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Erneuerbare Energien und BiodiversitätQuellbiotope unter der Solaranlage

Fördern Solarparks die Arten­vielfalt? Eine neue Studie sagt ja, der Naturschutzbund Deutschland sieht es differenzierter.

Solaranlagen können einen geschützten Lebensraum für Tiere und Pflanzen bieten Foto: dpa

Berlin taz | Solarparks können einen positiven Einfluss auf die Biodiversität haben. Das geht aus einer am Mittwoch vom Bundesverband Neue Energiewirtschaft veröffentlichten Studie hervor. Darin heißt es, dass Photovoltaikanlagen auf Freiflächen durch neu geschaffene Lebensräume einen Beitrag zum Artenschutz leisten. Weil unter den meist schräg zur Sonne ausgerichteten Solarpaneelen länger Schatten herrsche, halte der morgendliche Tau sich hier länger. Davon profitierten etwa Amphibien, die es feucht mögen.

„Auf den Anlagen entstehen kleine Hotspots der Biodiversität“, sagte Rolf Peschel, einer der Autoren der Studie. In vielen Fällen seien die Solarflächen zudem „Quellbiotope für eine ganze Reihe von seltenen Pflanzen“. In drei der untersuchten Solarparks konnten zudem 35 Heuschreckenarten gefunden werden, die zum Teil vom Aussterben bedroht sind. Die Ergebnisse der Studie beruhen auf Bebauungsplänen mit zugehörigen Vor- und Nachuntersuchungen, wie beispielsweise Umweltberichten.

Voraussetzung für die Bauerlaubnis von Solarparks ist grundsätzlich der Erhalt der bestehenden Biodiversität auf Flächen, auf denen diese gebaut werden sollen. Der Studie zufolge wird die Biodiversität in Solarparks jedoch nicht nur erhalten, sondern sogar gesteigert. Da in diesen nicht gedüngt wird, keine Pestizide verwendet werden und seltener gemäht wird, seien die Lebensbedingungen für Tiere gut. „Im Vergleich zur umgebenden Landschaft können Solarparks die Artenvielfalt fördern“, so die Studienautoren.

Insgesamt wurden für die Studie die Unterlagen von 75 Solarparks in Deutschland ausgewertet. Repräsentativ sei die Untersuchung jedoch nicht, räumt Studienautor Rolf Peschel ein. Da nicht aus allen Bundesländern ausreichend Daten vorhanden waren, seien die Bundesländer teilweise über- oder unterrepräsentiert. Außerdem seien nur etwa 40 Prozent der vorhandenen Daten nutzbar gewesen, so Tim Peschel, ebenfalls Autor der Studie. Trotzdem sei die Studie „eine Argumentationshilfe für die Politik“, sagte Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft.

Auch negative Auswirkungen möglich

Der Naturschutzbund Deutschland sieht die Frage differenzierter. Ob der Bau eines Solarparks positiv für die Biodiversität ist, hänge vor allem davon ab, wie die Fläche davor genutzt wurde, sagte Naturschutz-Experte Sebastian Scholz. Wenn beispielsweise auf leerstehenden Konversionsflächen gebaut werde, könne der Bau von Photovoltaikanlagen die Fläche abwerten. Werde jedoch auf Flächen gebaut, auf denen zuvor Landwirtschaft betrieben wurde, werde die Fläche vor allem für kleinere Tiere wie Amphibien und Kleinstsäuger attraktiver.

Und das Bundesamt für Naturschutz weist in einem Anfang dieses Jahres veröffentlichten Bericht darauf hin, dass Solaranlagen auch negative Auswirkungen auf die Natur haben können. So sei es beispielsweise möglich, dass einzelne, am Lichtspektrum orientierte Insektenarten irritiert werden, da sie die Anlagen mit Wasserflächen verwechseln.

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6 Kommentare

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  • Maisflächen in Solarflächen umwandeln, es könnte so einfach sein.

  • Hohes Gras, Laub und Pollen beeinträchtigen die Stromproduktion, deshalb wird wohl um die meisten Solarzellen herum ein ökologisch ähnlich ödes Stück Rasen gesäht werden wie auf dem Foto, statt einer vielfältigen Wiese mit Wildblumen.

    Die steigende Bevölkerung ist auf immer grössere landwirtschaftliche Nutzflächen angewiesen. Deshalb wird kaum eine intensiv bewirtschaftete Monokultur durch Solarzellen ersetzt und die Natur leidet durch die Solarzellen eher unter dem Verlust an wertvollen brach liegenden Rückzuggebieten für seltene Tiere.

    Besonders schlimm ist jedoch die verheerende Umweltbilanz bei der Herstellung von Solarzellen, was bei billigen Modellen mit niedrigem Wirkungsgrad und kurzer Haltbarkeit / rapidem Verlust an Wirkung kaum noch ausgeglichen werden kann:



    www.ingenieur.de/t...ende-umweltbilanz/

    Ausserdem können sich die in solcher High-Tech enthaltenen hochgiftigen Schwermetalle lösen und den Boden vergiften. Die elektromagnetische Strahlung, die von den Solarzellen ausgeht, birgt eine weitere Gefahr.

    Es gibt aber auch gute Nachrichten:



    Solaranlagen auf Hausdächern stellen im Brandfall für die Feuerwehr heute keine besondere Gefahr mehr dar.



    www.nordkurier.de/...rzellen-1635206604

    • @Elroy Banks:

      typischer Fall von *keine Ahnung*.



      Woher soll denn die EM-Strahlung kommen? Vom erzeugten Gleichstrom, der dann das Erdmagnetfeld geringfügig überlagert oder gar negativ, weil die Strahlung der Sonne ja abgeschattet wird?

    • @Elroy Banks:

      Wie sie unter dem Link nachlesen können kann es sogar ein Vorteil sein unter den Solarzellen Landwirtschaft zu betreiben. Schatten für Pflanzen in Zeiten des Klimawandels mit mehr Sonne Hitze und Trockenheit - so könnte man es zusammenfassen.

      www.erneuerbareene...150-436-86599.html

      • @Opossum:

        Sinnvoller wäre es, Landwirtschaft im Schatten von Bäumen statt in dem giftiger Solarzellen zu betreiben. Arten mit breiter Krone und einem eher in die Tiefe als in die Breite gehenden Wurzelwerk gibt es sicher. Die absorbieren dann auch noch CO2.

        Wie man es dreht und wendet: Es gibt keine umweltfreundliche Form, Strom zu erzeugen:

        - Wasserkraftwerke schreddern Aale und verhindern die Wanderung von Lachsen in ihre Brutgebiete (neben weiteren schweren Folgen):



        www.srf.ch/sendung...tzen-tausende-aale



        (Trigger-Warnung: totes Tier)

        - Windkraft erschlägt jährlich Hunderttausende seltene Fledermäuse und Vögel:



        www.welt.de/wirtsc...Artenschutzes.html

        Die einzige Möglichkeit, die Umwelt zu schützen, ist die drastische Reduktion der Stromverbraucher auf diesem Planeten, statt die Infrastruktur immer weiter auszubauen.