Aus für Polizeipferde in Österreich: Ponyzei vorbei
Österreich schafft die Reiterstaffel der Ordnungshüter ab. Das Projekt von Ex-Innenminsiter Kickl scheiterte nach einer Evaluierung.
WIEN taz | Ein grinsender Herbert Kickl auf einem bayerischen Polizeipferd. Eine blaue Schabracke, die wie eine Schleppe anmutet, schützt die Hinterpartie des Reittiers vor der Kälte. Dieses immer reproduzierte Foto illustriert wie kein anderes den Plan des Ex-Innenministers, in Österreich berittene Polizeistaffeln einzuführen.
Kickl, Mastermind und Scharfmacher der FPÖ, ist als Minister seit einem halben Jahr Geschichte. Nun ist es auch seine Kavallerie. Innenminister Wolfgang Peschorn hat bekannt gegeben, dass das Projekt eingestellt werde – noch bevor die Testphase in einen Probebetrieb übergeht.
So schön hatte sich der Polizeiminister das vorgestellt: Bei Demonstrationen sollten berittene Beamte für Übersicht und Einschüchterung sorgen. Dem Beschluss seines Nachfolgers ist eine Evaluierung vorausgegangen, die im Grunde bestätigte, was Kritiker immer schon gemutmaßt hatten.
Statt der von Kickl optimistisch veranschlagten Kosten von 600.000 Euro über zwei Jahre hat das Experiment schon in der Testphase 2,5 Millionen verschlungen. Für sinnvollen Einsatz, so die Evaluierung, hätte der Bestand auf 24 Rosse verdoppelt werden müssen.
Lahmer Gaul von Orban
Schon im Frühjahr hatte eine parlamentarische Anfrage der SPÖ zutage gefördert, dass zwischen Juni 2018 und März 2019 der Tierarzt ein Dauergast war. 16 veterinärmedizinischen Vorfälle soll es in diesem Zeitraum gegeben haben. Darunter lockere Kniebänder, ein Hufabszess oder eine Sehnenentzündung.
Tierärztlich betreut wurde auch eines der beiden Pferde, die Ungarns Premier Viktor Orbán der Polizei als Zeichen seiner Wertschätzung für die Sicherheitspolitik der FPÖ geschenkt hatte. Es war schon lahm angekommen.
Auch mit der Ausbildung der Polizisten für den berittenen Dienst dürfte nicht alles rundgelaufen sein. 44 Krankenstände der Reiterinnen und Reiter nach Dienstunfällen oder Krankheit gab es bis zum 31. März 2019.
Windeln für Wallache
Die zwölf für den Polizeidienst vorgesehenen Wallache sind derzeit in den Stallungen der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt untergebracht. Für ihren Einsatz in Wien müssten sie mehr als 40 Kilometer transportiert werden.
Damit sie dort überhaupt durch die Straßen hätten ziehen dürfen, wären rechtliche Anpassungen vonnöten gewesen. Denn die Fiakerpferde müssen seit einigen Jahren zur Vorbeugung von Straßenverunreinigung durch Pferdeäpfel, eigene „Pooh-bags“ tragen. Das gilt im Prinzip auch für andere Pferde.
Orbán bekommt jetzt seine Gäule zurück. Die anderen sollen verkauft werden.
Leser*innenkommentare
Heinrich Ebbers
"Ponyzei vorbei"
Haha, könnte mich totlachen.
Danke Taz! Mehr Kalau geht nicht.
pitpit pat
"Tierärztlich betreut wurde auch eines der beiden Pferde, die Ungarns Premier Viktor Orbán der Polizei als Zeichen seiner Wertschätzung für die Sicherheitspolitik der FPÖ geschenkt hatte. Es war schon lahm angekommen."
Gold!
Etwas enttäuscht bin ich, dass ein FPÖ Mann sich mit Wallachen zufrieden gibt. Wollen die nicht alle echte Hengste sein?
Werner S
pooh bags?
hier wird die Einkaufsmeile veräppelt. Da räumt keiner weg. Nicht zuständig.