Umgang mit Wirbelstürmen: Wie sprengt man einen Tornado?
Wirbelstürme einfach wegfeuern? Kein Problem, die Idee gab es schon in der DDR. Und man muss dazu nicht mal zu nuklearen Lösungen greifen.
Der Präsident der USA erkundigt sich über die Möglichkeit, Hurrikane mit Atombomben unschädlich zu machen. Dabei geht das doch viel einfacher.
Konventioneller Sprengstoff würde es nämlich auch tun. Als ich einmal im Berliner Patentamt vorbeischaute, machte mich eine der netten Damen am Informationstresen auf eine vermarktungsreife Erfindung aufmerksam, das Patent DE 4220695 C2. Vielleicht könne ich die Patentinhaberin, Gisela Kielmann, journalistisch ein bisschen unterstützen. Kielmann war Milchindustrielaborantin mit dem Schwerpunkt Mikrobiologie und in einem zweiten Beruf Wirtschaftskauffrau, die bei der Reichsbahn Cottbus gearbeitet hatte und dann von der Bundesbahn übernommen worden war, Abteilung Materialwirtschaft.
Sie hatte schon mehrere Patente angemeldet, in diesem Fall handelte es sich um ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Einbau in Spezialflugzeuge zur Bekämpfung von Wirbelstürmen. „Das ist weiter nichts als eine Sprengung der Wolken mittels einer Methan-Propan-Verbindung“, erklärte mir Frau Kielmann. Die Idee kam ihr schon vor der Wende.
Das DDR-Patentamt sah sich 1989 zwar nicht in der Lage, Gisela Kielmann dabei „Hilfestellung“ zu leisten, verwies sie jedoch an den Meteorologischen Dienst in Potsdam. Von dort schrieb man ihr: „Wirbelstürme treten in unseren Breiten nicht auf, sodass das Ausmaß der damit verbundenen Naturgewalten und die im Gefolge auftretenden Schäden für uns nicht nachvollziehbar sind. Um so lobenswerter, dass Sie sich Gedanken über ihre Bekämpfung gemacht haben.“ Trotz des ironischen Untertons stellten die Wissenschaftler der Erfinderin Literatur zur Verfügung.
Beim Westberliner Patentamt half man ihr später „weitaus engagierter“. Die Prüferin dort hätte sie „regelrecht geschunden“, damit sie auf mögliche Fragen der Presse und anderer Interessenten antworten konnte. Die Frage, ob sie mit ihrem Sprengverfahren zum Beispiels auch Hurrikans bekämpfen könne, beantwortete sie mit Ja. In Deutschland ist vielen nicht klar, dass die Worte „Wirbelsturm“, „Hurrikan“, „Zyklon“ und „Taifun“ alle das gleiche Wetterphänomen beschreiben. „Mit welchem Namen Wissenschaftler diese Stürme bezeichnen, hängt davon ab, in welcher Region sie auftreten“, schreibt National Geographic. „Im Atlantik und Nordpazifik werden die Stürme als ‚Hurrikane‘ bezeichnet, nach dem karibischen Gott des Bösen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Die Regierungskrise der Ampel
Schnelle Neuwahlen sind besser für alle
Angriffe auf israelische Fans
Sie dachten, sie führen zum Fußball
Bilanz der Ampel-Regierung
Das war die Ampel
Trumps Wahlsieg und Minderheiten
So wie der Rest
Israelische Fans angegriffen
Gewalt in Amsterdam
Die Grünen nach dem Ampel-Aus
Grün und gerecht?