Waldbrände im Osten Russlands: Sibirien in Flammen
Im sibirischen Teil Russlands wüten seit Wochen Brände. Nun hilft das Militär beim Löschen. Die Feuer haben Auswirkungen aufs globale Klima.
Die Brände dauern schon seit Wochen an. Bis vor kurzem wurden keine Löschversuche unternommen. Meistens werden Brände sich selbst überlassen. Das ist in der weitläufigen und dünn besiedelten Region Sibirien im Osten Russlands üblich. Waldbrände kommen in dieser Region im Sommer häufig vor. Nur wenn Feuer Siedlungen und damit Menschen gefährden, wird eingegriffen.
Das hat mehrere Gründe. Sibirien ist extrem weitläufig, Löscheinsätze sind dort aufwendig und teuer. Zudem haben die lokalen Behörden wenig Geld für die Feuerbekämpfung zur Verfügung. Meist übersteigen die Kosten solcher Einsätze den Wert des geretteten Waldes. Der Gouverneur Alexander Uss der sibirischen Region Krasnojarsk sprach noch vor kurzem davon, dass Waldbrände ein natürliches Phänomen seien und sie zu bekämpfen „sinnlos und vielleicht sogar schädlich.“
Doch dieses Jahr fallen die Brände stärker aus als in den Vorjahren. Der Rauch reicht bis in den südlich angrenzenden Ländern Kasachstan und Mongolei. Auch die Ortschaften in den umliegenden Gebieten der Brände sind vom gesundheitsschädlichen Rauch betroffen. Lokale Medien berichten über Menschen die an Atembeschwerden und Kopfschmerzen leiden. In sozialen Netzwerken beklagen die Bewohner, dass sich die Behörden nicht ausreichend um die Katastrophe kümmern würden.
Waldbrände in Russland sind ein globales Problem
Das Gesundheitsministerium in Moskau riet den Bewohnern betroffener Gebiete, den Aufenthalt im Freien auf ein Minimum zu reduzieren. Bei Rauchgeruch in der Wohnung sollten Schutzmasken getragen sowie Fenster und Türen mit feuchten Tüchern abgedichtet werden.
Greenpeace Russland spricht davon, dass die Waldbrände „schon lange kein lokales Problem mehr“ seien. Vielmehr handele es sich um „eine Umweltkatastrophe auf nationaler Ebene“. Tatsächlich haben die Brände Auswirkungen für die gesamte Erde. Durch sie wird zum einen viel CO2 freigesetzt, dass in die Atmosphäre entweicht. Zum anderen schrumpft so der Bestand an Wald, der CO2 binden kann. Wälder in diesen Regionen bräuchten etwa 100 Jahre, um zu regenerieren, so der Wissenschaftler Alexander Brjuchanow gegenüber der russischen Staatsagentur Tass.
Hinzu komme noch das „Problem der Rußpartikel, die auf Eis und Schnee fallen“, warnt die Weltorganisation für Meteorologie. Der Ruß lasse das Eis schmelzen oder sorge durch die Verdunkelung der Schnee- und Eisflächen dafür, dass sie nicht mehr so viel Sonnenlicht reflektierten und somit weniger zur Kühlung der Erde beitrügen.
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