: So viel zum Shoppen
Tatsächlich weiß man gar nicht so genau, wie viele Shoppingmalls es in Berlin gibt. Also hat die taz mal nachgezählt
Von Malene Gürgen
Wie viele Einkaufszentren gibt es in Berlin? Das klingt eigentlich nach einer Frage, die leicht zu beantworten ist, wenn nicht ohnehin schon geklärt: Zur Eröffnung der East Side Mall an der Warschauer Straße im Oktober 2018 war zum Beispiel überall von „Berlins 69. Shoppingcenter“ zu lesen.
Doch auf den zweiten Blick ist die Sache weniger klar. Der Senat zählt 73 Einkaufszentren in der Stadt, die er als „Konzentration von Einzelhandelsbetrieben mit einheitlichem Erscheinungsbild und zentralem Management“ definiert. Eine zentrale Erfassung gibt es nicht, zuständig sind die einzelnen Bezirke.
Die taz hat alle Bezirke nach ihren Einkaufszentren gefragt und kommt insgesamt auf eine Zahl von 79. Die Bandbreite reicht von kleinen Ladenpassagen mit gerade einmal 2.000 Quadratmetern Verkaufsfläche bis zu den großen Shoppingmalls, in denen sich die Geschäfte auf mehreren Etagen über Zehntausende Quadratmeter erstrecken.
Eins der ältesten Einkaufszentren in Berlin, die Gropiuspassagen in Neukölln, ist auch heute noch mit 85.000 Quadratmetern Verkaufsfläche das größte in ganz Berlin. Platz 2 teilen sich mit 76.000 Quadratmetern die 2014 eröffnete Mall of Berlin am Leipziger Platz und der 2012 eröffnete Boulevard Berlin in der Steglitzer Schlossstraße, beide in unmittelbarer Nachbarschaft zu weiteren großen Zentren.
Mehr als 30 Berliner Einkaufscenter wurden in den 1990er-Jahren eröffnet, die große Mehrheit von ihnen im Ostteil der Stadt. 12 Zentren gibt es allein in Marzahn-Hellersdorf – dass diese Konzentration zulasten des übrigen Einzelhandels ging, kann kaum verwundern.
Die taz-Abfrage offenbarte gleichfalls: In vielen Bezirken gibt es auch in der zuständigen Wirtschaftsförderung keinen richtigen Überblick über Anzahl, Größe, Eigentümer und Leerstandsquote der Zentren. Gerade bei kleineren Centern wechseln die Eigentümer häufig, Wiederbelebungsversuch folgt auf Wiederbelebungsversuch. Wie viele Läden leer stehen, weiß häufig nur der Betreiber, dem Bezirksamt muss das nicht gemeldet werden.
An den Namen der Zentren lässt sich der chronologische Verlauf von Vermarktungstrends ablesen: Erst dominierten die Passagen und Center in der Stadt, dann kam die Zeit der Arcaden und Carrés. In den letzten Jahren heißen die Zentren gern Mall, Quartier oder kommen, siehe Alexa oder Bikini, gleich ganz ohne den das Geschäft bezeichnenden Beinamen aus. Das derzeit im Umbau befindliche Ku’damm-Karree soll nach der Wiedereröffnung „Fürst“ heißen. Da wünscht man sich doch fast die Zeit der schnöden Center zurück.
Kurz vor Ladenschluss: Was tun mit den Shoppingmalls? 44–45
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