Geburtstag eines Milliardärs: Carsten M. kämpft fürs Kapital
Der umstrittene Unternehmer Carsten Maschmeyer wird 60 Jahre alt. Pünktlich zum Fest rät er Juso-Chef Kevin Kühnert zu einem Nachhilfekurs in Wirtschaft.
Gerade hat sich Maschmeyer wieder ein bisschen aus dem Fenster gelehnt. Auf die Vorschläge des Juso-Vorsitzenden Kevin Kühnert, dass der Kapitalismus zu überwinden sei und das nicht ohne Kollektivierungen gehe, schlug er ihm einen Nachhilfekurs in Wirtschaft vor. „Essen ist Menschenrecht“, twitterte Maschmeyer anknüpfend an Kühnerts Postulat. „Müssen jetzt alle Restaurants und Supermärkte enteignet werden?“
Kühnert ließ das nicht auf sich sitzen und twitterte zurück: „Ich weiß nicht, ob ich anderen Leuten Wirtschaftsnachhilfe empfehlen würde, hätte ich vergleichbar viele Schädigungen von Kleinanlegern unternehmerisch zu verantworten, wie das bei Ihnen der Fall ist.“ Kühnert spielt auf die Klagen von Anlegern an, die durch von AWD vermittelte Finanzprodukte Geld verloren hatten. Die Verfahren endeten mit außergerichtlichen Einigungen.
Mit Altkanzler Schröder verbindet Maschmeyer ein Verhältnis zu gegenseitigem Nutzen. 1998 finanzierte Maschmeyer eine Werbekampagne mit dem Slogan „Der nächste Kanzler muss ein Niedersachse sein“ – angeblich um Oskar Lafontaine als Kanzlerkandidaten zu verhindern.
2005 zahlte er Schröder zwei Millionen Euro für die Rechte an dessen Memoiren, was die Kollegen vom Stern als Honorar entschieden zu viel fanden. Kurz zuvor war das Alterseinkünftegesetz in Kraft getreten, das Geschäft mit der Riester-Rente erleichterte und zusätzliches Geschäft mit der Rürup-Rente für Selbstständige ermöglichte.
Maschmeyer gibt sein Wissen gerne weiter
Maschmeyer hatte als Student angefangen, Finanzprodukte zu verkaufen, nachdem ihn eine Urlaubsbekanntschaft als „geborenen Verkäufer“ entdeckt hatte. Weil er sich so intensiv dem Geldverdienen widmete, wurde er von seinem Medizinstudium zwangsexmatrikuliert. Das konnte ihm herzlich egal sein, schließlich hatte er zu dieser Zeit schon seine eigene Vertretung und setzte als 25-Jähriger 660 Millionen Mark für seinen damaligen Arbeitgeber um.
Was er selbst aus eigener Kraft geschafft hat, müsste auch anderen möglich sein, sagt sich Maschmeyer und hat dazu zwei Ratgeber verfasst. Den „Höhle der Löwen“-Gewinnern greift er mit einer speziellen Investmentfirma unter die Arme. Er glaubt halt an den Wettbewerb.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Vorgezogene Bundestagswahl
Ist Scholz noch der richtige Kandidat?
113 Erstunterzeichnende
Abgeordnete reichen AfD-Verbotsantrag im Bundestag ein
USA
Effizienter sparen mit Elon Musk
Ein-Euro-Jobs als Druckmittel
Die Zwangsarbeit kehrt zurück
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Aus dem Leben eines Flaschensammlers
„Sie nehmen mich wahr als Müll“