Emissionsreport der Unep: Völlig falsche Richtung
Der CO2-Ausstoß erreicht mit 55 Milliarden Tonnen einen neuen Rekord. Dabei müsste er jährlich um 2,7 bis 7,6 Prozent sinken, um das Klima zu retten.
„Unser kollektives Versagen, frühzeitig und stark auf den Klimawandel zu reagieren, bedeutet, dass wir jetzt tiefe Einschnitte bei den Emissionen machen müssen“, sagte Inger Andersen, Generalsekretärin der Unep, bei der Vorstellung des Berichts. „Die Größe dieser jährlichen Einschnitte mag schockierend sein. Aber wir müssen es versuchen.“
Bisher sind die globalen Emissionen fast immer nur gestiegen, im Schnitt um 1,5 Prozent jährlich. Für eine radikale Trendumkehr sollen laut Pariser Abkommen die Industrienationen vorangehen. Aber von den G20-Ländern, die 78 Prozent der weltweiten Emissionen ausmachen, hätten nur fünf überhaupt ein langfristiges Ziel für Null-Emissionen, darunter Deutschland, Frankreich und Großbritannien.
Insgesamt waren 2018 die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas sowie die Waldzerstörung für umgerechnet 55,3 Milliarden Tonnen CO2 verantwortlich. Für 1,5 Grad müsste diese Menge bis 2020 um 32 Milliarden Tonnen sinken, für das 2-Grad-Ziel immerhin noch um 15 Milliarden Tonnen. Die Anstrengungen zum Klimaschutz müssten verdrei- bis verfünffacht werden, hieß es.
Plus 3,2 Grad bis 2100
Aber auch die Einhaltung der Pariser Ziele – wovon die Länder allesamt weit entfernt sind – brächte laut Unep bis 2100 eine Erwärmung um 3,2 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit. Gut ein Grad davon sind schon erreicht.
Andersen betonte, wie wichtig der Klimagipfel sei, der nächste Woche in Madrid beginnt. Man brauche schnelle CO2-Reduzierungen schon im Jahr 2020 und dann schärfere Klimapläne, um den weitreichenden Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft loszutreten. „Wir müssen die Jahre aufholen, die wir verbummelt haben“, so Andersen, „wenn nicht, wird noch vor 2030 das 1,5-Grad-Ziel nicht erreichbar sein.“
Das wird mit jedem Jahr schwieriger. Gerade hat die Weltbehörde für Meteorologie (WMO) einen neuen Höchststand von Treibhausgasen verkündet: 2018 ist der Anteil von Kohlendioxid in der Luft auf 407,8 ppm (Teile pro Million) geklettert, auch der Anteil der Treibhausgase Methan und Stickoxid stieg. Insgesamt forcieren diese Gase heute mit 43 Prozent mehr Energie als noch 1990 die Erderwärmung, sagte WMO-Chef Petteri Taalas. Ähnliche CO2-Konzentrationen habe es zuletzt vor 3 bis 5 Millionen Jahren auf der Erde gegeben. „Damals war es 2 bis 3 Grad wärmer, und der Meeresspiegel lag um 10 bis 20 Meter höher“, so Taalas.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Energiepläne der Union
Der die Windräder abbauen will
Streit um Neuwahlen
Inhaltsleeres Termingerangel
SPD nach Ampel-Aus
It’s soziale Sicherheit, stupid
Überwachtes Einkaufen in Hamburg
Abgescannt
Lehren aus den US-Wahlen
Wo bleibt das linke Gerechtigkeitsversprechen?
Obergrenze für Imbissbuden in Heilbronn
Kein Döner ist illegal