Proteste gegen Regierung von Haiti: Armut und Korruption
Demonstranten fordern den Rücktritt von Staatschef Jovenel Moïse. Zuvor war bekannt geworden, dass Regierungsmitglieder Hilfsgelder veruntreut haben.
Mehrere Schulen sowie Geschäfte wurden geschlossen. Polizeisprecher Gary Desrosiers sagte am Donnerstag, eine Person sei getötet worden, offenbar bei einer Schießerei nahe einem Protest. 36 Personen seien festgenommen worden. Vier Polizeiwagen seien in Brand gesteckt worden. Die Polizei ging mit Tränengas gegen die Demonstranten vor.
An den Protesten beteiligten sich tausende Menschen. „Seit zwei Jahren verspricht Jovenel, unsere Teller zu füllen“, sagte ein Demonstrant. „Aber ich kann keine Lügen essen.“
Zu den Protesten hatte die Opposition aufgerufen. Am Dienstag hatte die Regierung neue Maßnahmen angekündigt, um die wirtschaftliche Krise im Land lindern. Vergangene Woche war bekannt geworden, dass im Rahmen des Erdölprogramms Petrocaribe Gelder hinterzogen worden seien. Auch Mitglieder der Regierung Moise sollen an dem Betrug beteiligt sein. Durch Petrocaribe erhält Haiti günstiges Erdöl aus Venezuela.
Haiti gilt als ärmster Staat der westlichen Hemisphäre und befindet sich in einer politischen sowie wirtschaftlichen Krise. Das Land hat sich noch immer nicht von dem schweren Erdbeben von 2010 erholt. Im vergangenen Jahr kam es zu Ausschreitungen, nachdem die Regierung eine Erhöhung der Benzinpreise angekündigt hatte. Im November legten Streiks und Demonstrationen gegen Korruption Port-au-Prince lahm.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen