Parents for Future über NPD-Einladung: „Wir haben kontrovers diskutiert“
In Dresden wurden rechtsextreme Parteien zu einer Klima-Podiumsdiskussion eingeladen – und dann wieder aus. Jenny Keck von Parents for Future erklärt, warum.
taz: Warum haben sich die Parents for Future in Dresden dazu entschieden, rechtsextreme Parteien zu ihrer Podiumsdiskussion einzuladen und ihnen damit kurz vor der Wahl eine Bühne zu geben?
Jenny Keck: Wir sind als Bewegung noch relativ unerfahren. Ich denke, wir haben uns nicht genug Gedanken darüber gemacht. Das eigentliche Ziel war es, mit allen zur Wahl stehenden Parteien über den Klimawandel zu sprechen und über die Möglichkeiten, die wir Menschen haben, diesen zumindest zu verzögern und in seinem Ausmaß einzudämmen. Wir wollen sehen, was die Parteien planen, gegen den Klimawandel zu tun und sie auf diese Aussagen festzunageln. Wir wollen herausfinden, welche Wege man gemeinsam gehen kann. Wir wollen den Leuten zeigen, wie die Parteien zum Thema Klima stehen – und die rechtsextremen Parteien dabei vielleicht auch ein Stück weit entlarven.
Wollen Sie als Klimabewegung wirklich einen gemeinsamen Weg mit rechtsextremen, teils verfassungsfeindlichen Parteien gehen?
Nein, das wollen wir nicht. Wir sind eine Bewegung, die sich aus vielen gemischten Personen mit den unterschiedlichsten Ansichten zusammensetzt. Darunter sind auch Leute, die der Überzeugung sind, man solle auch mit diesen Parteien diskutieren.
Als Ziel der geplanten Podiumsdiskussion haben sich die Parents for Future in Dresden eine konstruktive Debatte über die Zukunftsperspektiven von Sachsen gesetzt. Sehen Sie rechtsextreme Parteien wie die NPD als Teil dieser Zukunft an?
ist Mitglied der Parents for Future Bewegung in Dresden.
Nein. Diese Parteien werden uns wohl leider noch eine Weile erhalten bleiben und Teil des Landes Sachsen sein. Aber ich glaube nicht, dass sie einen sinnvollen Beitrag zu der Entwicklung des Landes leisten werden. Auch nicht auf der Klima-Ebene.
Warum haben Sie die NPD und die AdPM (Aufbruch deutscher Patrioten Mitteldeutschland) wieder ausgeladen?
Vergangene Nacht haben Vertreter unserer Bewegung lange und sehr kontrovers diskutiert. Wir haben uns gefragt, wie viel Sinn es macht, mit Menschen dieser Ansichten zu diskutieren. Die vielen Kommentare in den sozialen Netzwerken, die die Einladung dieser Parteien zur Diskussion ebenfalls schwer kritisieren, haben den Beschluss, diese zurückzuziehen dann zusätzlich befördert. Die Reaktionen in den sozialen Medien waren für die Ausladung jedoch nicht ausschlaggebend. Wir wollen nur mit Parteivertretern sprechen, die mit beiden Beinen fest auf dem Grundgesetz stehen. Die Diskussion, ob und wie man mit rechten Parteien umgehen soll, wird in der Bewegung schon lange angeregt geführt. Eine Lösung, die alle Mitglieder vertreten, haben wir bislang nicht gefunden. Unser Problem ist, dass wir eine Bewegung sind, die sich aus Menschen zusammensetzt, die mitten im Leben stehen, berufstätig sind und Kinder haben, denen es nicht möglich ist, an jedem Treffen teilzunehmen. Wir werden in Zukunft allerdings besser an unserer internen Kommunikation arbeiten.
Die Parents for Future Bewegung in Dresden plant am 23.8. eine Podiumsdiskussion zur Zukunft der Klimapolitik in Sachsen. Dazu lud die Bewegung nach eigenen Angaben alle in Sachsen zur Wahl stehenden Parteien ein. Darunter auch Vertreter der rechtsextremen Parteien NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands) und der AdPM (Aufbruch deutscher Patrioten Mitteldeutschland). In einer schriftlichen Erklärung gab die Bewegung jetzt bekannt, die Vertreter dieser beiden Parteien wieder ausgeladen zu haben. Weiterhin auf der Gästeliste: Vertreter der AfD (Alternative für Deutschland) und der PdV (Partei der Vernunft). Deren Teilnahme ist bislang jedoch nicht bestätigt. Die Landtagswahl in Sachsen findet am 1. September statt.
FPÖ-Chef Norbert Hofer sagt, er wolle seine Partei grüner machen. Erwarten die Dresdner Parents for Future ähnliche Entwicklungen bei den rechten Parteien in Deutschland?
Ich denke nicht, dass man Hofers Vorhaben ernst nehmen kann. Ich glaube, das ist reiner Populismus. Er versucht, damit weiter auf Stimmenfang zu gehen und noch mehr Leute von seiner Partei zu überzeugen. Auch das wollen wir mit der Ausladung verhindern, dass rechte Parteien unsere Fish-Bowl-Diskussion kapern und für ihre Zwecke nutzen. Wir haben uns entschieden, ihnen keine Bühne zu geben.
Die Fridays for Future-Ortsgruppe aus Dresden hat sich von der Einladung rechtsextremer Parteien klar distanziert und begrüßt jetzt den Entschluss, diese wieder auszuladen. Eine für sie nachvollziehbare Reaktion?
Ja, auf jeden Fall. Wir befinden uns im regen Austausch mit der Ortsgruppe und haben auch über die Einladung diskutiert. Ein Streit zwischen der Ortsgruppe und unserer Bewegung besteht jedoch nicht. Wir verfolgen die gleichen Ziele.
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