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Überprüfung der Deutschen UmwelthilfeRegierung klopft bei Finanzamt an

Das Bundesfinanzministerium fordert auf Drängen der CDU einen Bericht zur Gemeinnützigkeit der Deutschen Umwelthilfe an. Grüne sind empört.

Die Deutsche Umwelthilfe hat vielerorts Fahrverbote für ältere Diesel-Pkw erwirkt Foto: dpa

BERLIN taz | Nachdem sich die CDU für eine Überprüfung der Gemeinnützigkeit der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ausgesprochen hat, will die Bundesregierung Kontakt mit dem zuständigen Finanzamt aufnehmen. In der Antwort auf eine Anfrage der Grünen, die der taz vorliegt, räumt das Bundesfinanzministerium zwar ein, dass die Regierung für eine Überprüfung überhaupt nicht zuständig ist.

„Ob und inwieweit die Voraussetzungen für die An- oder Aberkennung der Gemeinnützigkeit auf die in der Frage genannte Körperschaft zutreffen, prüft und entscheidet die zuständige Finanzbehörde in eigener Zuständigkeit“, schreibt SPD-Staatssekretärin Bettina Hagedorn. Trotzdem schaltet sich die Regierung offiziell in das Verfahren ein: „Das Bundesministerium der Finanzen wird sich von der zuständigen Landesbehörde dazu berichten lassen“, heißt es in dem Schreiben.

Damit setzt das SPD-geführte Finanzministerium eine Forderung der CDU um. Nach einem entsprechenden Beschluss des CDU-Parteitags im Dezember hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel im Bundestag erklärt, man werde sich „regierungsseitig anschauen“, ob die DUH die Voraussetzungen für die Gemeinnützigkeit erfülle.

„Auch wenn von den Finanzbehörden die Gemeinnützigkeit festgestellt wird, entbindet uns dies nicht davon, uns das mal näher anzusehen“, hatte Merkel erklärt. Tatsächlich hatte das für die DUH zuständige Finanzamt Singen bisher nie etwas auszusetzen. Erst im vergangenen September war die Gemeinnützigkeit für die nächsten fünf Jahre bestätigt worden, sagte Umwelthilfe-Geschäftsführer Jürgen Resch.

Abstrafung für erfolgreiche Arbeit

Die Grünen üben scharfe Kritik am Vorgehen der Regierung. „Offensichtlich will Angela Merkel so politischen Druck auf das zuständige Finanzamt ausüben“, sagte der haushaltspolitische Sprecher der Fraktion, Sven Kindler, der taz. „Eine solche Drohkulisse ist in einem demokratischen Rechtsstaat nicht hinnehmbar.“

Die Umwelthilfe hat mit erfolgreichen Klagen bewirkt, dass zahlreiche Kommunen Fahrverbote für ältere Diesel-Pkw erlassen müssen. Genau das macht die CDU ihr zum Vorwurf. Der Verband nutze seine Klageberechtigung „ohne Rücksicht auf den volkswirtschaftlichen Schaden oder andere Interessen, die ihrem Ziel entgegenstehen“, heißt es in einem Schreiben der Parteizentrale an den Deutschen Naturschutzring.

Dass die DUH für ihre erfolgreiche Arbeit abgestraft werden soll, hält Kindler für skandalös. „Es ist krass, dass eine Umweltorganisation, die gegen Rechtsbrüche vorgeht, von der Kanzlerin attackiert wird – und nicht die kriminelle Autoindustrie, die hemmungslos gelogen und betrogen hat“, sagt er.

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13 Kommentare

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  • absolut dafür.



    dass an gewissen stellen etwas getan werden muss, steht außer frage. dass es derzeit aber auf kosten der bürger geschieht, ist einfach nicht zumutbar. wer kann sich schon mal eben so ein neues auto leisten? bis automobilkonzerne, umeelthilfe und regierung so weit sind, tragen die betroffenen alles aus. pendler, die (wie ich) aus einer sehr ländlichen region mit öffentlichen verkehrsmitteln 3 stunden (eine fahrt!), also 6 stunden fahrzeit pro tag auf sich nehmen müssten. oder in ein neues auto investieren, was finanziell schwierig ist. eine wohnung in der nähe einer großstadt zu finden, ist teuer und es dauert monate was sollen wir in der zeit tun? klagen, warten, hoffen, 6 stunden pro tag fahren (ein weg, der mit dem auto in 2 stunden pro tag zurückgelegt wird), monatelang eine wohnung suchen (was als berufstätiger auch ein zeitproblem mit sich bringt). bis irgendwas passiert, leidet ein nicht kleiner teil der bevölkerung unter diesem streit.

  • demnächst werden auch schiedsrichter im fußball gekündigt, wenn sich ein tor gegen bayern münchen anerkennen. und blitzer, die mehr als zehn fahrzeugen eine geschwindigkeitsübertretung nachweisen, werden verschrottet.



    wo käme denn unsere arme volkswirtschaft sonst hin.



    und falls die wirtschaft einen schub braucht, kann man auch das impfen verbieten, den heilen ist teurer als vorbeugen und impfungen beugen viel zu gut vor.

