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Zunahme von Antibiotika in Schwellenländern

Eine neue Studie zeigt: mehr Menschen, mehr Massentierhaltung, mehr Medikamente

Auf kleinen Höfen bekommen Tiere seltener Antibiotikaals auf großen

Von Kai Schöneberg

In Schwellen- und Entwicklungsländern nehmen antibiotikaresistente Mikroorganismen in Nutztieren stark zu. Tiere im Nordosten Chinas, in Teilen Indiens, im Süden Brasiliens sowie im Iran und in der Türkei sind laut einer in Science veröffentlichten Untersuchung am stärksten von Antibiotikaresistenzen betroffen. Das fanden Forscher der ETH Zurich, der Princeton University und der Freien Universität Brüssel durch die Auswertung Tausender Publikationen sowie unveröffentlichter Berichte von Tiermedizinern aus aller Welt heraus.

In vielen dieser Länder seien die genannten Bakterien mittlerweile gegen eine Vielzahl der in der Fleischproduktion und in der Humanmedizin eingesetzten Mittel resistent. Es gebe nur wenige Resistenz-„Hotspots“ in Afrika.

Der steigende Einsatz von Antibiotika ist eine unmittelbare Folge des wachsenden Fleischhungers der Welt: Dieser hängt mit der Zunahme der Bevölkerung in diesen Ländern zusammen. Die Folge: der Vormarsch agroindustrieller Strukturen. Während die Fleischproduktion in den Industrieländern seit dem Jahr 2000 etwa stagniert, ist sie laut dem Forscherteam seitdem in Afrika (plus 68 Prozent), Asien (plus 64 Prozent) und Südamerika (plus 40 Prozent) erheblich gewachsen.

Bauern setzen die Medikamente häufig nicht nur ein, um kranke Tiere zu behandeln, sondern auch, um Infektionen vorzubeugen und um den Gewichtszuwachs der Tiere zu erhöhen. Vor allem in Mastanlagen, in denen viele Tiere auf kleinem Raum unter mangelhaften hygienischen Bedingungen gehalten werden, brechen leicht Krankheiten aus.

Der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung führt dazu, dass krankmachende Bakterien unempfindlich gegen die Medikamente werden. In Deutschland sterben laut einer von der EU finanzierten Studie jährlich etwa 2.400 Menschen, weil sie sich mit einem resistenten Keim infiziert haben. Unklar ist jedoch, wie hoch der Anteil der Landwirtschaft an der Bildung von Resistenzen genau ist. In Deutschland müssen Mastbetriebe melden, wie häufig sie Antibiotika bei Rindern, Schweinen, Hühnern und Puten einsetzen. Wer die Medikamente besonders oft gibt, muss erklären, wie er die Zahlen senken will. Eine Untersuchung des Landwirtschaftsministeriums zeigte unlängst, dass kleine Bauernhöfe ihre Tiere seltener mit Antibiotika behandeln als große. Bei Schweinen ist die Nutzung gesunken.

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