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Arbeitslosigkeit bei älteren MenschenAb 60 ist es schwer

Ältere Arbeitslose haben ein besonders hohes Risiko, keinen Job mehr zu finden. Selbst dann, wenn es bis zur Rente nur noch ein paar Jahre sind.

Ein älterer Herr arbeitet an Maschinenbauteilen Foto: Andreas Prost/imago

Immer mehr ältere Menschen sind in Arbeit – dies verhindert aber nicht, dass ältere Leute, die ihren Job verlieren, ein hohes Risiko tragen, keinen mehr zu finden. Dies geht aus dem neuen Altersübergangsreport des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen hervor.

Laut dem Report hat sich die Zahl älterer Arbeitsloser im Alter zwischen 60 und 65 Jahren von 2009 bis 2018 auf rund 220.000 mehr als verdoppelt, wobei die Zahl in den letzten Jahren auf hohem Niveau stagnierte.

Noch im Jahr 2008 waren nur etwa ein Prozent der Langzeitarbeitslosen, die länger als ein Jahr ohne Job sind, älter als 60 Jahre. Zehn Jahre später waren schon zwölf Prozent der Langzeitarbeitslosen mindestens 60 Jahre alt.

In der Gruppe dieser Älteren ist aber auch die Erwerbstätigenquote von 35 Prozent im Jahre 2008 auf 60 Prozent im Jahre 2018 gestiegen, zeigt die Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Mit der zunehmenden Erwerbsbeteiligung ist der Anteil der Nichterwerbspersonen, etwa der RentnerInnen in dieser Altersgruppe, gesunken.

Lange Verweildauer in Arbeitslosigkeit

Ältere bleiben länger in ihren Jobs, weil sie nicht mehr früher in Rente gehen können. Ihnen hilft der Kündigungsschutz, der Ältere stärker vor Entlassungen schützt als Jüngere. Falls Ältere aber ihre Stelle verlieren, etwa durch eine Insolvenz oder eine betriebliche Umstruktierung, dann tun sie sich schwer, eine neue Arbeit zu finden.

„Mit steigendem Alter nehmen die durchschnittlichen Verweildauern in Arbeitslosigkeit zu, insbesondere ab dem 60. Lebensjahr“ schreiben die IAQ-Forscher Martin Brussig und Arthur Kaboth. Die geringen Wiederbeschäftigungschancen von über 60-Jährigen seien vor allem auf gesundheitliche Einschränkungen, mangelnde EDV-Kenntnisse und Vorbehalte von Arbeitgebern zurückzuführen, erklären die Wissenschaftler.

Die Forscher erwarten, dass die Erwerbsbeteiligung Älterer aufgrund des demografischen Wandels weiter zunehmen wird. Es seien mehr Investitionen in eine zielgerichtete Arbeitsvermittlung notwendig, aber auch „präventive“ Programme und Maßnahmen, die Arbeitslosigkeit bei Älteren erst gar nicht eintreten ließen, heißt es in dem IAQ-Report.

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15 Kommentare

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  • Verdrängte Verrohung. Armut und Klassengesellschaft nachhaltig auch in Deutschland beseitigen!

    Was soll sich ein Industriearbeiter über die Vertretung seiner Interessen denken? – unabhängig davon, ob ohne oder mit Migrationshintergrund in der dritten und/bzw. zweiten Generation.

    Die verdrängte Verrohung gegen Millionen deutsche BürgerInnen und ihre Kinder in Armut!

    Die Erinnerung der treudeutschen Paternalisten und bürgerlichen Linken, der christlichen SeenotretterInnen und ehrenamtlichen SchlepperInnen, der an die sozialdarwinistische und kapital-faschistische Praxis im Quandtschen Reichtumsland und Konsumparadies Deutschlands tut auch weiterhin Not!

    ►Hatten doch die spezial-demokratischen und parlamentarischen Sozialdarwinisten und NATO-Olivgrünen den kapital-faschistischen Hartz-IV-Strafvollzug für Millionen Deutsche, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, im Interesse der Macht und Herrlichkeit der KapitalbesitzerInnen, der Erbschafts-MillionärInnen und persönlich leistungslosen Dividenden-MilliardärInnen in Deutschland eingeführt und seit Januar 2005 praktiziert?◄

    ►Die vorhandene soziale Armut für Menschen –– mit und ohne Migrationshintergrund –– in Deutschland nachhaltig beenden und beseitigen!

    »Die Schere zwischen Arm und Reich ist auch in Deutschland weit geöffnet: Nach aktuellen Berechnungen der Entwicklungsorganisation Oxfam verfügen allein die fünf reichsten Deutschen mit über 101 Milliarden Euro über ebenso viel Vermögen wie die unteren 40 Prozent der Bevölkerung zusammengenommen – rund 32 Millionen Menschen.« –

    »Alle 85 Milliardäre Deutschlands haben insgesamt soviel Geld wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung, und das Vermögen des reichsten Prozents wiegt das der unteren 80 Prozent auf. Das spiegelt die internationale Lage: Weltweit besitzen die 85 reichsten Menschen genauso viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, rund 3,5 Milliarden Menschen.« (Vgl. Oxfam)

  • Irgendwie scheint das mit dem sonst so lautstark propagierten Fachkräftemangel nicht zu harmonieren. Haben wir nun zuviel oder zuwenig?

