Lehre aus NATO Doppelbeschluss.

          Und ja zu Frieden gehört mehr als Waffenstillstand, Jobs, Bildung, Gesundheitsversorgung etc.



          Da steht diese globale Aufrüstung im Weg, sieht man ja in Russland die haben zwar jetzt T-14 Panzer aber ein komplett marodes Gesundheitssystem, wie sagte schon Eisnhower: "Jede Kanone, die gebaut wird, jedes Kriegsschiff, das vom Stapel gelassen wird, jede abgefeuerte Rakete bedeutet letztlich einen Diebstahl an denen, die hungern und nichts zu Essen bekommen, denen, die frieren und keine Kleidung haben. Eine Welt unter Waffen verpulvert nicht nur Geld allein. Sie verpulvert auch den Schweiß ihrer Arbeiter, den Geist ihrer Wissenschaftler und die Hoffnung ihrer Kinder."

          Zum Thema Böse Absichten ich meinte das nicht im theologischen Sinne, sondern im Sinne von gegen die eigenen Interessen gerichtet, weil Menschen halt so denken. Wer nicht will was ich will ist böse (oder dumm). Es gibt aber natürlich durchaus Böse Taten, eine komplette Negierung des Bösen hat auch Machiavelli nicht vorgenommen.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @83379 (Profil gelöscht):

            Schön, dass Sie hier den ollen Dwight geben. Die Zahlen über Rüstungsausgaben kennen Sie sicherlich ebenso wie die Aufkündigung von Abkommen. Da können wir uns wenigstens launige Links ersparen.

            Ich verstehe Ihre Argumentation gut. Vielleicht zu gut. Jedenfalls besser, als Ihnen lieb sein dürfte. :-)

            Btw: Das Böse ist immer und überall. (Vor Ihrer Zeit!) Meint männlicher mittelhessischer Methusalem.