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Streit über CO2-SteuerKlimawandel in der Union

Hochrangige Unionspolitiker kritisieren, dass Parteichefin Kramp-Karrenbauer eine CO2-Steuer ablehnt. Nun rudert sie zurück.

Verregnete Partei-Stimmung: bei CDU und CSU Foto: reuters

BERLIN taz | Ist eine Steuer auf CO2 ein geeigneter Weg, um den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid zu reduzieren? Auf diese Frage hatte Annegret Kramp-Karrenbauer am Samstag noch eine klare Antwort: Hinter einer CO2-Steuer verberge sich nichts anderes als eine stärkere Belastung für Benzin, Diesel, Heizöl und Gas, sagte die CDU-Vorsitzende am Samstag bei einer Parteiveranstaltung in Halle. Das würde „insbesondere kleine Leute über Gebühr belasten“.

Diese Aussage steht in klarem Widerspruch zu praktisch allen vorliegenden Modellen für eine CO2-Steuer, denn diese sehen eine Rückverteilung der Einnahmen vor, die gerade Geringverdiener besser stellt. Nicht nur von Grünen und Linken, sondern auch aus ihrer eigenen Partei erntete Kramp-Karrenbauer darum deutliche Kritik. „Ich halte das für falsch, einfach nur Nein zu sagen“, erklärte NRW-Ministerpräsident und CDU-Vize Armin Laschet in der ARD.

Zur Reduktion des klimaschädlichen Kohlendioxids seine größere Anstrengungen nötig, sagte Laschet. „Deshalb sage ich: Hinschauen! Gute Ideen entwickeln! Und da sind wir genauso offen wie andere Parteien auch.“ Wenn man bei einer CO2-Steuer wie etwa in der Schweiz für einen sozialen Ausgleich sorge, „kann man sich diesem Gedanken nähern“. Auch der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Bundestag, Ralph Brinkhaus, ging auf Distanz zu Kramp-Karrenbauer. „Es darf keine Denkverbote geben“, sagte er der Westdeutschen Allgemeinen.

Diese Kritik blieb nicht ohne Wirkung: Am Montagmorgen ruderte Kramp-Karrenbauer kräftig zurück. Im Deutschlandfunk erklärte sie, ihre Ablehnung habe sich auf eine „reine Erhöhung der Mineralölsteuer“ bezogen. Ein solches Modell ohne jeden Ausgleich wird aktuell aber von überhaupt niemandem gefordert. Einer CO2-Steuer mit Ausgleich schloss die CDU-Vorsitzende hingegen nicht mehr aus. „Wir haben nur gesagt, wir steigen nicht beim Thema CO2-Steuer als erstem Diskussionspunkt ein“, sagte Kramp-Karrenbauer.

Hinschauen! Gute Ideen entwickeln!

Armin Laschet, CDU-Vize

Dass eine CO2-Steuer nicht die „kleinen Leute“ belastet, wie Kramp-Karrenbauer behauptet hatte, bestätigte am Montag eine neue Berechnung des Instituts von Ottmar Edenhofer, Chefökonom am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Er berät die Bundesregierung in Klimafragen: Eine CO2-Steuer von 60 Euro pro Tonne, die zum Teil zur Senkung der Stromsteuer und zum Teil für eine Rückzahlung von 162 Euro pro Kopf und Jahr verwendet würde, führt lediglich bei Spitzenverdienern zu Mehrkosten. Die Mittelschicht würde entlastet – in der Stadt deutlich stärker als auf dem Land. Auch Geringverdiener würden profitieren. Läge der Steuersatz nur bei 20 Euro, käme es in diesem Modell dagegen auch in der Mittelschicht zu einer leichten Mehrbelastung.

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11 Kommentare

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  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    "Eine CO2-Steuer von 60 Euro pro Tonne, die zum Teil zur Senkung der Stromsteuer und zum Teil für eine Rückzahlung von 162 Euro pro Kopf und Jahr verwendet würde, führt lediglich bei Spitzenverdienern zu Mehrkosten." Warum? Wo geht hier das Einkommen in die Rechnung ein?

  • Also wenn in Deutschland steuern erhoben weren, dann in erster Linie um dem Staat Geld generieren zu helfen, mit dem er dann Banken retten kann.



    Spare ich Strom, wird er halt teurer weil die Kommune das Geld braucht.



    Habe ich kein auto, bringt mir das gar nix weil ich CO2 nicht einspare sondern gar nicht erzeuge.



    Habe ich genug Geld, zahle ich aus der Portokasse meinen Obulus. Bin ich arm, muß ich mir eine neue Gasheizung anschaffen, weil die Regierung das so will- andernfalls ich halt "Strafe" bezahlen muß.