  • Hoffen wir das die Abmahn-Kanzlei von Resch und Co. bald geschlossen wird.

    Ich fürchte nur weil die was von "Umwelt" reden haben die Freikarten und können wohl nur noch durch gelbe Westen gestoppt werden.

    //



    PS: Solange der Heuchler Resch durch die Gegend fliegt denk ich noch nicht mal über meinen Diesel nach.

    • @Thomas_Ba_Wü:

      LEIDER Thomas ist das nicht so einfach. Dein Diesel dürfte auch noch fahren wenn die Regierung die Hersteller zu einer kostenlosen Hardwarenachrüstung verpflichten würde. Betriebswirtschaftlich für die Hersteller sicher ein Kraftakt. Volkswirtschaftlich aber sinnvoll.



      weil a: Nicht gute Autos verschrottet werden müssen



      und b: die Umwelt = Menschen geschützt werden



      und c: Der Verbraucher nicht für die "Fehler" einiger wenigen Entscheider in Politik und Wirtschaft bestraft wird.

      Es ist ja auch dumm den Verkehrspolizisten zu schlagen bloß weil der die Autos um den Unfall lotst.

  • Da soll also eine kritische Organisation mundtot gemacht werden.

  • Wenn die Deutsche Umwelthilfe so oft vor Gericht recht bekommt müsste sie geehrt werden.



    Stattdessen betreibt die Bundesregierung Rechtsbeugung durch Unterlassung der Verfolgung von Rechtsbruch. ...

  • Der Möchtegern-Kanzlerkandidat der SPD, Finanzminister Olaf Scholz, macht ohne Not sich zum Büttel des CDU-Bezirksverbandes Nordwürttemberg (der die Aberkennung der Gemeinnützigkeit der Umwelthilfe betreibt).

    Tiefer kann man wohl nicht sinken.

    • 9G
      91672 (Profil gelöscht)
      @Peter_:

      Ja zu Ihrer Betrachtung. Scholz ist ein weiterer Sargnagel der SPD. Daß die SPD aber auch gar nichts mehr kapiert, ist fast eine Tragödie.

      • @91672 (Profil gelöscht):

        Die SPD ist seit 1914 - Unterstützung der Kriegskredite - politisch verbrannt. Ebert und Noske sind mit blutiger Brutalität gegen die Arbeiter und ihre Interessen vorgegangen und haben Hitler den Weg bereitet.



        Abgesehen von einer kurzen Episode unter Brandt hat die SPD stets der Reaktion zugearbeitet. Was will man da erwarten...

  • 9G
    91672 (Profil gelöscht)

    (Fiktives) Interview aus der Reihe: 'Bilanz eines politischen Lebens'.



    Mod: Frau Bundeskanzlerin, Sie haben ja in ihrem politischen Leben zahlreiche Grenzwerte beschlossen und stehen jetzt vor der Tatsache, daß sie praktisch so gut, wie nichts davon einhalten. Wie stehen Sie dazu und was ist der Grund dafür?



    Bundeskanzlerin: Ja, das ist richtig, daß ich sehr oft sehr gute Ideen hatte, aber gleichzeitig auch immer schwierige Partner. Da ist zum einen die SPD, die immer nur kommunistisches Zeug will, da ist zum Zweiten die CSU, die grundsätzlich bockig ist und natürlich überall, in der Rüstung, beim Autobau ganz egoistische Interessen hat und, man verzeihe mir, da ist dann auch die CDU, wo ich bei fast allen wichtigen Weichenstellungen gescheitert bin.



    Mod: Sie selbst haben also keine Schuld?



    Bundeskanzlerin: Ja, was soll ich sagen? Wenn das Orchester nicht mitmacht, dann ist die Dirigentin machtlos.

  • Tja, dann sind sie der Regierung wohl zu unbequem, wenn sie sich selbst einschaltet ohne zuständig zu sein.



    Ein besseres Siegel für Gemeinnützigkeit kann eine Organisation kaum haben.

  • ""Der Verband nutze seine Klageberechtigung „ohne Rücksicht auf den volkswirtschaftlichen Schaden oder andere Interessen, die ihrem Ziel entgegenstehen“, ""



    andere Interessen, nämlich der Schutz von Umwelt, Natur und Ressourcen



    und somit unserem Lebensraum, einer lebenswerten Zukunft in diesem sind mehr als erfüllt.

    Irgendwie hätte man einer ehemaligen Umweltministerin schon zutrauen können, dass sie auch 1+1 im Thema Umwelt und Ressourcen zusammenzählen könnte.



    Aber als Chemikerin sind ökosystemare Zusammenhänge vermutlich auch nicht bekannt.

    Naja, FTS

    und wo kann ich nochmal Neuwahlen beantragen???



    Und wo finde ich die Parteien, die nicht dem Mormon hinterherrennen?



    sagte ich schon FTS?

  • Irgendwas muss ja von den vielen Gesprächen mit Erdogan hängen geblieben sein... Interessantes Vorgehen auf jeden Fall!