    • @Thomas Schöffel:

      Die Antwort liegt auf der Hand, wird hier im Süden der Republik auch offen ausgesprochen, nur kommt das irgendwie nicht an bei den Kommentatoren:



      Den über 50 Jährigen wird der Übergang zur Industrie 4.0 nicht zugetraut. Man will jüngere da rein nehmen, die eine höhere Affinität zu automatisierten Prozessen mitbringen. Daher bekommen beim Daimler heute 50 Jährige Verträge vorgelegt in denen das Austrittsdatum mit spätestens 60 formuliert ist.



      Die Antwort also für Sie: Wir haben Fachkräfte, aber die falschen. Was getan werden kann diese Freisetzungswelle zu verhindern ist eine gesellschaftspolitische Aufgabe.



      Meine persönliche Meinung: Ggf. muss der überbezahlte Ober- und Mittelbau in den Großkonzernen mal etwas gehaltmlich abgespeckt werden und die Kohle zum Vorteil der eher unteren Arbeiter und Angestellten in Weiterbildung oder Umschulung fließen.

      • @Tom Farmer:

        Na ja, älteren generell die Fähigkeit abzusprechen mit neuen Technologien klar zu kommen, ist schon diskriminierend. Ich bin in meinem Bereich sehr gut Qualifiziert und habe trotzdem Probleme mit 56 einen Job in meinem Beruf zu finden. Außer natürlich zu lächerlich niedrigen Lohn und am besten noch vorher Monate Praktikum. Voll malochen bezahlt vom Jobcenter. Ältere machen auch nicht mehr jeden Scheiß mit, achten auf Arbeitszeiten und machen auch mal die Klappe auf.

        • @Andreas J:

          Bitte schon genau lesen was ich schreibe: Das wird mehr oder weniger offen kolportiert seitens der Arbeigegeber/Abteilungsfuzzis.



          Aber klar, es ist wie Sie schrieben: Die Jüngeren lassen sich eher für einen Quatsch einspannen mangels Berufserfahrung und günstiger sind sie obendrein! Daher ist auch ihr letzte Absatz richtig; was ich aber auch nicht falsch finde: Gehaltsverzicht der Älteren zu Gunsten Jüngerer fnde ich schon umer logisch: Wegen Familiengründung, Rentevorsorge und Demografie, Existenz aufbauen. MIr war noch nie klar, warum es im Alter immer mehr geben soll und die Jungen fangen ganz tief unten an egal wie fit sie ggf. schon sind.

    • RS
      Ria Sauter
      @Thomas Schöffel:

      Wir haben keinen Fachkräftemangel.



      Wir haben einen Mangel an überlebensfähiger Bezahlung.



      Wieviele Menschen sind nochmal nach D gekommen?



      Wenn es einen Mangel gäbe, könnte man diesen sehr gut und schnell beheben.



      Ausbildung! Gerechte Bezahlung!



      Aber es muss ja eine gewissen Anzahl an Lohnniedrigsklaven gehalten werden, um den anderen mehr Druck zu machen.



      Ein Land in dem wir gut und gerne leben?



      Ja, mit Beamtenpension und Politikergehalt geht das.

  • Super Erkenntnis. Und vor allem so neu!

    • @dator:

      Finde ich auch. Bei mir war es sogar so, dass ich mich in meinem letzten Projektjob selbst abgeschafft habe. Meine Aufbauarbeit wird jetzt von Ehrenamtlichen übernommen. Und die Posse: Es geht um ein Cafe für Menschen, die einsam sind und wenig Geld haben. Läuft super...



      Für den kirchlicherTräger war ich damit abgewickelt. Bloss mit 63 noch was Neues zu finden ist gelinde gesagt - herausfordernd. Meine Rente liegt später knapp überm Satz, sodass ich die Vergünstigungen der Grundsicherung alle nicht beanspruchen kann. Und das nach 45 Jahren Arbeit. Was bleibt ist: Kirchensteuern einsparen.

  • 6G
    64457 (Profil gelöscht)

    Ich denke, wir haben Fachkräftemangel und müssen das Rentenalter anheben. Passt irgendwie nicht.

  • RS
    Ria Sauter

    Nichts Neues.



    Beschämend, dass ihr das jetzt erst bemerkt.

    • @Ria Sauter:

      Tja - bekannt - die Dame rührt gern in kaltem … öh Muckefuck - 😱 -

      unterm—- Barbara B. & die Welt - 🥳 -



      “ Ist es möglich, mit Humor zu altern? (Barbara Dribbusch)



      Veröffentlicht am 31.03.2012 Lesedauer: 4 Minuten (paschd scho;)



      Von Barbara Dribbusch



      Unbedingt, sagt Barbara Dribbusch. Denn Älterwerden ist viel schöner, als Sie eben in der Umkleidekabine noch dachten. Man muss nur loslassen können.“ Ach was!

      www.welt.de/print/...ara-Dribbusch.html

      So geht das - seit Jahrenden - 👻 -

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Lowandorder:

        Zustimmung.

        Auch bei dem Loslassen gibt es ... bereits vor dem Großen Loslassen ... gewisse Grenzen.

        Zum Glück. O Fortuna.

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Wie heißt es drob im Ruhrgebiet -

          “Worauf du einen lassen kannst - Alder“



          Wollnichwoll. Immer wieder sehr beliebt - 🥳 - Woll.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Lowandorder:

            Gut. Dann lasse ich darauf, beglückt von einem wunderbaren Tropfen aus dem Rheingau, mal einen ... oder zwei.

  • Toll: das ist alles seit vielen Jahren bekannt.



    Der artikel enthaelt leider nichts neues.