    Was soll diese Steuer? Micht EIn Kilo co2 weniger wird es werden. Da wären doch Prämien für NICHTverursachen viel sinnvoller- zumindest fürs Klima. CO2 Steur ist genauso ein Schwachsinn, wie CO2 Zertifikate. Das CO2 soll ja WEG- nicht ein Mittel zum Geld verdienen werden oder hab cih das falsch verstanden.

  • "Diese Aussage steht in klarem Widerspruch zu praktisch allen vorliegenden Modellen für eine CO2-Steuer, denn diese sehen eine Rückverteilung der Einnahmen vor, die gerade Geringverdiener besser stellt."

    Humbug. Die "Rückverteilung" erfolgt bei den fast allen Modellen zweckgebunden (regenerative Energien, Elektromobilität) - ein gewöhnlicher Nutzer finanziert dann den anderen die Annehmlichkeiten.

  • des Problem von dem Annegret ist doch das ihre Begründung für die Ablehnung nur ist "Das funktioniert nicht", wobei jeder schnell raus finden kann, das es bei unseren europäischen Nachbarn hervorragend funktioniert (anscheinend). Also sind wir wieder bei dem Lieblingsspiel von dem Annegret: konservative rote Linien definieren und für das Zielpublikum händeringend verteidigen - egal wie schwachsinnig. [Womit ich nicht sagen möchte das ich schon überzeugt wäre, eine CO2 Steuer sei die beste Lösung. Zertifikatehandel ist es aber anscheinend auch nicht - der hat bisher ja total versagt]

  • Bin mir nicht sicher, ob ich's richtig verstanden habe: Diese Steuer soll doch letztendlich nicht einfach nur Einnahmen generieren, sondern zum Umdenken und zur Verhaltensänderung im Umgang mit den Ressourcen bzw. Einsparungen den Klima-Schädlingen herbeiführen, richtig? Insofern kann es doch kaum zu nennenswerten Mehrkosten kommen, wenn die Leute einfach sparsamer umgehen... wahrscheinlich spart man sogar noch Geld - weil man z.B. vermehrt auf's Fahrrad setzt....

    • 9G
      91672 (Profil gelöscht)
      @sucram.hh:

      Ihre Sichtweise ist vollkommen richtig.



      Nur gibt es auch den sog. Durchschnitts-CDU-Wähler, dem jede Änderung seines Einkommens und seines Verhaltens ein höllischer Graus ist, und der auch die Fahrradfahrer hasst, weil Sie seinem SUV die Fahrt immer wieder madig machen (Langsam fahren und solcher Unsinn z.B.).



      Der SUV-Fahrer, der Reiche und CDU-Wähler möchte nun einfach keine höheren Steuern. Das ist einfach so, sagt AKK.

      • @91672 (Profil gelöscht):

        😂😂😂 dem kann ich nix hinzufügen... Sehr gut! Danke

    • @sucram.hh:

      Das Problem ist das es in der Diskussion nur um den Privatbürger geht: Mobilität, mehr Dämmen (a.) mit was? mehr Styropor für unsere Chemieriesen? und dann wieder jammern das das bauen teurer wird?)... und unseren größten Emittent, die Industrie, die nimmt kein Politiker in den Mund (nicht mal die Grünen!!!): schon vor Jahren war in Fachzeitschriften die Einschätzung: Alle Maschinen mit alten Antrieben verschrotten, neue sind min. 25% energieeffizienter wenn man die tech. Möglichkeiten ausschöpft (d.h. nicht die billigste Lösung nimmt) --> aber das wären Milliarden-Investitionen. Da schießen unserer Geldelite die Tränen in die Augen.

      • @danny schneider:

        👍

  • 9G
    91672 (Profil gelöscht)

    AKK ist doch ziemlich raffiniert und man sollte sie nicht unterschätzen:



    Sie lehnt zwar eine CO2-Steuer ab aber immerhin (Zitat): 'Nun rudert sie zurück'.



    Ja, Frau AKK, das ist die Lösung. Weniger Auto-Verkehr, mehr zu Fuß gehen. Weniger Motorschifffahrt, mehr rudern.



    (Aber die Kritiker in der Union sind schon wieder aktiv: Das 'Rudern an sich und das Zurückrudern falle in das Ressort von Herrn Scheuer, da es eine Mobilitätsdisziplin sei, und AKK solle sich da raushalten. Und wenn, dann müsste man das Rudern auch besteuern).

    • @91672 (Profil gelöscht):

      ⭐️ ⭐️ ⭐️ ⭐️ ⭐️