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Zweitligist Holstein KielTim Walter vor dem Abschied

Unter Leitung von Tim Walter spielte Holstein Kiel lange um den Aufstieg mit. Jetzt verlässt er den Verein voraussichtlich.

Holstein Kiels Trainer Tim Walter beim 3:0 Heimsieg gegen Dynamo Dresden. Foto: dpa

KIEL taz | Es gehört zum beruflichen Selbstverständnis Tim Walters, den Blick nur nach vorne zu richten. Ohne Kompromisse und mit einem Selbstbewusstsein, das bisweilen die Grenze zur Arroganz schrammt. Diesen unerschütterlichen Glauben an die eigene Stärke vermittelt der 43-jährige Fußball-Lehrer seinen Spielern. Eine Fähigkeit, mit der Walter aus dem vermeintlichen Zweitliga-Abstiegskandidaten Holstein Kiel ein Team formte, das lange Zeit um den Aufstieg in Liga eins mitmischte.

Das 3:0 im Saison-Heimfinale gegen Dynamo Dresden am Sonntag war mit hoher Wahrscheinlichkeit die Abschiedsvorstellung Walters. Einigen sich der VfB Stuttgart und die Kieler, wechselt der Coach nach nicht einmal zwölf Monaten an der Kieler Förde ins Ländle. Im Gespräch sind für eine vorzeitige Auflösung des bis zum 30. Juni 2020 laufenden Vertrages eine Million Euro.

Für Walter war Kiel nach erfolgreichen Jahren in der Nachwuchsarbeit beim Karlsruher SC und beim FC Bayern der Einstieg bei den Profi-Herren. Eine mit Kalkül gewählte Startrampe: Denn er sah den massiven Personalumbruch bei Holstein Kiel nach dem verpassten Aufstieg 2018 mehr als Chance denn als Gefahr.

Fußball Marke Jugendstil

Tatsächlich beeindruckten die neuen Störche unter seiner Regie mit höchst attraktivem Offensiv-Fußball der Marke Jugendstil. „Unvernünftig, aber wunderschön“, lautete eine treffende Schlagzeile nach dem spektakulären 4:4 in Paderborn im vergangenen November. Walters innovative Spielidee basiert auf einer riskanten Spieleröffnung über den Torwart und zwei sich nach vorne orientierenden Innenverteidigern, ständigen Positionswechseln sowie Ballbesitz durch Kurzpass-Kombinationen über das ganze Feld. Die zum 1:0 in Magdeburg am 10. Februar führende Ballzirkulation feierten Taktik-Nerds als „Spielzug des Jahres“.

Der Vater zweier Töchter und eines Sohnes sieht sich als Dienstleister vor allem für junge, exzellent ausgebildete und lernwillige Spieler. Im Training stresst er „seine Jungs“ gerne mit überfordernden Aufgaben, um ihre Köpfe für neue Lösungen zu öffnen.

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