: Wenn Labour die absolute Mehrheit bekommt
Mit einer absoluten Labour-Mehrheit rechnet in Großbritannien so gut wie niemand, aber der Labour-Wahlkampf ist auf eine Alleinregierung ausgerichtet. Sollte es Jeremy Corbyn gelingen, alleine eine Regierung bilden zu können, wäre die Zukunft des Brexit völlig offen.
Labour lehnt das Austrittsabkommen, das Boris Johnson mit der EU ausgehandelt hat, ab und würde es voraussichtlich nach einem Wahlsieg nicht weiterverfolgen. Stattdessen möchte die Partei mit der EU Neuverhandlungen führen, mit dem Ziel eines viel weicheren Brexit, in dem Großbritannien im Europäischen Wirtschaftsraum und in der EU-Zollunion bleibt. Ein solches Abkommen würde den Briten in einer Volksabstimmung zur Annahme vorgelegt werden. Die Wähler könnten sich zwischen Labours Deal, den Corbyn als „vernünftig“ bezeichnet, und einem EU-Verbleib entscheiden.
Kurios ist, dass weite Teile Labours bis hinauf zu Vizeparteichef Tom Watson dafür sind, für den EU-Verbleib zu werben. Sie wollen Labour auch im Wahlkampf als „Remain-Partei“ positionieren, um vor allem Jungwähler nicht an Liberaldemokraten, Grüne oder schottische Nationalisten zu verlieren. Denn nur wenn die junge Generation Corbyn so massiv wählt wie 2017, hat Labour eine Siegchance.
Folglich wäre Labours Brexit-Kurs, erst mit der EU einen neuen Deal auszuhandeln und dann in Teilen der eigenen Partei bei einer Volksabstimmung gegen diesen Deal und für den EU-Verbleib zu trommeln. Corbyn selbst will bei einer Volksabstimmung neutral bleiben und „umsetzen, was das Volk entscheidet“. (dj)
Wettquote: 17. Wer 10 Pfund auf eine Labour-Mehrheit setzte, konnte 170 Pfund gewinnen.
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