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Öffentlicher Dienst in OstdeutschlandIn einszehn von Berlin aus

Neue Jobs im fernen Osten! Die Bundeszentrale für politische Bildung plant Standorte in Halle und Cottbus. Und wer hat Lust drauf?

ICEs fahren auch in den fernen Osten Foto: Rainer Keuenhof/imago

V errückte Sache: Bereits dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung dringt eine Bundesbehörde ins ostdeutsche Nirgendwo vor. Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung nämlich hat die Absicht bekundet, „einen neuen Fachbereich mit einem Standort in den östlichen Bundesländern“ zu bilden. Als Standorte „in den östlichen Bundesländern“ sind die Städte Halle und Cottbus im Gespräch. Über Halle in Sachsen-Anhalt und seinen Bedarf an politischer Bildung weiß man aktuell ein bisschen mehr als genug. Und Cottbus, das ist da, wo der Postkutscher den Cottbuser Postkutschkasten putzt. Also südöstliches Brandenburg, knapp vor Polen.

Es soll hier auch gar nicht gemeckert werden. Immerhin macht der Bundesinnenminister endlich mal ernst mit seinem im ostdeutschen Landtagswahljahr verkündeten Plan, den fernen Osten mit Jobs im öffentlichen Dienst zu erfreuen. Die bpb, also die Bundeszentrale für politische Bildung, ist eine nachgeordnete Behörde seines Ministeriums. Na bitte, geht doch.

Dennoch muss ich mich ein bisschen wundern. Und zwar über mich selbst. Kaum vernahm ich die frohe Kunde von den sagenhaften elf MitarbeiterInnen, die bpb-Chef Thomas Krüger in den fernen Osten zu entsenden beabsichtigt, checkte ich gedanklich umgehend die Zugverbindungen nach Halle und Cottbus. Wer wie ich in Brandenburg lebt, weiß, dass gar nicht mal so wenige aufrechte DemokratInnen zwar gerne die Politik- und Verwaltungsjobs in der Landeshauptstadt Potsdam übernehmen. Aber nur unter der Voraussetzung, weiter unbehelligt von normalen BrandenburgerInnen in Berlin wohnen zu können.

So gesehen bietet die Stadt Cottbus ausgezeichnete Voraussetzungen für aufstrebende Beamte. In einszweiundzwanzig gelangt man vom Berliner Hauptbahnhof in die niedersorbische Metropole. Und in sagenhaften einszehn erreicht der ICE Halle.

Vom Winde verfegt

Das ist insofern günstig, als man noch rechtzeitig die Kinder aus dem bilingualen Kindergarten in Berlin-Mitte abholen kann und nicht mit ansehen muss, wie abends der Wind wenig anmutig durch die menschenleeren Straßen in den „östlichen Bundesländern“ fegt.

Vielleicht ist das ein nicht unbeträchtlicher Teil des Problems von uns Ostdeutschen: Wir trauen es uns nicht mal mehr selber zu, vor Ort etwas zu reißen. Die mit den guten Jobs – das sind doch rückblickend überwiegend stets jene gewesen, die die westdeutschen Standards mitbrachten und hier im Osten erfolgreich zu setzen wussten. Die mit den perfekten Biografien, den selbstbewusst rausgepusteten Latein-Brocken und den Abschlüssen von internationalen Unis und Hochschulen.

Was für ein duckmäuserischer Quatsch, schimpfe ich mit mir selbst. Aber dann denke ich auch: Schau’n wir mal, wer am Ende die dolle Außenstelle leiten wird. Ich behalte dich im Auge, liebe bpb!

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Anja Maier
Korrespondentin Parlamentsbüro
1965, ist taz-Parlamentsredakteurin. Sie berichtet vor allem über die Unionsparteien und die Bundeskanzlerin.
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2 Kommentare

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  • Nun, sind denn Bundesbehörden in der Westdeutschen Provinz reich gesäht?



    Es liegt in der Natur der Sache, dass Oberste Behörden irgendwie in/bei Hauptstädten liegen.



    (ok - mit der historischen Ausnahme Bonn, das ist echt Provinz...)

  • Nagut, ich sehe was sie uns sagen wollen, doch sie gestehen immerhin zu, dass nach unterstellter Kompetenz - die an Sprache und (international anerkannte) Zertifikate gebunden ist - entschieden wird. Ich sehe da nicht die Ungerechtigkeit. Ostdeutschen steht es offen, sich auf solche Pfade zu begeben, selbst wenn es immernoch etwas schwieriger ist.

    Ich verstehe auch nicht, wraum gerade der Chef einer solchen Aussenstelle (oder die Chefin) hier unter genauer Beobachtung stehen soll. Das sollten ja gerade nochmal herausgehobene Professionelle sein, die die Leitungsfunktion ausüben. Ich hingegen fände den Querschnitt dre Angestellten interessant.

    Übrigens muss ich ihnen mal - nach einigen Erfahrungen mit der BPB und auch LBP's sagen, dass dieses Umfeld schon etwas speziell ist und unter anderem "Sonntagsreden", "Presselächeln" und Politiknähe von überragender Bedeutung sind. Das sind nicht gerade die wichtigsten und auch nicht die für uns Menschen bedeutsamsten Staatsangestellten, die dort arbeiten.

    Das Projekt, an soclche Stellen zu kommen, ist eine sehr private Angelegenheit und der gesellschaftliche Nutzen dieses Wettkampfs um diese Posten ist - da muss ich leider Klartext reden - doch sehr überschaubar.