heute in hamburg: „Ich finde das Bauvorhaben total unpassend“
Diskussion „Netter Nachbar oder Kieztrojaner“ mit Vertreter*innen aus Wirtschaft und Politik: 19.30 Uhr, Ballsaal, Millerntor-Stadion, Harald-Stender-Platz 1. Eintritt frei
Interview Katharina Gebauer
taz: Herr Bloem, ist das „Paulihaus“ ein Bauskandal oder kann es eine Chance für den Stadtteil sein?
Mario Bloem: Das ist genau die Frage, über die wir diskutieren wollen. Der Bezirk Mitte hat zu wenig mit den Betroffenen darüber debattiert. St. Pauli hat eine starke Nachbarschaft, die aktiv darüber sprechen und auch mitsprechen möchte, was Potenzial hat, den Stadtteil zu fördern. Das geplante sechsstöckige „St. Pauli Haus“ soll direkt an der Kreuzung neben der Rindermarkthalle gebaut werden. Es könnte Menschen vor Ort verdrängen und dafür kommen dann Büros. Zudem lässt sich kritisch hinterfragen, warum an diesen Standort ein Wirtschaftsförderungswall mit privaten Firmen hin soll. Da muss man sich schon fragen: Passt das? Ist das für den Stadtteil gut?
Und was sagen Sie?
Die Anwohner zeigen in erster Linie Widerstand und verlangen einen Raum für eine Debatte, in der auch Befürworter zur Sprache kommen. Ein Bauvorhaben, das die Menschen vor Ort immens beeinflusst, einfach umzusetzen, bringt nichts. Es braucht Vorschläge, wie man das Ganze gestalten kann. Ich finde das Bauvorhaben total unpassend, es passt nicht zum Standort. Ich sehe den inhaltlichen Mehrwert nicht und das undurchsichtige und intransparente Vorgehen ist eine Störung. Nur weil es das „St. Pauli Haus“ heißt, sollte man nicht zögern sich zu fragen, was es mit dem Stadtteil eigentlich zu tun hat. Deshalb haben wir den Begriff „Kieztrojaner“ eingeführt, weil inhaltlich bisher nur bedingt informiert wurde.
Was erhoffen Sie sich von der Diskussion?
Da wir gar nicht genau wissen, was die Vorteile sein könnten, wollen wir diese selber hören und uns Argumente anhören. Dieser Austausch ist meiner Meinung nach wichtig für einen politisch sauberen Prozess des Mitspracherechts. Das Baukonsortium, die Politik, aber eben auch die Anwohner und Betroffenen sollen ihre Meinungen äußern können. Das bisherige Vorgehen ist ungeschickt und absurd.
Wird das am Bauvorhaben selbst etwas ändern?
Ein naheliegendes Beispiel ist die Rindermarkthalle: Durch das St.-Pauli-Musical-Projekt war diese gefährdet, im Ausschreibungswettbewerb ging es um den Abriss der Halle, ohne vorher darüber mit den Menschen im Stadtteil zu sprechen. Deshalb bekam es den starken Widerstand der Quartiere zu spüren.
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