Das war auch: Verband will Fußball-Klub ausschließen
Das Präsidium des Hamburger Fußballverbandes (HFV) hat am Donnerstag die Reißleine gezogen und vor dem verbandsinternen Sportgericht den Ausschluss des Wilhelmsburger Vereins Adil beantragt. Laut Verfassungsschutz wurde der Klub von Islamisten gegründet, genauer: von der verbotenen islamistischen Vereinigung Hizb-ut Tahrir (Partei der Befreiung). Die Organisation strebt die Errichtung eines staatenlosen Kalifats an, in dem das Wort Gottes gilt. Rekrutieren für das Kalifat, das sei laut Verfassungsschutz die eigentliche Funktion des Wilhelmsburger Fußballvereins. Das sei mit der Satzung des HFV nicht vereinbar, hieß es beim Verband.
Im NDR Hamburg Journal hatte der Vorsitzende des umstrittenen Vereins die Vorwürfe Mitte der Woche noch als Rufschädigung zurückgewiesen und angekündigt, sich einen Anwalt nehmen zu wollen. Die Entscheidung des HFV-Präsidiums wollte er auf Anfrage der taz am Freitag nicht kommentieren. Sollte der Verein Adil aus dem HFV ausgeschlossen werden, steht die Mitgliedschaft im Sportbund ebenfalls infrage, denn der Verein betreibt lediglich eine Fußballmannschaft in der Kreisklasse B.
Somit scheint das Schicksal vom Klub Adil bereits besiegelt, noch bevor der Verfassungsschutzbericht 2018 im Juli offiziell veröffentlicht werden wird. Die Verbandsentscheidung greift damit auch einem möglichen Verlust der Gemeinnützigkeit des Vereins vor, die ihm durch den Eintrag in den Verfassungsschutzbericht droht. Ein Urteil des Bundesfinanzhofs aus dem Jahr 2018 stellte nämlich fest: Eine Nennung im Bericht der Verfassungsschützer erlaubt, die Gemeinnützigkeit abzuerkennen.
Die Entscheidung des Hamburger Fußballverbandes lässt auf jeden Fall keinen Zweifel am politischen Willen der Vereine, nach den Hinweisen des Verfassungsschutzes zeitnah zu handeln. Bis zur endgültigen Entscheidung des Sportgerichts werden alle Spiele der Adil-Mannschaft ausgesetzt. Der früheste Verhandlungstermin ist der 17. April.
Marinus Reuter
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